Freunde habt ihr es gemerkt? Es ist kalt in Deutschland, so saukalt, dass mir letztens sogar meine Zigarette beim Warten auf die Tram an der Lippe festgefroren ist! Unangenehm war, dass ich diesen Vorfall, der sich im wahrsten Sinne des Wortes genau vor meinem Gesicht abspielte, aufgrund der kältebedingten Taubheit meiner Lippen nicht bemerkte und normal weitergeraucht habe. Das Resultat war ein beispielloser Selbstverstümmelungsakt und drei ältere Damen, die neben mir an der Haltestelle standen, von meinem Anblick ängstlich-verstört schienen und mich zaghaft darauf hinwiesen, dass mein Gesicht blutverschmiert sei und ich meinen Kopf lieber mal nach hinten neigen sollte. Dabei hatte ich gar nix auf die Nase bekommen, sondern nur eine dicke Lippe gegenüber einer verdammt coolen PallMall riskiert =)

Aber nun genug Mitleid erregt, denn neben meinen uninteressanten Kummergeschichten soll den treuen Lesern ja auch noch ein wenig Informatives geboten werden und nachdem die Kolumne vom letzten Monat im Nachgang für erwartungsgemäß hohen Gesprächsstoff gesorgt hat, sollen diesmal die Gemüter wieder etwas beruhigt und dafür mit zeitintensiven Sinnlosigkeiten des digitalen Zeitalters abgelenkt werden. Genau so ein virtueller Süchtigmacher des Web2.0-Universums hat mich seit knapp zwei Wochen auch erfasst, obwohl ich mich jahrelang erfolgreich gegen diese Form der Zeitverschwendung gewehrt hatte. Die Rede ist von Browsergames, meist recht simpel aufgebaute Online-Computerspiele, die von Millionen Internetnutzern gespielt werden, weil jeder Honk sie versteht und die sich zum Selbstläufer für ehrgeizige Spieler wie mich entwickeln! Denn Ehrgeiz ist bekanntlich der Wille sich zu verbessern und das benötigt Zeit – ein potenzieller Hängenbleiber, der anfangs nur die Langeweile vertreiben sollte, ist geboren (Zumindest bei mir ist es so passiert!). Dabei fing alles so vielversprechend an, denn als vor gut fünf Jahren „OGame“ (SciFi-Browsergame) zuerst im nerdlastigen Teil meines Bekanntenkreises Einzug hielt und plötzlich doch virenartig und allumfassend um sich griff, schien ich auf seltsame Weise immun zu sein, obwohl ich sonst nie den sportlichen oder in diesem Falle digitalen Kräftevergleich scheue. Lange lebte ich glücklich mit dieser Browsergame-Abstinenz bis eben vor zwei Wochen wieder so eine „Mafia Wars“-Einladung, diesmal vom Chefredakteur des euch vorliegenden, horizonterweiternden Edutainment-Guides höchstpersönlich, auf meiner Facebook-Startseite aufblinkte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich solche Anfragen immer standhaft ignoriert, aber an diesem Tag hatte ich scheinbar zu viel Langeweile und der Don in mir brach aus! Seither werden täglich Gegner geschlachtet, Jobs erledigt, Geld gewaschen und feindliche Syndikate zerschlagen, dass die Skill-Punkte nur so explodieren und der Respekt der Familie mir gewiss ist.

Na, auch Lust bekommen? Wer von Zeit zu Zeit für niveauflache Unterhaltung zu begeistern ist, sich via Facebook bereits dem Social-Network-Kommunikationszwang untergeordnet hat und auch noch zu viel Zeit vorm PC hat, der ist bei „Mafia Wars“ genau richtig! Wie auf dem aktuellen Kolumnenbild gut zu erkennen ist, habe ich den „Mafia Style of Life“ gleich ohne Abstriche in mein Offline-Leben übernommen – was soll ich sagen, die Frauen stehen drauf und beim Italiener bekomme ich seither das Bruschetta aufs Haus =)