The Road to Guantánamo
- Genre
- Doku-Drama
- Regie
- Michael Winterbottom & Mat Whitecross
- Darsteller
- Rizwan Ahmed, Farhad Harun, Waqar Siddiqui, Arfan Usman
- Produktion
- UK 2006, 95 Min., OmU
Bewertung
Peter Weißenborn, Jun 20065 / 5 Sternen
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Neulich in der Zeitung: „Im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba haben Wachen eine Revolte niedergeschlagen. Mehrere Gefangene hätten in einer Gemeinschaftsunterkunft die Wachen angegriffen und mit Ventilatoren, Lampen und anderem auf sie eingeschlagen, sagte eine Pentagonsprecherin.“ (LVZ 20.05.2006) Anders die BILD-Zeitung am gleichem Tag: „REVOLTE AUF GUANTANAMO! – Washington – Im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba ist gestern eine Revolte ausgebrochen, nachdem 4 Insassen Selbstmordversuche unternommen haben. Der Aufstand wurde niedergeschlagen.
Seltsamer Beitrag zur Meinungsbildung, oder? Michael Winterbottom bringt uns mit seinem semidokumentarischen Beitrag Licht ins dunkle Gewissen, mit einer ebenso wahren wie unfassbaren Geschichte: Vier Freunde brechen im Herbst 2001 in England auf, um in Pakistan die Hochzeit eines Freundes zu feiern – doch es wird ein Urlaub in der Hölle. Bei einem Abstecher nach Afghanistan geraten die jungen britischen Muslime in das Chaos des Krieges, werden von den Truppen der Nordallianz festgehalten und anschließend von der US-Armee als Terroristen verdächtigt und festgenommen. Drei der jungen erst um die zwanzigjährigen Männer landen schließlich im international kritisierten Gefangenenlager in Guantanamo, wo sie gequält und gefoltert werden. Es dauert über zwei Jahre, bis jemand an ihre Unschuld glaubt. Erst im Frühjahr 2004 kehren sie in ihre Heimat zurück.
Es handelt sich hierbei um die „Tipton Three“, die ohne jegliche Anklage im Lager festgehalten wurden. Dieser Fall der Tipton Three ging im Jahr 2004 durch die Medien. Winterbottom beschloss daher sie zunächst zu interviewen, um mehr über den Leidensweg der Jugendlichen zu erfahren. Er entschied sich letztlich die Interviews mit den dreien durch die filmische Nachstellung der Ereignisse und der beteiligten Personen durch Laienschauspieler zu vermischen. Anscheinend so geschickt, dass er bei der diesjährigen Berlinale als bester Regisseur ausgezeichnet wurde.
Ob wir nun ROAD TO GUANTANAMO zuerst in den Kinos sehen oder eventuell nur im TV sei dahingestellt, denn allemal interessant scheint dieses dunkle Kapitel der übertriebenen Terrorismusangst der bemitleidenswerten Amerikaner zu sein, zudem kaum ein offensichtlicher Tatsachenbericht aus Guantanamo im Mediendschungel hervordringt, zum Trotz aller internationalen Bemühungen dieses menschenunwürdige KZ auf Kuba zu schließen. Zu Recht, wenn man den auf Tatsachen beruhenden Szenen der Gefangenentortur einfach glauben schenken muss. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Und so macht sich durchaus schon eine gewisse Wut und aberwitziges Unverständnis breit, wenn man diesen aufklärerischen Versuch miterlebt. Und nicht nur, weil drei jungen Männern ebenso viele Jahre ihres Lebens unschuldig beraubt wurden.
So gerät die objektive Berichterstattung der LVZ (s.o.) einfach nur zur Farce. Schade eigentlich. Also: BILD Dir DEINE Meinung! Danny Ulbrich
related link: de.wikipedia.org/wiki/The_Road_to_Guantanamo