Justin MC Nulty aka. Jay Haze ist mit Sicherheit einer der kreativsten und innovativsten Produzenten der europäischen Dance-Szene. Er schafft es nicht nur, Techno und House mit Dub und Soul zu verbinden, sondern hat dabei Dub als musikalisches Genre völlig neu erfunden. Der aus Pennsylvania stammende Wahlberliner sorgt mit seinen zahlreichen Produktionen unter Pseudonymen wie The Architect, Fuckpony, Jay Haze, Dub Surgeon oder Sub Version seit Jahren weltweit für Aufsehen. Seine Releases fi nden sich in DJ Sets und Mix CDs von Richie Hawtin, Sven Väth, Ivan Smagghe und Miss Kittin. Am 19. Mai ist sein neues Album „love and beyond“ erschienen. Für uns eine gute Gelegenheit, ihm ein paar Fragen zu stellen.
Du stammst ursprünglich aus einem kleinen Dorf im Nordosten von Pennsylvania. Vor einigen Jahren bist du schließlich nach Berlin gezogen. Was hat dich zu diesem Schritt verleitet?
Berlin ist eine fantastische Stadt, sie zog mich an, seit ich sie 1999 das erste Mal besucht habe. Von da an wusste ich, dass ich einen Teil meines Lebens hier verbringen möchte. Mittlerweile sind es sechs Jahre, vielleicht ist es Zeit weiter zu ziehen, aber Berlin wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.
Neben deiner Tätigkeit als DJ und Produzent unter zahlreichen namhaften Pseudonymen, bist du Betreiber der Labels Tuning Spork, Contexterrior Media, Junion, Future Dub und Texton. Außerdem bist du als Glaskünstler aktiv; sogar eine Technik innerhalb der Glasbläserei wurde nach dir benannt. Was bereitet dir an deiner Arbeit am meisten Freude und wie organisierst du dich, um den Überblick zu behalten?
Es freut mich, dass ich jeden Morgen aufwache und mir mein Essen leisten kann und dabei noch tun kann, was ich liebe. Was die Organisation anbelangt, muss man sich Prioritäten setzen. Ohne Prioritäten verliert man sich viel zu leicht!
Deine aktuelle Single „ass to mouth“ ist wieder in Kooperation mit Ricardo Villalobos entstanden. Was schätzt du an eurer Zusammenarbeit und wie ist damals der Kontakt zustande gekommen?
Wir trafen uns 1999 und es hat einfach Klick gemacht. Ricardo ist eine ganz besondere Person, er ist wie ein Magnet und wir sind wie gegenseitige Pole. Als ich noch in den USA lebte, spielte die Entfernung keine Rolle, unsere Verbindung gedieh bereits damals. Beim produzieren - das was wir gewöhnlich tun - kommen manche zusammen, essen und trinken Wein, was wir auch hin und wieder machen, aber meistens rocken wir das Studio bis die Technik qualmt.
Dein letztes Jay Haze - Album „love for a strange world“ beinhaltet eine doch recht düstere, dunkle Seite von Dub. Im Vergleich wirkt „love and beyond“ gerade mit Stücken wie „lost in deep space“ und „vaporize“ auf mich deutlich euphorischer und clubbezogener, ohne dabei an Emotionalität zu verlieren. War das ursprünglich so geplant, oder spiegelt es deine derzeitige Stimmung wider?
Ich wollte eigentlich nur eine Platte machen, die ich auch gern spiele. Ich genieße es mit den Einfüssen, die ich in der Zeit nach meinem letzten Album gesammelt habe, zu spielen und sie wieder auf eine neue Art zu mischen. Ich bin froh zu hören, dass die Emotionen immer noch wahrgenommen werden.
Auf deiner MySpace-Seite rufst du zum Guerilla-Kampf gegen die Mittelmäßigkeit auf. Beziehst du dich damit auf die Release-Politik bestimmter Labels, oder bist du der Meinung, dass der Anspruch vieler Produzenten an ihre Musik insgesamt nachgelassen hat?
Ich habe das Gefühl, dass die Zukunft wie ein Zirkus aussieht, bei dem die Originalität auf verlorenem Posten steht. An alle Aufstrebenden, versucht original zu sein, versucht nicht Tracks zu machen, die nach jemand anderem klingen ...
Mit deinem Netlabel Textone warst du einer der Vorreiter der Download-Kultur. Wie siehst du die Entwicklung heute? Legst du selbst noch mit Vinyl auf?
Ich lege schon länger nicht mehr mit Vinyl auf. Digital ist die Zukunft und ich bin froh zu sehen, dass die Dinge sich weiterentwickeln.
Was hast du Dir für dieses Jahr, nach dem Release deines Albums „love and beyond“ noch vorgenommen?
Entspannen und das Leben genießen, mehr als ich es bereits tue. Ich halte mich fern von negativen Menschen, bleibe am Leben und bleibe motiviert.
Interview: Matthias Speck