Aaltra
- Genre
- Roadmovie, Komödie
- Regie
- Benoît Delépine, Gustave Kevern
- Darsteller
- Aki Kaurismäki, Jan Bucquoy, Jason Flemyng, Motorcross-Helden wie Joël Robert, Stefan Everts
- Produktion
- Frankreich/ Belgien 2004, s/w, 92. Min., OmdU
Bewertung
Peter Weißenborn, May 20065 / 5 Sternen
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Nein, beneidenswert sind die beiden zwieträchtigen Nachbarn in dieser bäuerlichen Einöde nahe Paris wirklich nicht. Monsieur Vives verbringt mehr Zeit seine „Heimarbeit“ totzuschlagen, als sich um seine in allen Belangen vernachlässigte Frau, geschweige denn um seinen Job, zu kümmern. Stattdessen verbringt er nahezu jede Minute mit Motorcross, ob in Gedanken oder auf der Piste. Und der allein stehend versiffte Landarbeiter Gustave lässt sich wieder Mal tüchtig vom Bauern Sénnac (berechtigt) anscheissen. Einzig & allein sich gegenseitig eins auszuwischen, hält sie scheinbar sinnvoll am Leben. Doch an diesem Tage rächt sich das: „wegen“ Gustave verliert Monsieur Vives seinen Job & erwischt seine Frau beim Kinderzimmerfick mit irgendeiner Lusche. Wutentbrannt schmeißt er seine Karre an! Auf zum Feld, um den verhassten Nachbarn die zottelige Visage zu polieren. Aber dort ist es der Traktoranhänger der Marke Aaltra der beide Kampfhähne erschlägt.
Im Krankenhaus ausgerechnet im gemeinsam belegten Doppelzimmer erwacht, bekommen die beiden ‚Siamesischen Zwillinge’ die ermutigende Diagnose mitgeteilt, dass sie Hüft abwärts ‚einbeinig’ gelähmt sind. Da brauch man dann auch nicht mehr beim Zehenschneiden darauf zu achten, wie tief sich der Knipser ins Fleisch verirrt. Da schmerzen vielmehr die Zugaben im KH: anstatt Mitleid zu empfangen, verliert Landwirt Gustave seinen Kredit beim Chefbauern & Vives unbemerkt seine Frau. So ist es kein Wunder, dass jeder, kaum vom Krankentransporter zu Hause geparkt, es auf seine typische Weise versucht, sich vom Leben zu verabschieden :))
Aber ein Unglück kommt selten allein und so auch hier. Was zuviel ist, ist zuviel! Und so machen sich beide jeweils auf, um das einzig Richtige zu tun; Monsieur Vives rollt sich zur nächsten Etappe der Motorcross-Session und Gustave auf zum rund 3000 Kilometer entfernten Helsinki, um seine 6 Millionen Euro (oder doch nur Dollar ;) Entschädigung in Finnland bei Aaltra einzuklagen. Schon am nächsten Bahnsteig kreuzen sich jedoch ihre Wege und so müssen sie nach & nach zu erkennen verstehen, dass das Schicksal sie zusammenschmieden möchte. Der Beginn einer zaghaften Freundschaft zweier eigenartiger Rollstuhlfahrer und einer ungewöhnlich komischen Odyssee durch halb Europa.
Fazit
Amüsanter Fang den sich Weltecho aus Dresden als Erstes an Land gezogen hat. Zumal die vielseitigen Erfahrungen der erfolgreichen frankophonen TV Stand-up Comedians und Aaltra-Protagonisten Benoît Delépine & Gustave Kevern Grund genug sein sollten, um dafür bürgen zu können. So ist fast jede Szene in Aaltra ein mehr oder weniger ausgeschmückter Gag, der einem schon die eine oder andere Träne in die Augen treibt. Mag sein, dass manch einer die grobkörnigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen so gar nicht lustig findet. Aber hey; wer wird denn gleich rot sehen?! Auch spielt es (k)eine Rolle nahezu keinen Hauch von Mitleid bei den beiden Behinderten zu empfinden. Zum einem, weil sie ihr Handicap meist gnadenlos auszunutzen wissen & es die einzige Möglichkeit war, die beiden füreinander zu gewinnen. (Danny Ulbrich)
Weiteres über den Film
- Musik
- Bouli -Sunny- Lanners, Wampas, Lawstreet 16
- Kinostart
- 4. Mai 2006