Baobinga hat innerhalb von knapp 3 Jahren das geschafft, von was viele DJs und Produzenten träumen würden- unzählige Releases und Remixes auf internationalen Labels, und dabei in einer Soundvielfalt, die seinesgleichen sucht. Immer frisch, immer neu, und doch immer „Baobinga-Style“. Auch wenn er vorwiegend im Breaks-Sektor eingeordnet wird, gehen seine Produktionen von dieser Basis ausgehend in viele Richtungen, denn schliesslich haben ihn früher Jungle-Tracks im Radio ebenso beeinflusst wie Techno. Und genau so muss man sich diese eigenständige, äusserst kreative Mixtur vorstellen, die er vorsichtshalber noch mit diversen Künstlerpseudonymen auseinander hält.
Ebenso international sind die Anfragen für seine DJ-Gigs. Im letzten Jahr ging es u.a. nach Amerika und Neuseeland, und gerade erst hat er eine Südafrika-Tour mit Anschlussflug nach Hong Kong wahrgenommen. Aber auch in seiner britischen Heimat spielt er schon längst auf den großen Festivals und in Superclubs wie Fabric, The End oder Ministry of Sound. Die Leipziger Black Belt Boogie-Crew holte ihn bereits vor zweieinhalb Jahren in die Distillery, und am 13.07. soll es im Rahmen des „Fridayclub“ wieder soweit sein- wenn das kein Grund für ein paar Fragen an den sympathischen Typen aus Manchester ist…
Bao, deine Tracks sind vielschichtig, aber unique. Was ist bezüglich des Inhalts eines Tunes für dich wichtig?
Wenn ich Breaks produziere, habe ich eigentlich nur ein Kriterium- ich möchte mich selbst dazu bringen, wie wahnsinnig zu tanzen. Alles Andere ist da nur sekundär. Ich mag es auch, mit jedem Track etwas Neues zu probieren. Da kommt Einer mal eher emotional mit "Hands in the air"-Feeling, oder es wird einfach ein rollender Subbass-Groover. Aber der Ausgangspunkt ist immer der selbe- denn es heisst ja nicht umsonst "Dance Music"!
Du hast recht viele Projekte am Laufen. Was sind für dich die besonderen stilistischen Unterschiede bei Pablo Beatz, Big Monster, Body Snatchers?
Ja, das ist der Grund dafür, warum ich anfing, unterschiedliche Namen zu nutzen- als Erstes erlaubt es mir, mehr Musik zu veröffentlichen, ohne den Markt zu überfluten. Aber es lässt mich auch eine Trennlinie zwischen verschiedenen Sounds ziehen, um die Leute nicht mit einem kompletten Mash an Baobinga-Sounds zu verwirren. Eigentlich war es so gedacht, Baobinga einfach als Namen für alles stehen zu lassen, was ich gerade so releasen wollte, aber das lässt sich mit den Booking-Agenten, der Platten kaufenden Öffentlichkeit etc. schwer vereinbaren...
Also, Baobinga steht für die großen Tunes und Remixe, und alle Kollabos, bei denen ich mit Leuten arbeite, mit denen ich normalerweise nicht so viel mache. Skinnz steht für Dubstep, obwohl das momentan ziemlich hinten ansteht. Pablo Beatz benutze ich für bouncy Breakstep- Sounds, das ist so etwas wie meine Sicht auf die "Bingo"-Ästhetik.
Big Monster ist mein Projekt mit I.D., bei dem wir emotionsgeladene Loops mit Techno-Vibes mit chunky Breaks vermischen. Mit 30Hz arbeite ich an "The Body Snatchers" als so eine Art Album-Projekt- schmutzige analoge Sounds mit sleazy Vocals und vielen Verrücktheiten... nicht nur Breaks, aber auch nicht wirklich House- einfach nur gute und interessante Dance Music.
Also gibt es demnächst auch ein Album von euch?
Ja, wir arbeiten gerade daran. Und auch Big Monster könnte nach meiner Meinung zum Album-Projekt werden.
Du bist auch viel als DJ unterwegs- hast also sicher auch Einiges an Platten zu schleppen. Was hältst du vom digitalen DJing, was bevorzugst du?
Ich liebe Vinyl. Ich liebe, es zu spielen und wie es klingt. Ich denke, viele der DJs, die kein Vinyl spielen, weil es "zu schwer zum Rumtragen ist etc. etc." sind genau diejenigen, die sich wundern, warum die Labelverkäufe so in den Keller gehen. Ich werde CDs benutzen, wenn ich einen neuen Tune von mir austesten möchte, aber sobald ich weiß, dass der Tune in nächster Zeit ohnehin nicht rauskommt, schneide ich lieber eine Dubplate. Und schließlich genieße ich es immer noch, als Clubber unterwegs zu sein, und ich denke CDJing und Ableton Sets usw. sind so viel weniger aufregend und körperlich, als jemanden nach Platten graben zu sehen, einen Tune reinzuwerfen, die Platte mit einem deftigen Griff wieder vom Teller zu nehmen usw. Das bekomme ich nicht beim digitalen DJing...
(Sascha Heyne)