American Splendor
- Genre
- Tragikomödie, Biographie
- Regie
- Shari Springer Berman, Robert Pulcini
- Darsteller
- Paul Giamatti, Hope Davis, Harvey Pekar, Toby Radloff, Judah Friedlander
- Produktion
- USA 2003, 101 Min., Tiberius Film
Bewertung
Redaktion, Nov 20045 / 5 Sternen
Zu kaufen bei:
Harvey Pekar, Aktensortierer in der Verwaltung eines Krankenhauses, sieht sich gerne als Opfer der widrigen Umstände, die das Leben manchmal so mit sich bringt. Der ordnungsscheue, bereits zweimal geschiedene Harvey verfügt aber auch über einen kaum zu bändigenden Sammeltrieb. Er hortet seit seiner Jugend Jazz-Platten, eigentlich jede Art von Platten, und vor allem Comics. Als er eines Tages den ähnlich zurückgezogen lebenden Robert Crumb auf einem Flohmarkt kennen lernt, ist diese Begegnung die langersehnte Wende in seinem Leben. Er zeigt Crumb seine Strichmännchencomics. Crumb ist begeistert. Harvey liefert in der Folge die Real-life-storys, Crumb illustriert sie, und die «American Splendor»-Comic-Reihe ist geboren.
Harvey Pekar bleibt trotz seines Erfolgs ein typischer Anti-Held: Zwar erkennen ihn die Leute nun auf der Straße, aber sein durchschnittliches Leben wagt er nicht zu ändern. Erst als die höchst skurrile Comicbuchhändlerin Joyce in sein Leben tritt, gewinnt er an Selbstsicherheit und gestattet sich sogar einen gewissen Anflug von Optimismus. Harvey lebt in Talkshow-Auftritten bei David Letterman seinen neu gewonnenen Kultstatus aus, und zusammen mit Joyce meistert er nun auch die schwierigeren Tage des Lebens. Schließlich etablieren die beiden zuletzt ein kaum für möglich gehaltenes, glückliches Familienleben.
Ordinary Life is pretty complex stuff’. Willkommen in der Welt von Harvey Pekar, dem kauzigen Erfinder eines der beliebtesten US-Comics aller Zeiten: „American Splendor“ . Der Film über die True-Life Story des liebenswerten Außenseiters, von Presse und Publikum überschwänglich gefeiert, vereint alle Superlative des amerikanischen Independent Kinos und wurde dementsprechend auf mehreren Filmfestivals –allen voran Sundance 2003- ausgezeichnet. Golden Globe und eine Oscar-Nominierung folgten. Verdient, denn es steckt viel Kreativität in ihm. Dokumentarfilm, Spielfilm und Comic - all das ist „American Splendor“. „American Splendor“ taucht ein in Harvey Pekars exzentrisches Universum und verfolgt mit beeindruckender Originalität dessen Lebensweg vom unscheinbaren Comic- & Vinyl-Sammler zum Herausgeber des titelgebenden Kultmagazins. Manchmal urkomisch, dann wieder tief bewegend, erleben wir, wie ein sozialer Outcast durch seine Passion für Comics und Musik die Liebe findet, zu einer Familie kommt und selbst zum kreativen Künstler wird. Wo es des Guten zuviel wird, schlägt manchmal gefühliger Flokati-Charme durch. Allerdings „entschädigen“ Pekars Freunde, eine Handvoll waschechter Geeks und Nerds (u.a. der unfreiwillig brüllend komische Toby, dargestellt von Judah Friedlander) und allen voran der phänomenale Soundtrack der an dieser Stelle wärmstens zu empfehlen sei*.
Nach Pekars Ideen zeichnete sein Freund Robert Crumb (“Fritz the Cat”) die ersten Ausgaben des Kultcomics. Seit über zwei Jahrzehnten zeugen sie von der amerikanischen Herrlichkeit des Banalen, vom beiläufigen Heldentum des Alltäglichen, das sich nirgends typischer widerspiegelt, als im Leben dieses Einzelkämpfers aus Cleveland, Ohio. Auch gerade deswegen wurde Pekar dafür 1987 mit dem ‚American Book Award’ geehrt.
In seiner formalen Vielschichtigkeit ist „American Splendor“ eine großartige Neu-Erfindung der Filmbiographie. (Danny Ulbrich)