// Portraits

Loco Dice - Interview

Titelmotiv -

The Most Sexiest DJ Alive! Die Rede ist natürlich von Loco Dice. Und mindestens genauso heiß wie er selbst, sind seine Sets. Er vermittelt eine prickelnde Stimmung, eine Spannung zwischen ihm und dem Publikum, eine einzigartige Atmosphäre voller Geheimnisse. Nach seinem breiten Durchbruch mit „seeing through shadows“ veröffentlichte er 2008 gemeinsam mit seinem Produktionspartner Martin Buttrich das Debütalbum „7 Dunham Place“. Für das Jahr 2009 kündigt er einige Single an, auf die wir gespannt sein können. Nun steht er in den Startlöchern der Time Warp zum 15. Jubiläum seine Laudatio und uns noch schnell ein Interview zu geben.

Du bist ein bekennender Fan der Time Warp, was macht sie so besonders für dich?
Time Warp ist eine der wenigen, wenn nicht die einzige Veranstaltung, bei der man viele Kollegen trifft und gerne hört. Jeder versucht das Beste zu liefern, lässt sich vom anderen inspirieren und man bleibt bis zum bitteren Ende zusammen. Diese Begeisterung kann das Publikum mit Sicherheit spüren uns so bildet man eine tolle Einheit für eine Nacht. Darüber hinaus wird Time Warp von einem tollen und professionell arbeitenden Team organisiert und für mich als Künstler stimmt da einfach alles.

Man liest dich häufig im Line Up der großen Veranstaltungen, 2007 sogar bei der Love Parade. Hast du einen faible für Raves?
Ja, schon. Genauso wie ich ein Faible für kleine Clubs habe.

Du betreibst zusammen mit Martin Buttrich das Label Desolat und er ist auch dein Produktionspartner, wie teilen sich bei euch die Aufgaben?
Bei Desolat bekommen wir Demos zugeschickt, unterwegs Musik zugesteckt und wir wählen die Sachen aus, die unserem Verständnis von Tanzmusik und unserer Desolat-Vision entsprechen. Mit Desolat versuchen wir, spannende Musik zu veröffentlichen, die nicht nur jetzt funktioniert sondern hoffentlich in einigen Jahren auch als Referent, Inspiration und Ansporn dient, die kommenden Künstler vielleicht dort ansetzen und unsere Ideen weiter tragen und verfeinern. Eigentlich setzen wir die Tradition der Künstler und Labels fort, die uns inspiriert haben. Im Studio ist die Situation eine andere, viel intimere. Ich komme mit bestimmten Ideen, Vorstellungen, Skizzen und Martin ist in der Lage, genau zu verstehen, worum es mir geht und wir setzen das technisch und musikalisch um. Manchmal entstehen Tracks erst im Studio – aus Unterhaltungen, Klangexperimenten, gemeinsam verbrachten Zeit. Martin ist einer meiner besten Freunde und es macht einfach viel Spaß mit diesem Menschen Musik zu machen.

Du warst mit Martin ein halbes Jahr lang in New York, um euer Album „7 dunham place“ aufzunehmen. Wie war es so in der Männer-WG mit dem Geschäftspartner? ;)
Toll war es! Wir sind gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten gegangen, sind uns noch näher gekommen und wie es war, kann man auf dem Album hören. Wären wir Schriftsteller, gäbe es wahrscheinlich Bücher. So aber kann man es hören und interpretieren. Dazu tanzen kann man auch – das darf man nicht vergessen.

Aktuell ist eine Remix-Compilation zu „7 dunham place“ am Start. Was können wir in naher Zukunft auf Desolat erwarten? Was steht für Loco Dice in 2009 an?
Desolat wird nach wie vor ehrliche Musik veröffentlichen – aus unserer Homebase in Düsseldorf, Rom, Bukarest.... Wir hoffen, dass wir 2009 auf Desolat noch ein Album veröffentlichen, auf das wir uns sehr freuen. Für Loco Dice fängt das Jahr mit der „Under 300 Tour“ an. Ich werde in Februar und März in 14 europäischen Städten 14 Gigs in Clubs, mit Fassungsvermögen von 300 Leuten, spielen. Es stehen einige Desolat Residencies an, die Martin und ich bespielen werden, einige bedeutende Festivals usw. In März kommt die Doppel Mix CD Loco Dice „The Lab“ auf NRK. Außerdem freue ich mich, dieses Jahr wieder die Cocoon Terasse zu bespielen und erste Desolat Nacht auf Ibiza auszutragen. Und ich werde für einige Zeit wieder im Studio an neuer Musik arbeiten. Es wird ein spannendes Jahr.

Wie man bei diversen Videomitschnitten von Sets von dir beobachten kann, bist du kein Verächter des digitalen Playbacks. Wie stehst du zur ewigen Diskussion Vinyl- vs. Digitalplayback?
Ich verfolge diese Diskussion seit langem und eigentlich gibt es weder gegen Vinyl noch gegen digitale Lösungen etwas auszusetzen. Beide Ansätze können sich wunderbar ergänzen und die Kunst des DJings voran bringen. Für mich ist Vinyl immer noch sehr wichtig, ich mag die Haptik und das besondere Gefühl, welches eine Schallplatte hat. Es gibt Labels, die sich bewusst nur für Vinyl entscheiden und diese Platten spiele ich auch, wenn ich sie mag. Leider wird oft so getan, als ob gute Musik nur in Form von mp3’s zu finden ist und blinder Technologiewahn tut der Musik oft nicht gut. Natürlich ist die Vielfalt und die Schnelligkeit der Verbreitung digitaler Information nicht zu leugnen, aber der Gang zum Plattenladen lohnt sich immer noch und der sollte auch beschritten werden. Das eigentliche Problem liegt nicht in „Vinyl- vs. Digitalplayback“, aber darum ging es auch in Deiner Frage nicht- und die Diskussion darüber würde eh den Rahmen des Interviews sprengen ;)

Es ist kein Geheimnis, deine ersten musikalischen Schritte fanden als Rapper im HipHop statt. Wie kommt es, dass du nun seit Jahren komplett ohne diese „story telling“ Vocals auskommst und stattdessen dich eher instrumental electronisch deep profilierst?
Seit meiner Zeit als Rapper und Hip Hop DJ sind viele Jahre vergangen, ich habe viel erlebt und gesehen. Die Art des Storytellings hat sich bei mir ein wenig verändert und jetzt erzähle ich meine Geschichten in meiner Musik und meinen DJ Sets – wahrscheinlich sind es eh Geschichten, die jenseits der Möglichkeiten des Rap liegen. Dort aber, wo Vocals nötig sind, setze ich sie auch ein. Das hat z.B. bei „Pimp Jackson Is Talkin’ Now!“ wunderbar funktioniert.

Was macht Loco Dice am liebsten, wenn er nicht gerade als DJ durch die Welt tourt?
Wenn Loco Dice nicht durch die Welt tourt, sitzt er um 10:00 Uhr im Büro, denn Artist Alife und Desolat touren nicht mit. Sonst spielt er Fussball, liebt und lebt das normale Leben eines jungen Mannes.

Text & Interview: Peter Weißenborn

related link: www.locodice.de