Das junge Label Bondage Music zählt zweifellos zu den upcomming Labels 2007 und hat im abschließenden Jahr mit den ersten 3 Releases eine sichere Grundlage und die ersten Punkte gesichert. Die beiden Köpfe, bekannt als Pornbugs haben ja mittlerweile auch schon ein paar Säcke Lebenserfahrung auf dem Buckel und wissen mit der Szene umzugehen und sie zu deuten. Ihr fein selektierter Minimal-Electro-Stuff ist daher ganz nah dran am Puls der Zeit und findet auf ihrem Label eine passende Brutstätte.
Es wird immer viel gemunkelt und spekuliert. Klärt uns doch endlich mal auf. Wer steht alles Hinter den Kulissen von Pornbugs und dem Label Bondage Music?
Der ein oder andere wird uns eventuell noch unter I.D.O.G. & Crypton kennen. Das war unser Techno-Projekt, mit dem wir ab 2000 in den Clubs aufgelegt haben. Seit 2004 legen wir eigentlich nur noch als Pornbugs auf. Dieses Projekt steht eher für Electro-Minimalsound. Was das Label angeht müssen wir etwas weiter ausholen, weil da doch etwas mehr Leute mitarbeiten. Gründer des Labels sind wir, dazu kamen dann Elastique aka e-Klang und Ivo Deutschmann, die viel zu den Produktionen und Release-Entscheidungen beitragen. Für die grafische Gestaltung der Webseiten und Cover sind Howie Manson und der Brasilianer Edu Feireira verantwortlich.
Mittlerweile haben sich ja viele Künstler bei euch eingereiht. Wie kam es zu Zusammenarbeiten mit Oscar, Funkwerkstatt, Stereofunk oder Dole & Kom?
Mit den meisten Künstlern verbindet uns eine bereits langjährige Freundschaft, wozu mit Sicherheit Karateklubhead Oscar und Karateklubartist Ivo Deutschmann zählen. Von daher stand einer harmonischen Zusammenarbeit schon mal nichts im Wege. Funkwerkstatt kennen wir zum Beispiel durch unsere Mix-Compilation, welche wir für URBR (Underground Records Brasil) zusammengestellt haben. Bei Dole & Kom hat uns der Sound so gut gefallen, dass wir die Jungs einfach über das Internet kontaktiert haben.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass Leute den Mut haben ein Label zu gründen. Wie entstand bei euch die Idee und welche Intention wird mit dem eigenen Imprint verfolgt?
Ein gewisses Risiko besteht natürlich immer, aber wir gründeten Bondage Music hauptsächlich, um uns und anderen Künstlern eine eigene Plattform für anspruchsvolle elektronische Musik zu schaffen. 2004 haben wir ja bereits bei dem Label Sayas mitgewirkt, welches aber leider nach der dritten Katalognummer eingestellt wurde. Deswegen haben wir nach einer einjährigen Pause unser eigenes "Baby" aus der Taufe gehoben. Der Name Bondage steht dabei eigentlich einfach nur für fesselnden Sound.
Wie oft zahlt man in dem Business Lehrgeld?
Leider viel zu oft. Diese Erfahrung haben wir ja bereits als DJs gemacht. Zum Labelstart gab es schon Situationen in denen man vielleicht mit anderen Entscheidungen besser beraten gewesen wäre, aber aller Anfang ist eben schwer. Oscar hat uns da aber sehr hilfreich unterstützt, gerade als es um die Wahl des richtigen Vertriebes ging. Mit Sicherheit wird man aber auch in Zukunft noch das ein oder andere Mal Lehrgeld bezahlen. Aber auch an solchen Erfahrungen wächst man.
Seit den letzten Bondage Music Releases scheint ja richtig die Luft zu brennen. Was können wir für das Jahr 2007 erwarten? Welche Künstler werden sich da die Klinke in die Hand drücken?
Stimmt, die letzten Releases von Stereofunk und Elastiqué liefen wirklich ziemlich gut. Das setzt uns natürlich etwas unter Druck, da wir die nächsten Releases mit mindestens derselben Qualität veröffentlichen wollen. Aber auch hier legen wir wieder besonderen Wert darauf ein gesundes Maß an Ausgewogenheit zwischen regionalen Acts und bereits "etablierten Größen" zu finden. Anfang Januar wird es eine Release von Super Flu geben, inklusive eines Remix von Paul Nazca von Boxer Recording. Im März kommt dann ein sehr viel versprechendes Release von Dole&Kom und danach folgt wieder ein Pornbugs Release.
Ihr habt durch den Kontakt zu eurem Freund Christian Fischer bereits die 2. Brasilientour hinter euch und extra für Südamerika eine Mix-Compilation produziert, die es in Europa gar nicht geben wird. Erzählt uns mal kurz was über Land, Menschen und besonders die Musik in Brasilien.
Freundlich, aufgeschlossen und sehr Musik besessen! Brasilien ist auf jeden Fall einen Abstecher wert und wir sind Christian noch immer dankbar dafür, dass er einen ersten Kontakt hergestellt hat. Mittlerweile steht ja nun im Januar 2007 schon unsere 3. Brasilientour an und wir sind natürlich schon sehr gespannt darauf, wie die Resonanz auf unsere Mix-Compilation ist. Die Clubs in Brasilien sind einfach fantastisch und wenn es ums Feiern geht, bekommen die Brasilianer eine glatte eins! Man könnte fast behaupten, es geht dort ab, wie hier vor gut 10 Jahren. Die brasilianischen DJ´s spielen auf höchstem Niveau. Der Minimal-Elektro-Sound war zwar bis vor einem Jahr noch relativ in den Anfängen. Mittlerweile ähneln sich unsere Plattencases doch heute schon verdächtig.
Mittlerweile schwimmt ihr ja auch auf dieser pulsierenden Electro-Minimal-Welle mit, die derzeit aus kaum einem Clubkontext wegzudenken ist. Was macht euren Sound so eigen. Und wie seht ihr die Entwicklung in diesem Genre?
Vielleicht ist ein kleiner Vorteil mit Final Scratch auflegen zu können, da man ja wirklich in kürzester Zeit auf eine Flut an Tracks zurückgreifen kann, ohne gleich 10 Plattenkoffer mitnehmen zu müssen. Somit können wir leichter und schneller auf die Stimmung des Publikums reagieren. Ein weiteres Highlight in unseren Sets stellt unser Sänger Pete La Bomba dar, der immer zur rechten Zeit die passenden Vocals bringt. Das kann in manchen Situationen schon enorm puschen! Unserer Meinung nach wird diese Elektro-Minimal-Welle noch ein Weilchen anhalten und sogar noch mehr miteinander verschmelzen, so dass eine exakte Unterteilung der einzelnen Genres nicht mehr klar zu definieren ist.
Zum Ende des Jahres auch an euch die Frage: wer hat für 2006 ein Lob verdient und wer muss getadelt werden?
Ha, gute Frage zum Schluss. Also Lob gibt es von uns auf jeden Fall für Stephan Bodzin, der einfach mal geniale Releases gebracht dieses Jahr. Der Tadel geht von uns an Mr. Bush für seine beschissene Politik.
(Text: Nico Walther | Interview: Christian Tschöcke )