Bereits Anfang Februar flatterte mir das weiße Kuvert in den heimischen WG-Briefkasten und ich ahnte bereits, dass die beinhaltete Kartonage die Prophezeiung einer Familienfeierlichkeit sein würde. Nach dem ich den Umschlag auf meiner geistigen‚ nicht sonderlich dringlich’ Ablage positionierte, bedachte ich es bei jedem vorbei gehen mit bösen Blicken in der Hoffnung, der Inhalt würde sich attraktiver gestalten. Das zog ich auch bis zum Frühling durch und wähnte mich in Sicherheit, bis dahin einen Mann zu finden der durchaus auch als temporäres „Vorzeigeobjekt“ bei einer Famillienfeier dienen könnte.

Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass ich den großen Teil meiner Familie wirklich liebe! Bis auf die ein oder andere Tante eben, welche einem den ungezwungenen Spaß am Mann nicht gönnt, weil alle ihrer Kinder bereits seit Jahren mit festem und immer dem selben Partner an der gedeckten Familientafel sitzen. So ist es nicht verwunderlich das ich stets die Augen nach einem Alibifreund offen halte.

Als ich dann endlich auf wiederholter Nachfrage meiner Mutter den Umschlag öffnete schauten mich 2 weiße Tauben auf grünem Rosenhintergrund an. Ich habe es geahnt. Meine Cousine Claudia heiratet ihren immer dicker werdenden Thomas. Ich sehe die Danksagungskarte mit dem fettigen Grinsen schon vor mir und das ist weiss Gott nicht der schönste Anblick.

Sie bittet mich in Begleitung zu erscheinen! Sonderlich Rücksichtsvoll war dieser fett gedruckte Satz in meiner Einladung nicht, nun stellt sich mir lediglich die Frage ob sie Angst hat, ich könnte einen ihrer Kumpels vernaschen oder sie handelt im Namen ihrer Mutter, die sich schon jetzt freut hinterher zu fragen, wo denn der vom letzten mal sei. Mir wurde schlecht! Denn ich hatte natürlich, außer dem 20 Jährigen Pornobrillen-Bubi nichts handfestes an Begleitung vorzuweisen. Also musste ich wohl oder übel alleine hingehen und ihr eine hübsch verpackte Ausrede liefern, getreu dem Motto “ich könne mich eben nicht entscheiden, zwischen den ganzen ‚guten’ Freunden“.

Zum Großen Fest fand ich mich dann als einziger Single Ü14 wieder. So wunderte es mich auch nicht das ich neben meiner 3 ½ jährigen Großnichte positioniert wurde. Offensichtlich war auch ihr die Brisanz meiner Situation aufgefallen.

So ergab sich mit Celine folgendes Gespräch:
Celine: Tante Paula, wo ist’n dein Mann?
Paula: Ich habe keinen!
Celine: Oh, ist der auch gestorben wie bei Tante Evi?
Paula: Nein Celin, ich habe NOCH! keinen.
Celine, mich traurig anguckend: aber dann hast du doch gar keinen der dich liebt?!
Paula: Aber du hast doch auch noch keinen Freund!?
Celine: Ich bin aber doch auch noch nicht so alt!

Nach diesem Satz hatte ich nun endgültig keine Lust mehr, mich der blühenden Liebesfassade anzupassen und mich dafür zu rechtfertigen, dass es mein Traummann nicht gebacken bekommt den Schimmel endlich zu satteln!