Mädels, Brüste raus, es ist Frühling! Da habe ich in der letzten Ausgabe dieser sympathischen Lese-Ecke noch die sportliche Betätigung in der weißen Pracht angepriesen und nun ist das im wahrsten Sinne des Wortes Schnee von gestern. Aktuell heißt es Sonnenbrille auf, Autoscheibe runter und Winterjacke in der letzten Ecke vom Kleiderschrank versteckt, was für ein schönes Gefühl. Jaja, der Moe ist eben doch ein Sonnenkind ...
Aber neben einer deutlichen Wetterverbesserung hatte der März noch bissel mehr zu bieten, wobei mir der Plagiatsskandal auf der Leipziger Buchmesse und mein Erstbesuch auf der Time Warp in Mannheim am erzähltauglichsten erscheinen: Nachdem sich die Deutschen vor einiger Zeit schon für pervers-detaillierte Ekelliteratur von Charlotte Roche begeistern konnten, war es nur eine Frage der Zeit, wann es die ersten Trittbrettfahrer in diese Richtung gibt. Diesen Part hat nun die meiner Meinung nach hoffnungslos überschätzte Teenie-Autorin Helene Hegemann übernommen - in bestem Kotz- und Fickjargon beschreibt sie in "Axolotl Roadkill" eine Jugend in Berlin zwischen elektronischer Musik, Drogen, sinnentleerten Afterhour-Diskussionen und dem Austausch von Körperflüssigkeiten über alle möglichen Körperöffnungen. Prinzipiell erstmal keine uninteressanten Themen wie ich finde, problematisch daran ist nur, dass die Autorin selbst das Buch als 17-Jährige fertiggestellt hat und sicherlich nicht über den Erfahrungshorizont verfügt, den eine solch szenige Sozialstudie benötigt. Genau das hat sich Helene wohl auch gedacht und im Web2.0-Wunderland die Copy&Paste-Taste so hemmungslos betätigt wie man es sonst nur von Taliban am Abzug einer Schnellfeuerwaffe gewohnt ist. So hat sie sich die wesentlichen Inhalte ihres Erstlingswerkes in Internet-Blogs zusammengeklaut. Seit Anfang des Jahres entbrannte deshalb eine hitzige Diskussion über ihr Buch und die Plagiierung von geistigem Eigentum insgesamt und Fräulein Hegemann räumte letztlich auch ihr Fehlverhalten offiziell ein - damit war dann auch der Buchpreis der Leipziger Buchmesse futsch, obwohl "Axolotl Roadkill" nach der Nominierung noch als Favorit gehandelt wurde. Aber in unserer verqueren Medienwelt können bekanntlich auch die hässlichsten Negativschlagzeilen zu Promotionzwecken genutzt werden und so verkauft sich ein langweilig geschriebenes, schlecht geklautes und unreifes Buch dann doch wie warme Semmeln - für mich irgendwie ein Armutszeugnis im literarisch so hochgelobten Land der Dichter und Denker!
Daher schwenk' ich lieber mal schnell auf ein schöneres Thema um, damit ihr Corner-Fans mit guten Gedanken eure monatliche Pflichtlektüre abschließt =) Euer Liebling-Moe war nämlich dieses Jahr endlich mal auf der Time Warp in Mannheim und das war echt atemberaubend. Obwohl wir Ossis ja prinzipiell am besten wissen wie man feiert, war die technisch-konzeptionelle Aufmachung vor Ort schon eine echte Augenweide und das Ganze dann noch in Verbindung mit schicker Musik von internationalen Top-Künstlern, einer ausgelassenen Stimmung, ausgeprägter Feieratmosphäre und natürlich einer unvermeidbar großen Menge verpeilter Leute waren der beste Start in die diesjährige Festival- und OpenAir-Saison, die man sich als Musikfreund wünschen kann. Wer noch nicht da war, sollte dies 2011 schleunigst nachholen! In diesem Sinne, read me next month, euer Moe!