Seit 20 Jahren treiben die beiden Musikanten Kiss & Janosh in den mitteldeutschen Gefilden ihr Unwesen. Was damals mit einem plumpen Kassettenrecorder begann ist mittlerweile zu einem versierten Set an den 1210ern gereift, das jedes Wochenende eure Gehörgänge betört. Anlässlich ihres Wiegenfestes im April haben wir uns mit den beiden getroffen und über Sinn und Unsinn geplaudert.
Text: Nico Walther
Könnt ihr euch noch an euer erstes zusammentreffen erinnern?
K: Wir haben beide zu DDR-Zeiten einen DJ-Schein machen müssen vor einer Jury. Damals waren wir mehr Entertainer und Moderator und das wurde bewertet. Da haben wir uns das erste Mal gesehen. Vorher war ich ja in der Band meines Vaters und hab Instrument gespielt. J: Ich weiß nur noch, dass es die Wendezeit´89 war und damals die Jury gar nicht mehr kam.
Die ersten Mix-Erfahrungen, noch zu DDR Zeiten, hattet ihr aber nicht mit Schallplatte, sondern mit Kassette, richtig?
J: Erst gab es das Tonband und dann kam ganz schnell die Kassette. Die ersten CD´s nach der Wende liefen in Playern, die keinen Pitcher hatten. Wir haben die BPM´s gezählt und versucht wenigstens für 3-4 Sekunden den gleichen Beat übereinander zu legen.
Kiss hat dann dich, Janosh dazu bewegt weiter Musik zu machen, obwohl du keine Lust mehr hattest? Es war ja die Zeit der neuen Diskotheken.
K: Es gab leider nicht wie heute dieses Überfluss an DJ´s und ich wusste, dass Janosh genau der Richtige für diesen Job ist. Es gab damals auch noch keine festen Locations wie heute. Es waren alles fahrende Diskotheken, die mit Anlage und DJ von Saal zu Saal gezogen sind.
Ihr wart beide Residents im Tiffany Frohburg, wo ihr immer im Wechsel aufgelegt habt.
K: Wir haben immer im Wechsel gespielt, ich 2 Mal im Monat, Janosh 1 Mal und den 4. Freitag der Yo. Im Grunde war es Rave und Trance was wir beide gespielt haben, dennoch hatte schon damals jeder seine kleine Fangemeinde.
J: Es war auch die Zeit in der zum Freitag im Tiffany die Partyhits nichts mehr richtig ankamen und wir mit dem neuen Sound den Freitag wieder etablieren wollten.
K: Später kamen Acts wie Blake Baxter und Paul van Dyk ins Tiffany. Das gab es in ganz Mitteldeutschland zu dem Zeitpunkt nicht.
Ihr habt beide schon einmal ein Song raus gebracht. Janosh zusammen mit Jens Maiwald und Kiss einen Technotrack zusammen mit Christian Fischer. Wie kam es dazu und warum gab es nicht mehr zu hören?
K: Ich habe schon vor dem Track mit Christian Fischer 3 Platten produziert. Die haben wir damals noch in Tschechien gepresst, selber abgeholt und Laden für Laden abgeklappert um sie an den Mann zu bringen. Insgesamt haben die Scheiben sich gut verkauft, wobei wir kaum einen Cent dabei verdient haben. Es war aber gut für´s Ego, endlich die eigene Platte in den Händen zu halten.
J: ich war nie der Producer, saß bei meiner Platte auch nur im Studio und habe Jens Maiwald gesagt, wie ich es gern hätte. Dennoch war das DJing schon immer mein Favorite.

Ihr kennt euch seit 20 Jahren. Warum hat es nie ein gemeinsames Projekt von euch beiden gegeben?
Wir haben die Produktion mit Jens Maiwald gemeinsam gemacht und das war es auch. Als gemeinsames Projekt wäre beinahe die Gattersburg gekommen.
Kiss, du wolltest zusammen mit einem Kollegen die alte HO Gaststätte Gattersburg zum Club umzufunktionieren. Dann doch der plötzliche Rückzieher und Janosh wurde ins Boot geholt. Warum?
K: Ich bin 6 Monate vor dem offiziellen Opening ausgestiegen, weil es interne Komplikationen gab, die unüberbrückbar waren. Dann kam Janosh, was ich ihm nie übel genommen habe, denn wir waren auch danach noch gut befreundet.
Kiss, hättest du die Gattersburg anders geführt?
K: Nun ja, mich hat schon immer gestört, dass das Publikum dort viel zu jung war. Das hat die Gattersburg auch kaputt gemacht. Dennoch hat die Stadt durch den Club einen riesigen Sprung gemacht. Vielleicht hatten wir auch nicht den richtigen Biss oder es fehlte jemand, der mit uns Geld verdienen wollte und uns mit geschliffen hat. Schade.
Ihr habt dann beide ein Engagement beim Nachtcafé begonnen. Wie kamt ihr dazu?
J: Ich hatte einen Gig im damaligen Terminal auf dem Leipziger Flughafen, wo mich Lars vom Nachtcafé sah und mich fortan auch dorthin gebucht hat.
K: Ich kannte die TNC Jungs schon Jahre zuvor, kam dann aber durch Ingolf Kloss zu meinem ersten Booking, damals noch als Black-DJ. Bis Ingolf die Idee hatte aus einem der 2 Black Floors einen Housefloor zu machen und Dan Fog, Spu und ich waren die ersten Residents.
Ihr seid nun beide schon weit über 30 und spielt teilweise vor Publikum, das oftmals halb so alt ist. Denkt man an so etwas?
J: Nein. Mein Kind dürfte mit 16 nicht in die Clubs gehen.
K: Ich bin selber mit 15 zur Disko gegangen und kann damit gut leben. Heute spiele ich dennoch lieber vor Publikum um die 25, da die nicht bei jedem ungeliebten Song wegrennen. Und wenn mich keiner mehr hören will, höre ich freiwillig auf!
J: Ich kenne leider auch keinen in meinem Alter, der heute noch zu meiner Musik tanzen würde.
Gibt es trotzdem einen favorisierten Sound, den ihr gerne spielen möchtet, dennoch vom Publikum nicht so erwünscht ist?
J: Ja, ich würde gerne ein schönes Breakbeat-Set spielen, kann dennoch gut damit leben, den kommerziellen House-Sound zu fahren. Ich bin deswegen nicht unglücklich.
K: Ich wäre froh wenn die Leute meinen treibenden Ibiza-Sound zu schätzen wüssten.
Könnt ihr euch vorstellen noch in 10 Jahren an den Turntables zu stehen?
J: Ich konnte mir vor 10 Jahren auch nicht vorstellen heute noch aufzulegen, jetzt sehe ich das völlig anders.
K: Ich wollte eigentlich mit 30 aufhören, aber der Markt bestimmt wie lange wir noch spielen werden. Und wer wird in 10 Jahren das DJing noch hauptberuflich machen? Kaum einer schätze ich! Deswegen müssen wir noch da bleiben.
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