Kritiker behaupten, Sharam Jey sein in der Bestform seines Lebens. Sein aktuelles Album ist dabei das Schlüsselereignis, dass den Kölner King Kong Labelhead derzeit weltweit gefragt macht. Dem kommenden Gig in Sachsen haben wir zum Anlass genommen, ihm ein paar Fragen zu stellen.
Hallo Sharam. Wie schaut´s aus in Köln? Jetzt beginnt ja bald wieder die närrische Zeit. Hast du Bock drauf?
Also in Köln muss man da entweder mitmachen oder man flieht, weil entgehen kann man dem Ganzen nicht. Allerdings mach ich dann aber nur beim eigentlichen Karneval Weiberfastnacht bis Rosenmontag mit.
Ich habe gelesen, du hattest deine ersten Berührungen mit eigener Musik in einer Rockband. Warum ist daraus nichts geworden?
Das stimmt, ich habe mich sehr jung fürs Musikmachen interessiert, so mit 13-14. Dann war ich in einer Band. Dort habe ich mich als Sänger und Songwriter versucht und nebenbei angefangen mich mit elektronischer Musik zu befassen, das war die Musik, die die 80er geprägt hat. Dann habe ich mich durch Zufall als DJ versucht, weil ich immer dachte das kann ich besser als die da.
Nachdem RMB 1996 mit „Reality“ ganz groß abräumten, habt ihr nur 2 Jahre später „Shadows“ aufgenommen. Deine allererste EP, sehr trancig und zudem für deinen weiteren musikalischen Werdegang völlig untypisch (im Gegensatz zu RMB). Wie kam es dazu?
Naja, ich war mit den Jungs befreundet und man hat sich damals in den 90er regelmäßig auf den großen Raves gesehen und gespielt. „Shadows“ ist ja für deren Stil nicht so trancig und das war auch deren Absicht, sie wollten einen etwas housigeren Sound haben. Entstanden ist das ganze bei einem Studiojam, wurde dann ja auch Top 40.
Warum hat es für „Anytime is Partytime“ ´98 trotz Release auf Low Spirit nicht zur Loveparade Hymne gereicht?
Tja, kann ich auch nicht wirklich sagen, haha. Damals hat natürlich jeder seine Loveparade Hymne gemacht. Wobei es nicht so war, dass ich bei dem Track explizit gedacht habe, das muss jetzt die Loveparade-Hymne werden.
Wenn ich an „Let`s get it on“ oder „The Punisher“ denke waren die Jahre um die Jahrtausendwende für dich sehr housig. Was hat dich zu diesem Sound inspiriert? Schließlich waren deine Kölner Kollegen von Kompakt mit Tracks von Tobias Thomas, Sascha Funke oder Reinhard Voigt zu dieser Zeit sehr minimaltechnolastig unterwegs.
Seit den 90er habe ich eigentlich immer meinen Schwerpunkt auf House gelegt. Das war und ist auch immer noch die Musik, die mir am nächsten ist. Meine Tracks basieren auch heute noch auf House, mal mit mehr mal mit weniger Electro Einschlag. Und in Bezug auf Kompakt ist es halt so, dass wir zufällig in einer Stadt sitzen. Mehr nicht.
2001 wird dein bis heute aktives Label „King Kong Records“ gegründet. Mit welcher Intension?
Das Ziel war eigentlich immer Musik ohne irgendeine Beschränkung rauszubringen, von Djs für Djs sozusagen. Bis jetzt war das fast ausschließlich Vinyl. Zurzeit dreht sich aber doch alles um mein aktuelles Album „In My Blood“ welches wir fast selbständig veröffentlicht haben.
Ab 2005 gab es auf King Kong Records zahlreiche Kollaborationen mit den belgischen Electrospezies LouLou Players. Kam der Kontakt über dein Label?
Ja, man kann sagen, ich hab die entdeckt. Ich mochte die Jungs persönlich und musikalisch und habe direkt gedacht, ok die pushst du. Mittlerweile haben die ihr eigenes Label und DJ Kolombo ist weltbekannt und veröffentlicht auf allen großen Labels. Diese Entwicklung freut einen natürlich.
Bereits 2006 habt ihr ja das Electrobrett „Monday Morning“ rausgehauen. War dies der Kontakt der dich auch musikalisch neu inspiriert hat?
Mhm, nicht wirklich. Mein Album „4 Da Loverz“ kam ja bereits 2005 raus und hatte ja einen eindeutigen electro-touch. Und auch vorher habe ich diesen Sound in meinen Sets gespielt. Ich kann also für mich nicht sagen, das das der Schlüsselsong in dieser Beziehung ist.
Wer hatte die Idee zu dem „Monday Morning“ Remake mit den Princess Superstars?
Princess Superstar war ein großer Fan der ursprünglichen instrumentalen Clubversion von „Monday Morning“ und hatte den Track immer in ihre Sets eingebaut. Sie kam dann auf die Idee, da Vocals drauf zusetzen.
2010 steht ja absolut im Zeichen deines neuen Albums? Erzähl uns doch kurz was zu „In my Blood“.
Ich habe in den letzten 15 Jahren über 100 Releases, Mixe und DJ-Tools veröffentlicht und ich wollte in dieses Album meine ganze musikalische Erfahrung mit einfließen lassen. Ich verstehe „In My Blood“ wie eine Visitenkarte: Leute sollen das Album hören und denken „Das ist er, das macht er“. Ich hab mich ganz vielen Dingen inspirieren lassen. Sei es von Orten auf Reisen, von Menschen, Sounds oder von meiner Inspirationskiste, meinem Rechner. In dem alte Ideen schlummern. Für dieses Album z.B. habe ich endlich einen Song fertig gestellt, der vor 10 Jahren als rohe Idee angefangen hat.
Auf deinem Album hast du diverse Vokalisten eingesetzt, wie die Schwedische Sängerin Cornelia oder Tommy Sunshine, der schon bei Tomcraft, Tocadisco oder Marc Romboy mitwirkte. Warum sind so viele Sänger, auch aus anderen Genres auf dem Album vertreten?
Witzigerweise wollte ich am Anfang eigentlich gar keine Gastssänger. Dann sind diese ganzen Leute aber auf unterschiedlichste Weise zu dem Projekt gestoßen. Bei Tommie Sunhine war es so, dass wir schon seit Jahren gesagt haben, dass wir was zusammen machen müssen. Cornelia, die auf der aktuellen Single „Army Of Men“ singt habe ich erst über MySpace kennen gelernt und nach einiger Zeit haben wir uns dann das erste Mal auf dem Hultsfred-Festival in Schweden getroffen. Sie war da als Journalistin und ich habe als einziger DJ unter Rockbands wie Strokes oder Babyshambles aufgelegt. Dadurch hat jeder beteiligte Act seinen eigenen Stil eingebracht, ein Gewinn wie ich finde.
Erzähl uns Mitteldeutschen doch mal, wie man am besten in Köllefornien feiert. :)
Na, ich denke, nicht anders als bei euch. Jetzt habe ich mit den Jungs von Loonyland, einer der besten Veranstalter hier in Köln, meine eigene Partyreihe aufgelegt: DiscoFisco. Dort will ich DJ-Kollegen und Freunde einladen um zusammen mit mir aufzulegen. Privat würde ich wohl auch zu den Loonyland Partys gehen.
Interview: Nico Walther