Schildkröten können fliegen - Lakposhtha ham parvaz mikonand
- Genre
- Drama
- Regie
- Bahman Ghobadi
- Darsteller
- Soran Ebrahim, Avaz Latif, Saddam Hossein Feysal, Hiresh Feysal Rahman, Abdol Rahman Karim, Ajil Zibari
- Produktion
- Iran/Irak 2004, 98 min, Kurdisch - OmU
Bewertung
Peter Weißenborn, Jun 20054 / 5 Sternen
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An der türkischen Grenze des Nord-Iraks in einem kurdischen Flüchtlingslager kurz vor Beginn des amerikanischen Angriffes auf den Irak: die Waisenkinder des Lagers leben in extremer Armut. Sie müssen ihr Geld mit dem Bergen amerikanischer Landminen verdienen, die sie für wenige Dinare an Unterhändler abgeben, die die Minen teuer an die UNO weiterverkaufen. Viele der Kinder sind bereits verstümmelt, müssen aber trotzdem jeden Tag von neuem auf die Minenfelder gehen, um nicht zu verhungern.
Satellit, ein technisch versiertes Kind, das solch eine Kindergruppe anführt, hat gute Kontakte zur nächsten Stadt und den Händlern dort. Eines Tages begegnet Satellit dem Mädchen Agrin mit ihrem zweijährigen Sohn Digah und Hengov, ihrem hellsichtigen, verstümmelten Bruder. Satellit verliebt sich in Agrin. Doch Agrin kann seine Gefühle nicht erwidern, sie ist traumatisiert. Ihr Sohn, der blinde Digah, ist für sie die permanente Erinnerung an dieses unglaubliche Leid. Hinter dem Rücken ihres Bruders, der sich rührend um Digah kümmert, versucht sie immer wieder Digah Gefahrensituationen auszusetzen, denn sie wünscht sich seinen und auch ihren eigenen Tod.
Der kurdische Filmemacher Bahman Ghobadi („Zeit der trunkenen Pferde“) hatte kein Drehbuch, keine Finanzierung, nur sein Anliegen: den Alltag von Kindern in Kriegszeiten zu skizzieren. ...es ist der erste Film, der seit dem Fall des Saddam Hussein-Regime im Irak gedreht wurde.
Bahman Ghobadi zeichnet ein authentisches Bild von den wehrlosen Leidtragenden des Irak-Krieges und gewann mit seinem aufwühlenden und emotional dichten Drama verdienter Weise renommierte Auszeichnungen auf mehreren Filmfestivals. Nicht, wie Gewalt entsteht, sondern vor allem, wohin sie führt, diese Frage motivierte vor allem sein Projekt. Die Schrecken, die sein Film ohne Frage zeigt, entfalten sich auf eine eindrucksvolle poetische Weise - eine Poesie des Grauens über das Leben am Abgrund mit solch schmerzhafter Authentizität, dass einem das Zusehen zur Prüfung der eigenen Menschlichkeit gerät. VIBE möchte deshalb dazu beitragen diesem Gefühl Rechnung zu tragen und die Möglichkeit einer gezielten Spende einräumen.
Fakt ist: Der Nordirak ist das am stärksten verminte Gebiet der Welt. Rund zehn Millionen „Schildkröten“ liegen hier. Die Frankfurter sozialmedizinische Hilfsorganisation medico international, die neben anderen 1997 für die Kampagne gegen Landminen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, engagiert sich nicht nur seit Beginn der 90er Jahre aktiv gegen den Einsatz aller Landminen, sondern hat ebenfalls zu Beginn der 90er Jahre ein großes Wiederaufbauprogramm im kurdischen Nordirak zugunsten der vom Hussein-Regime grausam verfolgten kurdischen Bevölkerung ermöglicht. (Danny Ulbrich)
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medico international
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Fax: 069 94438-15
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