Nachdem Roland Boer, besser bekannt als Tocadisco, Leuten wie Moby, Bob Sinclair, Tiga oder den Pet Shop Boys mit seinen Remixen zum Erfolg verhalf, zeitg er nun endlich, dass er auch solo kann. Genau: Solo, so heißt sein neues Album, was seit Ende Januar in den Läden verfügbar ist und gereu dem Motto „erlaubt ist was gefällt“ hat der Kölner Jung eine LP gemischt, die sowohl im Case vieler hippen Dancefl oor-Prediger, als auch im Regal jedes Homie landen wird, der ein paar Beats zum Entspannen sucht. Im Stress der anstehenden Album-Tour hat es Tocadisco doch noch geschafft uns ein paar brisante Fragen diesbezüglich zu beantworten.
Die Veröffentlichung von „Nobody likes the record…“ und dein gleichzeitiger
Einstieg als Produzent liegt nun mittlerweile 4 Jahre zurück, erst jetzt
präsentierst du deinen Fans ein Album. Warum?
Ich mache ja seit 20 Jahren schon Musik. Das ich mit "Nobody" bekannt geworden bin, war ja eher ein Glücks- bzw. Zufall. Ich wollte mein ganzes Leben nur Musik machen. Als ich dann als DJ bekannt geworden bin, haben sich dir Ereignisse überschlagen: Ich bin mehrmals um die Welt gereist, um in allen möglich Ländern aufzulegen, dann gab es unendliche Anfragen für Remixe. Wenn ich einen fertig hatte, lagen schon wieder drei Anfragen auf dem Tisch. Das Album ist für mich eine Herzensangelegenheit. Dafür wollte ich mir möglichst viel Zeit und Inspiration gönnen. Deswegen hat es so lange gedauert.
Wow, man muss schon sagen mit dem Album hast du viele überrascht, die
gedacht haben, dass das erste Tocadisco Album ähnlich den vorherigen Singles
daherkommt. Das war aber nie deine Absicht. // „Solo“ ist in Teilen für den
Club konzipiert und mitunter auch für den gemütlichen Couchabend gedacht. Es
beinhaltet viel Emotion, teilweise mit Spaßfaktor, teilweise sehr
melancholisch. War es deine Intension, ein Album für alle Lebenslagen zu
schaffen?
Ja kann mann schon so ausdrücken. Ich wurde mein Leben lang von vielen verschiedenen Musikstilen und -arten beeinflusst. Ich finde es langweilig ein Album zu machen "nur" mit 12 Clubtracks drauf. Das bin ich nicht. Ich wollte alles vereinen elektronische und akkustische Elemente, das alles aber immer auf elektronischen Hintergrund. Ausserdem wollte ich wieder richtige Songs schreiben. Wie früher.
Wie kam es zu den Zusammenarbeiten mit den Vokalisten, wie z.B. Tommie
Sunshine oder Chelonis Jones, die wir ja schon aus anderen Projekten kennen?
Tommie habe ich bei einem Essen bei Marc Romboy ( Systematic ) kennengelernt. Marc hatte ja auch schon mit Tommie zusammen gearbeitet. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Tommie ist auch ein absoluter Musikliebhaber und kennt sich sehr gut aus. Also haben wir uns stundenlang unterhalten und am Ende eine Zusammenarbeit vereinbart. Chelonis habe ich einfach eine email geschickt, weil ich seine Stimme und die Sachen die er auf Get Physical gemacht hat super fand. Nachdem ich mich noch ein bisschen schlau gemacht habe über ihn, dass er auch malt und ein wahrer Poet ist, wollte ich unbedingt mit ihm arbeiten. Glücklicherweise hat er auch direkt zugesagt!
Was hat eigentlich Superstar dazugesagt, als es hieß, du machst ein Album,
dass nicht den üblichen Marketing Strategien unterliegt, sondern sehr
individuell aufgemacht sein soll?
Die haben natürlich erstmal garnicht verstanden, warum ich das so machen will. Aber nachdem wir uns mehrere Male zusammen gesetzt haben und ich erklärt habe was ich mir vorstelle und warum, waren sie dann doch einverstanden. Jetzt sind sie auch voll vom Album überzeugt und unterstüzen mich mit voller Kraft, wofür ich natürlich sehr dankbar bin! Gerade in der heutigen Zeit ist es schwierig Labels zu finden die sich trauen auch mal einen eigenwilligen Weg zu gehen. Deswegen klingt ja auch so vieles gleich und ist total langweilig...
Mit „Shrine“ gab es vor dem Start des Albums bereits die erste
Singleauskopplung mit Remixen von Extrawelt und Audiofly. Was dürfen wir
noch erwarten?
Eigentlich war "Better Begin" mit Lennart von "Sono" die erste Auskopplung, Shrine ist schon die zweite und "Streetgirls Mit Meral al-Mer wird die dritte sein.
Mit deinen Remixarbeiten für u.a. New Order, Pet Shop Boys, Mylo, Linus
Love, Sono, Booka Shade, Enigma oder Moby hast du für absolute Pop-Größen
gearbeitet. Gibt es bei den Kooperationen ein Highlight, das einen tiefen
Eindruck hinterlassen hat?
Moby hab ich schon als ich angefangen habe aufzulegen - vor 15 Jahren!!! - gespielt. Sein Hit "Go" mit der Melodie von "Twin Peaks" war damals der Hammer. Das ist dann schon eine Ehre 15 Jahre später einen Remix zu machen.
Dein Lieblings Deejay ist, wie du selber sagst, Steve Bug. Wie realistisch
wäre mal eine Zusammenarbeit mit ihm? Gibt es einen Kontakt?
Nee. Ich glaube auch nicht das der überhaupt weiß wer ich bin und was ich mache. Der hat echt coole Sachen gemacht mit Poker Flat und Dessous. Ich respektiere ihn und höre ihm gerne zu wenn er spielt. Aber ich glaube nicht das wir irgendwann mal zusammen arbeiten werden. Nicht unbedingt von mir aus... ich würde sofort einen Remix für ihn oder Poker Flat machen. Aber ich befürchte daran ist der nicht interessiert... Ist auch nicht schlimm...
Interview: Nico Walther