"Ich Kommander, du Kommander, er Kommander, sie Kommander, der Kommander, Telekommander!" Mit Sprachwitz und kräftigem Electro-Punk empfehlen sich Florian Zwieting und Gerald Mandl als musikalische Orientierungshilfen durch den Mediendschungel. Mitgrölen erwünscht. Mittlerweile können sie auf 2 LP’s und ein halbes Dutzend EP’s zurückblicken und arbeiten am 3. Album. Zeit mal nachzuhaken...
Seit 2002 gibt es die Mediengruppe Telekommander mittlerweile und ich habe gehört sie ist im Zug von Berlin nach Salzburg entstanden. Richtig?
Fast, wir haben uns beim Umzug 1998 kennengelernt. 2002 kam dann nach längerer musikalischer Zusammenarbeit die Idee für die Mediengruppe.
Trotz Major-Deal mit Mute sind eure Texte und Songs kein bisschen zurückhaltender oder gar angepasst. Ihr kommt authentisch und ungebremst daher, als ob ihr auf gar keinen Rücksicht nehmen müsst. Und der Erfolg gibt euch Recht, oder?
Stimmt. Wir wüssten nicht, warum wir uns mit dem was wir machen in irgendeiner Weise einschränken sollten und uns werden auch alle Freiheiten gelassen.
Ihr kommt gerade aus Russland zurück. Wie ist das Publikum dort? Haben sich eure Erwartungen erfüllt?
Das Publikum dort ist sehr euphorisch und freut sich, so scheint es, über alles Neue. Außerdem merkt man, dass die Leute noch viel hungriger und nicht so musikalisch und kulturell übersättigt sind.
In euren Tracks übt ihr schonungslose Kritik an Medien, Yuppies und Überwachungsmentalitäten. Wie kommt das in Russland an, wo ja noch nicht jedes Wort frei herausgesagt werden darf?
Es kommt in Russland nicht an, da es keiner versteht und das ist auch mal ganz gut so. Es ist sehr cool zu erleben, dass die Musik auch alleine funktioniert, ohne ständig auf die textliche Ebene Bezug nehmen zu müssen.
Viele vergleichen euch mit den Beastie Boys, etliche meinen sogar ihr seid einen Tick schroffer und direkter. Ist dieser Vergleich berechtigt?
Nein und Ja. Natürlich geht unser Stil ähnlich nach vorne wie der der Beasties. Aber musikalisch sind wir im Gegensatz zu den Beastie Boys viel club-orientierter und die Texte sind thematisch auch fernab von HipHop Attitüden.
Wie wichtig ist die Reaktion vom und auf das Publikum? „Bild dir deine Meinung“ ist ja damals genau als Reaktion auf die Statements der Fans komponiert worden.
Live ist es uns wichtig, dass die Leute uns das, was wir präsentieren auf die eine oder andere Art und Weise zurückgeben. Was die Leute sonst über uns sagen ist uns egal.
Ich habe euch im September 2004 bei einem kleinen Clubauftritt im Leipziger Interdruck gesehen. 2006 habt ihr über 100 Konzerte auf der ganzen Welt gespielt. Was fasziniert mehr? Die Menge beim Festival oder die Nähe im Club?
Die Faszination ist immer orts- und größenunabhängig. Es kommt auf den Vibe an. Auf die ganz spezielle Stimmung zum richtigen Moment. Das kann sowohl vor 100 als auch vor 5000 Leuten entstehen.
Ihr spielt sowohl als Band, als auch als DJ-Team. Woran ist der musikalische Unterschied festzumachen?
Als DJ-Team präsentieren wir Club- und Dance-Musik, die wir mögen. Das bewegt sich dann irgendwo zwischen Techno, Electro und Disco. Wenn wir live spielen, dann präsentieren wir ausschließlich unsere Musik.
Medienkompetenz kann euch durchaus attestiert werden, schließlich habt ihr Kommunikations- und Literaturwissenschaften, sowie Psychologie studiert, was ich mal als Grundlage eurer lyrischen Kritik ansehe. Wie ist euer eigenes Verhältnis zu den Medien, dem damit verbundenen Konsumwahnsinn und der täglichen Trendorientierung? Auch euch haben die Medien allerhöchsten Trendfaktor attestiert und auch ihr lebt von einem gewissen Hype.
Wir schöpfen unsere Ideen längst nicht mehr aus dem Umfeld Medien- und Konsumkritik. Natürlich werden wir aufgrund eines inhaltlichen Schwerpunkts des ersten Albums oft in dieses Umfeld zitiert. Es würde jedoch unserer textlichen Weiterentwicklung widersprechen, wenn wir inhaltlich ständig das Gleiche machen würden. 2002 waren wir an Themen wie Medien- und Konsumkritik interessiert. Gerade jetzt, wo wir anfangen an unserem dritten Album zu arbeiten wollen wir inhaltlich neue/andere Sachen präsentieren. Was genau das sein wird, bleibt abzuwarten.
Euer zweites Album war etwas ruhiger, dennoch aussagekräftig und bewusst. Ich hasse es von „erfahrener und erwachsener werden“ zu reden, aber ist da eine gewisse Entwicklung zu selbstbewusster Vernunftsmusik zu erkennen?
Vernunft und Musik sind für mich schwer zusammenzubringen. Der größte Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Album ist für uns wohl der persönlichere Kontext in dem sich das zweite Album abspielt. Dies hat Songs wie „Bild Dir deine Meinung“, „Mein Herz“ und „Disko Fiasko“ überhaupt erst möglich gemacht. Das erste Album war inhaltlich viel allgemeiner.
Nach der Singleauskopplung „Sprengkörper“ von eurem 2. Album „Näher am Menschen“ ist es um euch etwas ruhiger geworden. Was für Produktionen stehen für 2007 an?
Es ist auf jeden Fall ruhiger geworden, weil wir nach dem vielen Touren erst mal eine längere Auszeit genommen haben. Jetzt sind wir wieder unterwegs und arbeiten auch schon an neuem Material. Wenn alles gut läuft, dann gibt es auch dieses Jahr schon Neues von uns auf Veröffentlichungen zu hören. Live wird man bald neue Sachen zu hören bekommen.
Interview: Christian Tschöcke und Nico Walther