// Portraits

Robert Babicz - Interview

Titelmotiv -

Viel beschäftigte Menschen zu ein paar ruhigen Minuten Interview zu bewegen, ist gar nicht so einfach. Einer von solchen ist Robert Babicz aka Rob Acid. Der Producer der bereits seit den Anfangstagen der deutschen Technobewegung die Acidfahne nach oben hält ist nicht nur umtriebiger Remixer, sondern tourt auch noch fleißig als DJ und Live-Act durch die Lande. Nach seiner Babypause 2000 – 2003 (er ist stolzer Vater einer Tochter), legt er wieder kräftig los, um den Acid-Sound des 21. Jahrhunderts weiterzuentwickeln.

Interview: Jennifer Lüders & Marco Müller aka Plastemann

Du bist ja schon ein Urgestein der Szene. Trotzdem hat man das Gefühl, Robert Babicz produziert in 2007 noch immer den absolut frischen Sound. Woher kommt dein gutes Gespür für den Puls der zeit.

Ich glaub das kommt unter anderem davon, dass ich so gut wie jedes Wochenende woanders spiele, da ich da einfach immer dabei bin.

Wie viele Releases hast du bisher veröffentlicht? Kannst Du bei der Masse noch eine Übersicht behalten?

*lacht* Nein, aber ich glaube das es ca. 150 waren. Und es kommt auch mal vor, das ein DJ eine Platte spielt wo ich mir denke „die kennst du doch“ und dann bemerke ich, es ist eine von mir

In den 90er Jahren warst Du mal Gast bei VIVA. Du hast dort Mate Galic und den Zuschauern erklärt, wie man mit einer 303 und einer 909 live spielt. Die Message lautete damals: Einfach an den Knöppen drehen und Spaß haben! Wie sieht dein aktuelles Live-Setup aus? Hast Du immer noch die guten alten Maschinen am Start?

Das ist eher Situationsbedingt. Im arbeite jetzt eher basierend auf 2 Laptops die ich dabei hab, Controller oder halt auch mal die 303 oder die 909 wenn es ein richtiger ACID Gig sein soll.

Wo spielst du lieber: kleiner Club oder großer Rave?

Das kann man gar nicht sagen, beides hat ja Vor- und Nachteile: Ich liebe kleine intime Clubs in denen man sehr lange spielen kann, ich liebe es lange zu spielen, aber ich mag es auch auf einem richtig großen Rave mit riesigen Anlagen zu rocken.

Spielst du gern im Ausland? Wenn ja, wo gefällt es dir am besten?

Also im Moment spiele ich fast nur noch im Ausland, ich denke so zu 80% bin ich international unterwegs. Aber wo es mir am besten gefällt kann man so nicht sagen, da es solche und solche Abende gibt.

Der allgemeine Trend geht ja schon sein einigen Jahren weg von der Hardware. Wie stehst Du zu dieser Entwicklung? In wieweit hat sie dich in deiner Arbeit beeinflusst?

Sie hat mich eigentlich in dem Sinne beeinflusst dass ich noch mehr zu der Hardware gegangen bin, indem ich mein Studio in Richtung High-End-Analog aufgerüstet habe und somit eher noch „freakiger“ geworden bin. Ich arbeite halt auch mit Bandmaschinen *lacht* und das ist viel viel aufwendiger als früher. Aber ich arbeite auch mit Rechnern, ich versuche eigentlich das Beste aus beiden Welten zu nehmen.

Auf welchem System (Mac/PC) produzierst du?

Mit Apple Logic

War das schon immer so?

Nein, ich hab mit einem Commodore Amiga angefangen, aber das ist schon sehr sehr lange her *lacht* .

Welches Tool (Hard oder Software) ist für dich im Moment das tollste? Oder anders gefragt: Womit arbeitest du im Moment am liebsten? Vielleicht kannst du an dieser Stelle dem interessiertem Leser einen tollen Insidertipp geben?

Ich hab im Moment eine kleine süße polnische Plugin-Firma gefunden, oder sie haben mich gefunden, wie auch immer. Die heißt „D16.PL“ das ist die URL und die machen eine Fastware 303 und 909. Ich bin das erste mal richtig beeindruckt wie ein Plugin klingen kann. Und Hardwaremäßig ist mein absoluter Favorit die Machine-Drum von “Electron“ das ist für mich der beste Drumcomputer der jemals gebaut wurde.

Junkfood, so lautet der Name deines Labels. Soweit ich das richtig sehe, erscheint dort demnächst eine neue Rob Acid Scheibe. Im Gegensatz zu deinem riesigem Output auf anderen Plattformen gibt es dort nicht so Regelmäßig und viele Veröffentlichungen. Woran liegt das?

Ich habe das mehr oder weniger ein bisschen einschlafen lassen, weil ich meine Aufmerksamkeit stärker auf meine „Robert Babicz“ – Veröffentlichung gelegt habe, ich versucht habe mir ein komplett neues Ding aufzubauen und daher hab ich das eher ein klein wenig schleifen lassen, wobei ich natürlich ,wenn man so ein bisschen drauf achtet hin und wieder ne doch ganz schöne mache.

Hörst du dir Musik anderer Künstler an? Beobachtest du die aktuelle Szene?

Ehrlich gesagt nein, da ich gar nicht die Zeit dazu habe mir die Musik anderer Künstler anzuhören weil ich ja A: meine eigene Musik mache und ich im Masteringstudio bin und sowieso von morgens bis abends damit zu tun habe, da ich ja auch die Sachen von anderen mit bearbeite. Also eigentlich höre ich nur ab und zu die Musik der DJ´s die vor oder nach mir auftreten.

Neuerdings bietest du auch für andere Produzenten und Labels Mastering an. Wie ist das entstanden?

Das ist eigentlich so entstanden, dass mich meine Kollegen mal gebeten haben ihre Stücke durch meine Geräte laufen zu lassen, da ich einen großen Pool an extrem tollen analogen Sachen hier bei mir habe die einfach kaum jemand besitzt. Und aus diesem Gefallen ist dann langsam immer und immer mehr geworden und da hab ich mir gedacht das machst du jetzt einfach mal richtig *lacht*

Was machst du dabei anders oder besser als die großen Masteringstudios?

Ich habe eine eigene Art und Weise entwickelt wie ich an Sachen rangehe die etwas davon abweicht wie andere Studios an der Sache arbeiten. Bei mir gilt im Grundsatz das ich so neutral wie möglich arbeite und die Musik nur so ein bisschen verschönere und eigentlich wird Mastering ja so betrachtet das man wirklich in die Musik eingreifen kann und einen extremen Stempel draufsetzen kann und den Part doch ziemlich verformen kann.

Da ich sehr viele Geräte aus den 60ern, 70ern, 80er besitze die man damals für den Preis eines Hauses bekommen hat und heute nur noch durch Glück bekommt, würde ich mein Mastering mit dem High-End-Mastering aus den Staaten vergleichen, nur zu einen Bruchteil der Kosten.

Produzent, Masteringstudio, Live-Act, Labelbetreiber. Du bist ein Einzelkämpfer oder hast du ein Team von Leuten die dich bei deiner täglichen Arbeit unterstützen?

Also ich habe schon ein Team, ich habe schon viele Bekannte und Freunde die mir schon helfend unter die Arme greifen da man heutzutage ein gutes Netzwerk braucht. Der eine hilft einem selber und auf der anderen Seite hilft man dann selbst wo man kann.

Wie stehst du zu digitalen Download-Portalen wie Beatport und Co. – Fluch oder Segen?

Ich bewerte diese Download-Portale noch gar nicht. Ich finde das ist einfach der nächste Schritt, der sich schon so ergibt. Und die Verkaufszahlen bei Beatport steigern sich ja schon von Monat zu Monat und man sieht dass Musik bezahlbar ist und nicht nur Kostenlos runter geladen wird, und das das funktioniert, finde ich schön. Da man so auch ohne das Platten verkauft werden ein bisschen Geld als Künstler verdienen kann, denn wenn es nicht so wäre könnte jeder Künstler einpacken und es würde nur noch Hobbykünstler geben.

related link: www.robertbabicz.de