Play Paul – ein Franzose der aus der Clubszene der ganzen Welt nicht mehr wegzudenken ist! Ein Jetsetter...zwischen Gigs in Deutschland, Frankreich, Italien und dem Rest der Welt fand er kurz Zeit uns ein paar Fragen zu beantworten.
Fangen wir ganz vorn an. Dein Bürgerlicher Name ist Paul De Homen-Christo, was einige aus der Szene eventuell hellhörig werden lässt. Dein Bruder Guy-Manuel ist Mitglied des Duos Daft Punk. Inwiefern standest oder stehst Du immer noch im Schatten deines so erfolgreichen Bruders, bzw. inwieweit half es Dir damals, dass Dein Bruder so berühmt ist?
Es hat mich nie gestört. Am Beginn meiner Karriere half es mir, als ich meinen ersten Track als Buffalo Bunch auf Roulé, Bangalter's Label, gesigned habe. Aber natürlich hätte Thomas unseren Track nie gesigned, wenn er schlecht gewesen wäre. Also hat es mir hauptsächlich in Sachen Kontakte und Nähe zu wichtigen Leuten geholfen.
Daft Punk sind momentan auf großer Welttour. Bist du bei einigen Konzerten deines Bruders dabei, als VIP oder sogar im Vorprogramm? Und was fühlt man, wenn der Bruder in einer dreieckigen Kanzel vor gut 5000 (oder mehr) Leuten spielt? Bist Du stolz?
Zur Zeit bin ich in Nimes/Südfrankreich und beantworte dieses Interview in einem Cybercafe. Ich bin hierher gekommen um sie nach ihrer Show in Paris nochmal live zu sehen. Im Moment begreife ich erst wie stolz ich auf ihn während des Bercy Konzerts war. Ich nehme nicht aktiv an der Show teil, aber natürlich verweile ich beim ganzen Team als VIP. Die Daft Punk LiveShow ist das Wunderbarste, was ich je im Leben gesehen habe und ich sage das aus reiner Ehrlichkeit. Das hat nichts damit zu tun, dass GuyMan mein Bruder ist. Ihre LiveShow ist pure Magie!
Die Liste deiner Releases scheint endlos! Unter Pseudonymen wie Buffalo Bunch (zusammen mit Raw Man), Syndicated People oder The Migrants, und auch unter deinem eigenen Namen Play Paul remixt du Kylie Minogue, Azzido Da Bass, Kid Alex oder zuletzt unseren Freund Markus Lange! Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Markus und deinem Remix zu „Shooting Tigers“ und ist es toll mit solchen Größen des Pop-Business zusammen zu arbeiten?
Nun ja, ich habe eine gute Beziehung zum Great Stuff's Boss, Rainer Weichhold, und er ist immer der erste, der sich meine neuen Tracks anhört. Also hat er mir vorgeschlagen einen Remix für Markus zu machen, ich hab es getan und wir waren alle sehr zufrieden mit dem Ergebnis. In Bezug auf die anderen Namen, die du genannt hast, muss ich sagen, dass ich sie nie getroffen habe und dies ist in 99% der Projekte der Fall. Remixer treffen nur selten die Künstler des Originals.
In einem früheren Interview las ich, dass du damals bei der Big Booya EP von Jess & Crabbe Bass gespielt hast bzw. vor dem Produzieren elektronischer Musik auch in diversen Rock & Metalbands gespielt hast. Welche Instrumente spielst Du heute noch und inwieweit kannst Du solche Fertigkeiten in deine heutigen Produktionen einbeziehen?
Ich habe in der Schule angefangen Schlagzeug zu spielen, also war ich in einigen Schulbands. HipHop, Metal und Eurodance sind meine Haupteinflüsse. Zum Beispiel ist „Love Song“ der ultimative Play Paul-Track, weil man in dem Song all diese Einflüsse spüren kann. Als ich in einer Band spielte, konnte ich ein bisschen Gitarre, Bass-Gitarre und Schlagzeug spielen. Gesungen habe ich auch. Manchmal benutze ich echte Gitarren oder Bässe in meinen Songs und diese spiele ich dann selbst.
Dein Französischer Landsmann Joakim sagte kürzlich in einem Interview, dass es in Frankreich keine elektronische Musikszene mehr gibt (also keine guten Clubs, nur noch kommerzielle Großraumdiskotheken) und es früher einfach einen viel größeren Hype gab. Stimmst du dem zu oder hast du eine ganz andere Meinung?
Einerseits widerspreche ich ihm, denn es gibt eine echte Electro-Szene in Paris, Marseille und Montpellier, andererseits hat er auch Recht, weil es nahezu nichts in diese Richtung im Rest Frankreichs gibt. Nun gut, das ist halt eine normale Geschichte über die Hauptstädte und den Rest eines Landes.
Frankreich exportiert gerade durch die Ed Banger Crew um Uffie, Justice, Busy P., etc. ein sehr innovatives Musikbild in die ganze Welt. Was hältst du von deren Arbeit? Kennt man sich persönlich und befürwortet ihr Schaffen?
Mit Sicherheit ist ihre Arbeit sehr kreativ, aber es scheint mir, als ob Daft Punk einen großen Einfluss auf einige der Ed Banger-Künstler hat. Ich mag Justice wirklich gern, aber im Vergleich zu Daft Punk würde ich sagen, dass Sebastian im Moment der interessanteste Producer ist. (Das hab ich ihm letzte Nacht auf dem Konzert auch nochmal gesagt ;-)) Dies ist auch stets der Grund, warum er den Tour-Support für Daft Punk als DJ übernimmt. Also ja, ich unterstütze die Ed Banger-Crew definitiv und spiele ihre Tracks, aber ich muss zugeben, dass ich älter werde (30) und deshalb halte ich keine komplette Ed Banger-Party mehr aus, weil die Tracks für die Ohren so aggressiv sind.
Was planst du eigentlich in nächster Zeit? Stehen neue Veröffentlichungen an, wenn ja, was können wir erwarten?
Ich habe eine kommende EP auf Tomcraft's Label, Craft Music. Der Track heißt „Breathe“, es ist eine Art Minimal Electro, aber sehr drückend und tanzbar. Ich bin sehr selbstbewusst bei dieser Sache, die ersten Feedbacks sind großartig und ich hoffe, dass es ein netter Sommer-Track wird. Wir werden sehen! Aber ich bin auch schon echt happy, dass ich die EP auf einem so guten und professionellen Label gesigned habe.
Wir erleben dich nicht nur als DJ sondern auch als begnadeten Sänger und Entertainer während deiner Sets. Am 21.07. stehst du im Präzisionswerk in Espenhain live und als DJ auf der Bühne. Hast du etwas Besonderes einstudiert? Wie sind deine Erfahrungen mit dem deutschen Publikum?
Nun ja, Deutschland ist mein Hauptreiseziel. Ich spiele ungefähr zweimal im Monat dort und seit 1998 habe ich schon überall gespielt. Ich denke ich werde ein paar neue Tracks mit einbeziehen oder sie für die LiveShow adaptieren. Abhängig von der Atmosphäre, werde ich entscheiden, ob ich zuerst Live oder als DJ am Start bin, aber wie auch immer, es wird 45 Minuten live gesungen (und getanzt?) werden und es wird über eine Stunde DJ-Set geben. Ich liebe Deutschland und deutsche Clubs, aber jeder Club und jede Stadt sind anders, sodass es sehr verschiedene Reaktionen zwischen den einzelnen Clubs gibt. Aber eines ist sicher: Ich gebe immer mein Bestes!
Interview: Nicky Kehling