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Dapayk - Interview

Titelmotiv -

"Impulsion Parasite" heißt das neue Album von Dapayk und erschien auf einem seiner großartigen Labels: Mos Ferry. Gefeatured von Künstlern wie Anja Schneider, Pan Pot, Jay Haze, Mathias Kaden, Someone Else and Troy Pierce, liefert er damit sein zweites Album a la, wie er so schön sagt, "Frikkelsound" ab.

Du bist einer der wenigen Produzenten, die sich die Zeit nehmen ein Album zu produzieren. Vor einem Jahr gab es das "Dapayk und Padberg Album" und im Oktober diesen Jahres erschien das "Dapayk Solo" Album. Wie ist es entstanden und wer hat daran mitgewirkt?
Niklas: Ich glaube mit einem Album kann man mehr zeigen als mit 2 oder 3 Singles. Das Paket ist einfach grösser und der Bogen kann musikalisch weiter gespannt werden. Ich finde das sehr angenehm. Die ersten Tracks des Soloalbums entstanden bereits vor zwei Jahren, auch während der Arbeit für das Dapayk & Padberg Album des letzten Jahres. Ich muss gestehen, ich arbeite nicht mehr so gern im Studio mit anderen Leuten zusammen. Eva ist da natürlich eine Ausnahme, aber ich habe leider nicht mehr so viel Zeit für die reine Studioarbeit und bei Kooperationen muss man kompromissbereit sein, was wieder Nerven kostet. Abschalten ist da nicht! Daher hab ich es sehr genossen mich zurück zu ziehen und das Album im Alleingang zu brokeln.

Reden wir mal über dein erfolgreiches Label "Mos Ferry Production".
Zum einen: Wer oder Was ist Mos Ferry?
Zum anderen: Wer steckt dahinter und was ist die Labelphilosophie?

Niklas: Mo's Ferry Prod. ist ein Label für elektronische Musik, welches ich mit meinem Schulfreund Jan Langhammer Ende '99 gegründet habe. Jan kümmert sich um die Abläufe, Rechnungen, Buchhaltungen etc. ich mach den Rest, wie Grafik, A&R, Websites, Promotion... Wir wollen kreative Musik veröffentlichen und achten weniger auf den gängigen Sound. Wir versuchen mit einem kleinen Pool an Artists auf lange Sicht kontinuierlich frische Releases unter die Leute zu bringen. Es darf bei uns gern mal dreckiger und zufälliger klingen, aber direkte Genrezuweisungen lehnen wir eher ab. Deshalb nennen wir unsere Musik auch "Frickelsound". Das schränkt uns nicht ein und irgendwie weiss jeder was gemeint ist.

Sind "Fenou" und "Rrygular" hingegen eine Art Spielwiese?
Niklas: Die beiden Sublabels sind eher eine Erweiterung. Rrygular ist wesentlich tooliger als die Sachen auf Mo's Ferry und richtet sich eher an die DJs. Fenou hingegen ist eine Spielwiese für experimentellen Pop. Mit Fenou habe ich mir einen lang gehegten Traum erfüllt. Es ist schwer Musik auf Vinyl zu verkaufen, die sich nicht automatisch an DJs richtet. Es gibt so viele neue Labels die im Endeffekt nichts anderes machen als 10 weitere. Fenou richtet sich mit dem 10" Format an die Sammler und ist streng limitiert. Die 01 ist ausverkauft und geht mittlerweile für gutes Geld bei Ebay weg.

Wer macht das tolle Artwork bei Mos Ferry, denn der Wiedererkennungswert ist großartig!
Niklas: Für das Artwork bin ich zuständig. Eva und ich haben die Grundzüge des Designs vor 5 Jahren entwickelt und ich setze das jetzt allein, da Eva keine Zeit mehr dafür hat, weiter fort.

Womit produzierst Du?
Niklas: Hauptsächlich mit Logic 7 und diversen Synths oder Grooveboxen, ein paar Kompressoren usw..

"Dapayk und Padberg live!" erfreute sich riesiger Resonanz. Wird es ein Follow Up geben?
Niklas: Wir haben gerade mit der Arbeit am neuen Album begonnen. Wir lassen uns aber Zeit und werden sicher nicht vor Ende 07 veröffentlichen. Eine Tour wird es als Dapayk & Padberg nicht mehr geben. Zumindest nicht in Deutschland. Man verliert leicht den Spass an der Sache, wenn einige Clubs eher auf ein Promibooking schielen und der Laden voll ist mit Leuten mit Kameras, aber nur die Hälfte wirklich wegen der Musik da ist. Das weiss man leider nicht immer vorher und wir haben lernen müssen, das viele Veranstalter für 20Mann mehr im Club ihre Seele verkaufen.

Warum gibt es Marek Bois und wodurch differenziert er sich von Dapayk.
Niklas: Die Marek Bois Titel sind wesentlich straighter, variieren nicht so in den Beats und sind tooliger als die Sachen von Dapayk, die gerne auch mal holpern. Ich denke Dapayk ist ein wenig experimenteller.

Bevor Troy Pierce ein angehöriger der "m_nus posse" war, hat er auf Mos Ferry released. Wird es wieder einen Release geben?
Niklas: Nein.

Nervt Dich die Großstadt manchmal? Zieht Ihr in Erwägung mal ins schöne Thüringen zurückzukehren?
Niklas: Momentan geniessen wir den Grossstadtdschungel mit all seinen Vorteilen. Natürlich muss man gelegentlich einfach mal raus. Beim Label sind wir alles Kleinstadtmenschen und flüchten so oft es geht aus Berlin. Ich kann nicht ausschliessen, eines Tages wieder nach Thüringen zu gehen. Wäre die Verkehrsanbindung in Erfurt wie in Berlin, wär ich sofort wieder dort.

Was sind die Zukunftspläne der Mos Ferry Familie und was sind die von Dapayk?
Niklas: Demnächst kommt unsere 25. Release auf Mo's Ferry und wir basteln gerade an einem aufwendigeren Design für die Jubiläums-VÖ. Den Artistpool von Rrygular haben wir geschlossen und starten gerade mit neuen EPs unserer Künstler. Veröffentlichungen von Marcel Knopf und Butane stehen an und ein Album von From Karaoke to Stardom. Die Fenou 04 muss ja dann auch mal endlich kommen... Vom Soloalbum lassen wir gerade RMXs u.a. von Audio Werner anfertigen. Das dauert aber noch ein Weilchen...

(Interview: Jennifer Lüders)

related link: www.mosferry.de