Funny Games U.S.
- Genre
- Thriller, Drama
- Regie
- Michael Haneke
- Darsteller
- Naomi Watts, Tim Roth, Michael Pitt, Brady Gorbet, Devon Gearhart
- Produktion
- Großbritannien / USA / Frankreich / Italien / Deutschland 2007, 112 min
Bewertung
Peter Weißenborn, Jun 20085 / 5 Sternen
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Endlich ist es wieder soweit. Die gut betuchte Großstadtfamilie um Georg, Ann und dem zehnjährigen Georgie wollen samt Hund wie jedes Jahr die Sommerferien auf ihren malerisch gelegenen Anwesen in den Hamptons verbringen. Angekommen und schon das erste Golfmatch mit den seltsam zurückhaltenden Nachbarn am herrschaftlichen Zaun verabredet, geht es für Vater & Sohn nun erst einmal daran ihr Segelboot ins Wasser zu setzen, bevor Ann nach getaner Küchenarbeit zu Tisch bittet. Familienidylle pur, also.
Als Ann (Naomi Watts) jedoch mit dem unablässlichen Peter konfrontiert wird, schlägt die Urlaubsharmonie allmählich um. Der adrette junge Mann in klassischer Golfmode samt klinik-weißen Handschuhen bittet Ann um ein paar Eier, die er den befreundeten Nachbarn gern aushändigen möchte. Als sich dieser jedoch mehrmals so ungeschickt anstellt, die Eier fallen lässt und das Familienhandy scheinbar versehentlich ins Abwaschwasser befördert, aber auf unangenehm dreiste Art auf sein Bittgesuch besteht, reicht es Ann. Peter soll gehen! Als schließlich Peters Kumpane Paul dazu kommt und das seltsame Spiel kein Ende nimmt, ist es am Herr des Hauses diese Farce unter Männern im Guten aufzulösen. Doch jetzt beginnt der sadistische Yuppie-Terror erst richtig und Peter & Pauls Spiel nimmt seinen Lauf…
Fazit
Funny Games! Zugegebener Maßen: es ist relativ einfach einen der wohl einprägsamsten und ungewöhnlichsten Psychothriller der jüngeren Filmgeschichte ausdrücklich zu empfehlen. Nun ist es aber gut 10 Jahre her, als Michael Haneke diese perfekt inzinierte Gesellschaftskritik äußerst eindrucksvoll original erschaffen hatte. Mit ermahnenden Ansinnen und vor dem Hintergrund der sich mehr und mehr abstumpfenden medialen Konsumierung von Gewalt(verherrlichenden) Darstellungen im Fernseh- und Videobereich. Der Zuschauer als Konsument, als verantwortlicher Komplize in Interaktion mit den Tätern, der sich nicht in der Rolle des mitfühlenden Opferanwaltes auszeichnen soll, wohl wissentlich des Schmerzes und des leidvollen Verlustes der Gepeinigten, was Haneke insbesondere in einer Szene besonders unerträglich veranschaulicht. Nein, hier darf man der Big Brother eines perfiden Spiels sein. Und was nicht passt, wird in diesem Sinne passend gemacht (legendär – die Rückspulszene einer erlösenden Sequenz). Warum, weshalb, wieso, ist zweitrangig, gar belanglos, weil es doch letztlich (nur) unterhaltsam sein soll. Hoffnung auf ein ‚gutes Ende’? Vergeblich. Allein der Kick zählt.
Warum Haneke gerade jetzt und überhaupt auf sein U.S.-Remake bestanden hat, lässt viele Rätsel Raum. Damit ein amerikanisches Gewaltmainstreampublikum erreichen wollen, ist eher träumerisch veranlagt. Die Rollen mit durchaus passablen und all zu bekannten Hollywoodschauspieler wie Tim Roth, Naomi Watts und Michael Pitt zu besetzen, ist verständlich und konsequent. Gemessen am Original ist es gerade für uns deutschsprachige Europäer teilweise ein Graus dieses unwirklich synchronisierte Spiel mit Schauspielern besetzt zu sehen, die nicht wirklich zueinander zu passen scheinen. Wenn man bedenkt, dass Ulrich Mühe & Susanne Lothar als Georg & Anna einst nicht nur im Film das Ehepaar mimtem, sondern auch im wahren Leben. Oder Arno Frisch und Frank Giering in ihrer unnachahmlichen Art & Weise…
Wenn Michael Haneke etwas geschafft hat, dann wieder einmal ein Novum: Shot by Shot ein U.S.-Remake erschaffen, welches durchaus in der Lage ist, seine Gewalt-Kritik europäisch zu verklären: Sind wir mittlerweile etwa auch abgestumpft? Oder wird uns hier das gar Unmögliche veranschaulicht? Das Original, als der Gegensatz zur Kopie: das vom Künstler selbst geschaffene, unveränderte, nicht reproduzierte Exemplar (in seiner Wirkung)?
Unser Tipp: Remake UND Original anschauen. Irgendwie genial, das Ganze. (Danny Ulbrich)
- Musik
- John Zorn, Georg Friedrich Händel, Pietro Mascagni, Wolfgang Amadeus Mozart
- Kinostart
- 29. Mai 2008