Shortbus
- Genre
- Drama
- Regie
- John Cameron Mitchell
- Darsteller
- Sook-Yin Lee, Paul Dawson, Lindsay Beamish, PJ DeBoy, Raphael Barker, Jay Brannan, Peter Stickles
- Produktion
- USA 2006, 98 Min., Universum Film
Bewertung
Peter Weißenborn, Oct 20065 / 5 Sternen
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Eine ganz andere moderne Umsetzung des Themas Nummer 1 erwartet uns im Goldenen Herbst ab 19. Oktober. Schon die ersten 5 Minuten werden polarisierend das Publikum im Kino für den weiteren Verbleib selektieren. Und sicherlich wird der eher aufmerksam aufgeschlossene urbane Zuschauer den weiteren Verbleib nicht bereuen. Denn soviel ist sicher:
Nach seinem Debütfilm HEDWIG AND THE ANGRY INCH, der 2001 beim Sundance Film Festival mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet wurde, provoziert John Cameron Mitchell mit einem tabubrechenden Drama über Sex, Liebe, Erotik, die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben und gerade der Angst dies nicht (mehr) erfahren zu können. Dabei verknüpft er in bester „Short Cuts“-Manier die Einzelschicksale unterschiedlichster Individuen miteinander und lässt diese in einem exzentrischen Sexclub names Shortbus aufeinander treffen. Und Frank G. DeMarcos famose Kamera hält gnadenlos drauf und filmt alles mit – vom erigierten Glied über kuriose Stellungen bis hin zu originellen Sexspielzeug und deren Handhabung. Doch Mitchell ist weniger an der Ausübung spezieller Sex-Praktiken interessiert, sondern an den Figuren selbst, die wiederum von engagierten und unverbrauchten Schauspielern verkörpert werden die ohne strenge Drehbuchvorgabe Story und ihre Rollen gemeinsam mit dem Regisseur entwickeln durften. Heraus kam ein bildgewaltiges, die üblichen Sehgewohnheiten sprengendes Sittengemälde eines modernen New York und seiner Bewohner im Schatten von GROUND ZERO dessen Ergebnis SHORTBUS ist, das für Aufsehen und Aufregung sorgen wird, aber manch einen nicht unbekannt sein wird. Tragisch wäre jedoch, dass Fehl- und Trugschlüsse durch die vehemente Sexualisierung im Film aufkommen. Denen sei gesagt, dass es sicherlich ganz andere, aber bei Weitem nicht wichtigere Probleme gibt in unseren Breitengraden. Diesen unbefriedigenden Zustand 'freilich' durch Drogen zu kompensieren ist sicherlich gewöhnungsempfänglich, aber nicht anstrebenswert, zumal jeder Rausch einmal sein Ende nehmen wird und SHORTBUS eine reine kommunikative FICKTION bleiben wird, auch wenn das opulent operettenhafte Ende den Höhepunkt allgemein verbindender Glückseeligkeit anderes verspricht.
Die größte Entdeckung im Verlaufe des Films ist aber Scott Matthew. Kein Schauspieler indem Sinne, nein, der begnadete Singer & Songwriter, der wohl eine der schönsten Balladen in letzter Zeit zum Film beisteuern konnte. Überhaupt; es würde nicht wundern, wenn Scott's Musik noch mehr Aufmerksamkeit bekommen wird, als er es eh schon verdient hat, aber wahrscheinlich nicht haben möchte. Deswegen sei unbedingt auf diverse japanische Anime-Serien wie GHOST IN THE SHELL verwiesen, zu denen er einige sehr einfühlsame Songs beitrug. Scott Matthew bei www.youtube.com und unter BE HUMAN oder BE MORE HUMAN eingeben tut es nebem seiner myspace-side natürlich auch. Ehre wem Ehre gebührt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die stärkste Szene im Film begleitet wird von seiner Musik. (Text: Danny Ulbrich)
- Musik
- Yo La Tengo, Scott Matthew, u.a.
- Starttermin
- 19. Oktober 2006