Wer im Frühjahr 2009 mit offenen Augen und Ohren durch das Dresdner Nachtleben geht, dem ist sicherlich schon das Projekt H.O.L.Y. aufgefallen. Bookings in den angesagten Clubs der Landeshauptstadt lassen aufhorchen und ein Soundcheck auf der Internet-Präsenz der Beiden bestätigt den Verdacht: Elektronische Musik mit Herz und Verstand ist das Anliegen von DJ Callim und Sängerin Dorothee.
Wie kam es zur Arbeit am gemeinsamen Projekt und wo liegen eure Wurzeln?
Wir haben uns vor einigen Jahren über eine gemeinsame Freundin kennengelernt. Callim war bereits in den frühen 90er Jahren in der Techno-Szene aktiv, nahm sich dann eine Auszeit und ist seit einigen Jahren wieder zurück im Kosmos der elektronischen Clubmusik. Doro singt bereits seit ihrer Kindheit, schreibt selber Lieder und trägt diese ganz songwriter-mäßig mit der Gitarre vor. Nebenher singt sie auch noch in einer Band. Erfahrungen mit elektronischer Musik sammelte sie als Partybesucherin, der Gedanke diese Plattform ebenfalls kreativ zu nutzen, kam dann durch die Bekanntschaft Callims.
Euer Markenzeichen ist es, die aktuellen Strömungen der Clubmusik mit Live-Gesang zu verbinden. Wie seit ihr auf die Idee gekommen, diese beiden Komponenten miteinander zu verbinden?
Callim ist schon seit längerem mit diesem Virus infiziert. Vor einigen Jahren arbeitete er bereits mit einer Sängerin zusammen, die ihn während seiner DJ-Sets stimmlich begleitete. Leider verlor sich dieser Kontakt wieder, bevor es dazu kam, auch eigene Sounds zu kreieren. Später war Callim im Dresdner Club „Metronom“ für die Veranstaltungsreihe „Sounds Like Heaven“ verantwortlich. Dort begannen wir dann gemeinsam in Erscheinung zu treten, Callim legte auf und Doro sang dazu. Unser Startschuß für das eigene Projekt war dann aber die BRN (Bunte Republik Neustadt) 2007. Da spielten wir in einem völlig überfüllten Hinterhof, waren von dieser Erfahrung total begeistert und begannen danach an eigenen Sounds zu feilen.
Eure ersten Tracks, die man sich bei MySpace anhören kann, beweisen eine gewisse stilistische Vielfalt. Setzt ihr ganz bewußt diese Unterschiede oder ergeben die sich einfach aus der Arbeit heraus?
Mir als DJ ist die elektronische Musik mit ihrem Facettenreichtum schon seit langem ans Herz gewachsen. Ich kann dir keinen Stil nennen, auf den ich mich auschließlich berufen möchte. Und genau diese Einstellung hört man dann auch in unseren Arbeiten. Ich unterscheide dabei zwischen Electro & House-Sounds und der Minimal-Progressive-Richtung. Bei unseren Bookings beispielsweise achte ich genau darauf wo wir spielen und stelle so mein Set zusammen. Der Aufbau des DJ-Sets ist mir sehr wichtig, denn das Ziel ist eine stimmungsvolle Reise durch die Nacht. Und über diese Erfahrungen im Club entwickeln wir derzeit unseren Sound, experimentieren mit vorhandenem Material, orientieren uns hier und da durchaus an Originalen, betten Doros Gesang in die Musik ein und stehen dann wahrscheinlich genauso atemlos vor den Ergebnissen, wie die Leute draußen. (beide lachen) Die Erfahrungen der unterschiedlichen Locations beeinflussen uns und spiegeln sich in der Musik von H.O.L.Y. wieder.
Plant ihr eigene Veröffentlichungen?
Momentan stehen 4 Tracks auf unserem Profil bei MySpace und das ist nur eine Auswahl unseres aktuellen Repertoires, wir sind beständig auf der Suche nach Ideen. Leider ist es aber so, dass Doro durch ihr Psychologie-Studium und ich durch meine Arbeit als Grafiker sehr eingespannt sind und nicht immer soviel an Zeit zur Verfügung steht, wie wir uns das wünschen.
Was macht eigentlich den Reiz aus, mit Stimme im Bereich der elektronischen Musik zu arbeiten und woher nimmst du die Ideen für deine Texte, Doro?
Es ist eine völlig andere Erfahrung als alleine oder mit einer Band auf der Bühne zu stehen. Und ich mag es, mich auf den DJ verlassen zu können, von Zeit zu Zeit unter die Leute zu gehen und dann meine Texte in die Musik zu integrieren. Das Auf und Ab eines DJ-Sets geben mir viel Raum mich stimmlich frei entfalten zu können. Meine Texte sind durch meinen bzw. unseren Glauben geprägt, der für uns beide sehr wichtig ist und den wir durch unsere Musik auch gern nach außen tragen.
Wo habt ihr bisher bereits gespielt und was kann man in der nächsten Zeit von euch erwarten?
Unsere Bookings in Dresden sind nun mittlerweile schon recht vielseitig (Metronom, Club der Republik, BK8, Washroom, Koralle, Pussytotalbar, Pier15). Außerdem waren wir auch schon auf ColoRadio Dresden zu hören... (herzliches Lachen in der Runde) Zur BRN sind wir dieses Jahr natürlich wieder aktiv und wir sind im Juli auf dem Saxstock-Festival vertreten. Neue Tracks sind logischerweise auch geplant. Am besten ist es, uns regelmäßig einen Besuch im Internet abzustatten.
Text & Interview: Lars Kolbe (http://www.myspace.com/houzznation)