Manderlay
- Genre
- Drama
- Regie
- Lars von Trier
- Darsteller
- Bryce Dallas Howard, Willem Dafoe, Isaach De Bankolé, Danny Glover
- Produktion
- Dänemark/ Schweden 2005, 139 Min.
Bewertung
Peter Weißenborn, Nov 20054 / 5 Sternen
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Wahnsinn! Weit über 60 neue Filmproduktionen wollen im Zeitraum dieser VIBE-Ausgabe in den deutschen Lichtspielhäusern zu überzeugen wissen. Doch welche Filme sind es wert zu empfehlen, bleiben dauerhaft im Gedächtnis, avancieren zum Kult? Stilistisch gesehen sicherlich Tim Burtons "Corps Bride" ("Hochzeit mit einer Leiche"). Wen wunderts, wenn man einmal "Nightmare before Christmas" gesehen hat.
Neben einigen anderen (Dokumentar-)Filmen sticht in diesem Monat aber vor allem Lars von Trier's "Manderlay" heraus. Nach "Dogville" der zweite Teil von Triers Amerika-Trilogie, provoziert dieser angeblich erneut mit einer zynischen Anklage gegen das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch die Dimension von Manderlay ist durchaus weit- & tiefgreifender. Denn wieder einmal führt von Trier den Menschen als von egoistischen Impulsen und zerstörerischen Leidenschaften geleitetes Wesen vor. Mit Blick auf das (aktuell) politische Weltgeschehen kommt das einem allemal bekannt vor:
Wir schreiben das Jahr 1933. Nachdem sie Dogville verlassen haben, sind Grace und ihr Vater mit ihren Gangstern auf dem Weg nach Süden. Irgendwie in der Einöde von Alabama stoßen sie auf die Plantage Manderlay, auf der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint: Fast 70 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs bewirtschaften immer noch rechtlose schwarze Sklaven das Anwesen. Empört durch solche Ungerechtigkeit will Grace diesen Zustand schnellstens ändern, selbst gegen den warnenden Ratschlag ihres Vaters. Sie organisiert mit Hilfe ihrer Schergen die Befreiung der Geknechteten und richtet sich auf Manderlay ein, um beim Aufbau einer demokratischen Gemeinschaft zu helfen. Doch sind die ehemaligen Sklaven schon bereit für dieses völlig neue Leben? Denn schließlich wird die Angst vor der Zukunft sogar in solch Worten gefasst: „Wir Sklaven essen auf Manderlay um 7 Uhr zu Abend; wann essen die Leute, wenn sie frei sind?“
Wie voraus gesagt, muss Grace fassungslos miterleben, wie sich ihr Traum von einer besseren Zukunft für alle Unterdrückten in einen Albtraum verwandelt. Die freie Plantage Manderlay wird zu einem Mikrokosmos aus Angst, Zweifel, Furcht und anderen Negativismen. Und so wendet sich das Blatt dieser ideologisches Befreiungsaktion...
Auch wenn so manch ein Kinogast sich anfangs daran stören sollte, dass die Szenerie von einer großen Theaterbühne und ohne viel Brimborium bestimmt ist, so wird er schnell erkennen, dass er gerade dadurch nicht vom Wesentlichem abgelenkt wird bzw. das Wesentliche besser zu erkennen vermag. Die von Anfang an untergründig spannungsgeladene dunkle Atmosphäre lässt dabei nichts Gutes ahnen. Dabei wird diese Parabel in narrativer Weise angenehm auflockernd in acht Kapiteln eingebettet. Lars von Trier beweist einmal mehr, dass es auch anders geht, um das Kino beeindruckt zu verlassen. Danny Ulbrich
- Kinostart
- 10.11.2005