Was als Indie-Popband Ralley im Jahr 1997 begann, sollte sich durch eine schicksalshafte Wendung zum Glücksfall Klee in 2001 wandeln und mit der Single "Erinner Dich" (2003) und dem Album "Unverwundbar" für Wirbel in der Electro-Pop-Szene sorgen. Nachdem die Kölner Popband bereits in 2005 bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest" mit ihrem Charthit "Gold" überzeugen konnte, steht Klee nun - nach dem vierten Album "Berge versetzen" (2008) und vor dem erscheinenden fünften Album - kurz vor dem Sprung nach ganz oben. Anlässlich ihres Besuches beim 2010er Love Music Beach am 26.06.2010 am Harthsee (Borna), konnten wir die Fünf zu einem kurzen Interview sprechen.
Seit eurem großen Coming-Out in der elektronischen Popszene mit "Erinner dich" ist einige Zeit vergangen und ihr seid um die Welt gekommen. Wie kommen denn deutsche Texte in z.B. China an?
Als wir im vergangenen Jahr zweimal für zwei Wochen eine kleine Tournee durch das faszinierende Land China machen durften, ist uns wieder mal klar geworden, dass Musik eine Sprache jenseits der Sprache ist und ganz unmittelbar, grenzenlos und universell direkt den Weg ins Herz findet. Es war wirklich überwältigend mit wie viel Liebe und Energie wir auf unseren Konzerten empfangen und begleitet wurden. Wir haben unsere Lieder in deutscher Sprache gesungen, die Ansagen zu den Songs auf Chinesisch versucht und teilweise wurden die Texte sogar auf einer riesigen LED Wand übersetzt, so gab es keinerlei Verständigungsschwierigkeiten und wir merkten, dass unsere Texte die Menschen, im von uns so weit entfernten China, genau so berührten wie hierzulande, denn die Sehnsüchte, Hoffnungen, Leidenschaften und Nöte der Gefühlswelt scheint Menschen doch durch ein unsichtbares Band zu verbinden. Das war eine sehr friedliche Erkenntnis. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann gerne unsere Tagebücher lesen: www.kleemusik.de
Habt ihr eine große Fanbase im Ausland? Wie ist allgemein die Resonanz im Ausland?
Es ist sehr schön zu spüren, dass wir außerhalb des deutschsprachigen Raums viele Menschen mit unserer Musik erreichen. Nicht nur durch direkten Kontakt während unserer Konzerte in den Niederlanden, England, Russland oder China. Wir bekommen auch sehr viel Resonanz aus Amerika oder Frankreich zum Beispiel. In Amerika haben wir unser 2. Album „Jelängerjelieber“ veröffentlicht und das Echo war enorm. Sehr viele haben uns geschrieben, dass sie erst nach dem dritten Hören eines Songs bemerkt haben, dass das, was sie da hörten tatsächlich deutsch war. Das ehrt uns schon, wenn wir internationale Akzeptanz bekommen. So bekamen wir auch weltweite Fanpost als unser Lied „Gold“ unter dem Werbespot zum Givenchy Parfum „Ange ou Démon“ lag. Wir konnten anhand der Fanbriefe und Mails genau sehen auf welchem Kontinent und in welchem Land der Spot gerade aktuell lief. Es macht uns auch enorm viel Spaß unsere Texte in andere Sprachen zu übersetzen. So gibt es ein Lied auf Französisch, eins auf Russisch und, Na Klar, auch ein paar auf Englisch. In China haben wir auch ein chinesisches Lied live gespielt. Das war der absolute Knaller jedes Mal. Das Lied heißt: „Mo Liii Hua“ und handelt von der Schönheit der Jasminblume. Nach den ersten 3 Tönen waren alle komplett aus dem Häuschen und wir waren eins mit dem Publikum und nichts und niemand hätte sich da zwischen uns stellen können.
Klee engagiert sich viel für gesellschaftliche Themen, z.B. Homosexualität oder AIDS, gibt es da einen speziellen Hintergrund?
Wir haben durch viele Freunde engen Kontakt zur schwul-lesbischen Community. Es geht in unserer Musik vor allem darum, Menschen zu erreichen, die bereit sind ihr Herz zu öffnen. Das erleben wir u. a. immer wieder auf schwullesbischen Events und ist für uns Motor zum Engagement und Grund gemeinsam gegen gesellschaftliche Widerstände anzugehen.
Allgemein drehen sich eure Texte viel um zwischenmenschliches, woher kommt das?
Es geht uns um die Verantwortung, die jeder Mensch durch sein Menschsein dem anderen gegenüber hat. Für uns ist das elementar wichtig, sich dieser Aufgabe zu stellen. Das wechselseitige Aufeinanderwirken zweier Individuen zu durchleuchten, den eigenen inneren Dialog zwischen Herz und Verstand anzunehmen und geradewegs in die Welt des Gefühls und des Wunderbaren einzutauchen; in eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht nach Veränderung, Fortschritt und Freiheit. Es geht darum, nicht nur „etwas“, sondern sich selbst zu bewegen. Statt still zu stehen oder still zu halten. Das kann, unserer Meinung nach, nur durch Liebe geschehen, denn die Liebe gibt die Kraft und den Mut, den der Mensch braucht um zu überleben.
Ihr sitzt derzeit am kommenden Album. Wollt ihr schon einen Ausblick geben?
Abgesehen davon, dass wir so viele Songs zusammengetragen haben, dass wir locker ein Doppelalbum aufnehmen könnten und wir mit den besten Produzenten Europas, wie in einem französischem Agentenfilm der 60ger Jahre, in geheimer Mission, die Formel aller Formeln entwickeln, können wir schon soviel verraten: Du kommst auch drin vor!
Eure Frontfrau Suzie pflegt noch ein anderes "Hobby", sie ist Djane. Wie oft kommt sie dazu? Was geht dabei musikalisch?
Beim Auflegen gibt es bei ihr keine Regeln und auch keine Grenzen des guten Geschmacks. Sie legt das auf, was ihr selbst Spaß macht. Das ist meist eine abenteuerliche, anachronistische Reise durch sämtliche Genres der Musikgeschichte. Da kann es z.B. schon mal passieren, dass die Beatles vor Britney und New Order nach einem Charleston die Tanzfläche vibrieren lassen. In Köln legt Suzie, mehr oder weniger, regelmäßig bei der Partyreihe namens „Miau“ auf oder stürmt überfallartig mit einer Handtasche voller 7 ’’ das DJ Pult irgendeines Club Resident.
Ihr ward schon häufiger in Sachsen, am 26.06.2010 kommt ihr mal wieder in das Leipziger Land, genauer gesagt zum Love Music Beach, am Harthsee (bei Borna). Kommt ihr schon mit einer gewissen Erwartungshaltung? Was darf der Besucher des Love Music Beach erwarten? Wird es einen musikalischen Ausblick auf euer kommendes Album geben?! :)
Wir freuen uns schon sehr auf das Love Music Beach und wir hoffen das der Name auch Programm sein wird. Für uns war es immer ein großes Fest in Sachsen zu spielen. Die Sachsen verstehen es zu feiern und dabei extrem lässig zu bleiben. Wir werden selbstverständlich nicht ohne ein neues Lied zu präsentieren anreisen. Wir sind doch gespannt auf eure Meinung! Und wir werden sicherlich nicht wieder abreisen, ohne einen Abstecher in ein ganz bestimmtes böhmisches Lieblingsrestaurant nach Zwickau zu machen...
Interview: Peter Weißenborn