Wie das Leben so spielt … wäre ein passender Untertitel für die folgende Ausgabe meiner monatlichen Ansprache an die weltumspannende Fanbase dieses meinungsbildenden Szene-Guides. Aufgrund der Ereignislosigkeit und Langeweile des vergangenen Monats war ich schon kurz davor Panik zu schieben, dass die Kolumne diesmal wegen eines fehlenden, brisanten Themas zu ähnlicher Bedeutungslosigkeit verkommt wie die anderen Eventhefte im mitteldeutschen Raum, die mich alle nicht als Redakteur gewinnen konnten =). Dann schlug mir aber kurz vor knapp die Grausamkeit unserer computervermittelten Realität doch noch volle Esse ins Gesicht und bot mir ein nicht völlig sinnentleertes Thema, über das ich an dieser Stelle philosophieren und erzählen kann: Mein Internet war down! Erste Schritte, um die Abnabelung von der virtuellen Welt zu stoppen, wurden sofort eingeleitet: PC und DSL-Modem wurden vorsorglich neu gebootet, zudem der Rechner meiner Herzdame mit in den Fehleranalyseprozess einbezogen. Half alles nichts. Daraufhin verdichteten sich meine Gedanken, dass der Fehler tatsächlich bei unserem DSL-Anbieter liegen könnte. Eine grausame Vorstellung, denn das hätte zur Folge, dass ich selbst machtlos wäre das Problem zu lösen und wahrscheinlich noch länger als die nächsten drei Sekunden offline wäre – Kriiiiise! Letztendlich bewahrheitete sich dieser digitale Super-GAU natürlich, ich hatte den ganzen Abend kein Netz mehr, dafür aber genug Zeit, um mal an die Tage zurück zu denken, in der analog Trumpf und digital nur Wunsch war …

Das ist noch gar nicht so lange her, denn 1994, vor gerade einmal eineinhalb Dekaden, war das WorldWideWeb ein Jahr alt und von Laien nahezu unentdeckt, Handys waren riesige portable Telefonzellen mit ausziehbarer Antenne für besseren Empfang, die außer ein paar Yuppies alle Menschen voll peinlich fanden. Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich wirklich keinen einzigen Menschen mehr kenne, der heute kein Mobiltelefon sein eigen nennt! Am Ende komme ich dann zu dem deprimierenden Ergebnis, das lebensvereinfachende Technik vor allem die soziale Verblödung der Menschheit fördert. Ein Beispiel gefällig: Letzte Woche war ich mit einigen Kumpels Fußball spielen, nach gefühlten zehn SMS und zwanzig Anrufen hatten dann auch alle den bereits vorher verabredeten Bolzplatz erreicht und nachdem der letzte seinen iPod ausgeschalten und seine „Spiele gleich Fußball mit den Jungs“-Statusmeldung getwittert hatte, konnten wir dann auch endlich vollkommen analog gegen den Ball treten.

Die ungeschlagenen Höhepunkte der technischen Menschheitsverdummung sind für mich allerdings sogenannte Fake-Applikationen fürs Handy, allen voran der Nacktscanner von Jamba, der den Kids weißmacht, dass sie damit die Titten ihrer Mitschüler röntgen können. Hier stellt sich die Frage, was schlimmer ist: Dass Leute überhaupt Zeit und Wissen investieren, um Fake-Applikationen zu erschaffen oder dass die Kids ihr Taschengeld für diesen Mist ausgeben und noch nicht einmal checken, dass sie für dumm verkauft werden?! Was soll man dazu noch sagen – ein Hoch auf Web2.0 und Virtual Reality =) In diesem Sinne, stay tuned and live digital, aber vergesst nicht auch mal wieder euren Kopf zu rebooten! Bis zum nächsten Monat, euer Moe!