Der aufstrebende, scheinbar nimmermüde Musiker und Entertainer Massai aus Dresden schießt derzeit musikalisch aus allen Rohren: Hatte er im Oktober letzten Jahres erst sein regional vielbeachtetes und hochgelobtes Reggae- und Dancehall-Album „One” released, zieht er nun schon wieder aus, um mit der „Anti-Star LP”, einem eher hiphop-lastigen, 19 Track starken Werk, auch noch den Rest der Republik zu erobern. Zwischen Studio, Live-Auftritt und kreativer Songwriting-Phase hatte der bekennende Anhänger des RastafarI Movements dennoch Zeit auf einen Kaffee und ein Interview zur aktuellen Platte, den Problemen unserer Zeit und seinen Zukunftsplänen.
Seitdem wir das letzte Mal in unserem Magazin von dir berichtet haben sind schon wieder dreieinhalb Jahre vergangen. Sowohl musikalisch als auch persönlich ist in dieser Zeit bei dir ja viel passiert – Gib uns doch mal ein kurzes Update!
Ja, viele Sachen sind passiert. Das wichtigste ist, glaube ich, mein Umzug in die sächsische Hauptstadt und wieder neue Erkenntnisse, die ich aus meiner Vergangenheit gewonnen habe. Zudem wurden in dieser Zeit drei Alben released, hätte ein wenig mehr sein können, aber ich war auch auf Reisen und hab mir Inspirationen in der Welt geholt, einige gute Gigs gespielt und viele vielversprechende neue Kontakte geknüpft.
Mittlerweile hast du, wie eben erwähnt, deinen Lebensmittelpunkt nach Dresden verlegt. Inwieweit hilft dir das auf deinem Weg als Künstler?
Ich bin jetzt schon zweieinhalb Jahre hier und muss sagen, dass mein Herz an dieser Stadt hängt. Dresden hat natürlich mehr zu bieten als Riesa, wo ich vor Dresden war. Ist alles irgendwie eine Familie, egal wo man hinkommt, das ist sehr cool! Szenemäßig geht ja hier auch einiges, da freut man sich eigentlich fast jedes Wochenende auf ein Treffen, egal ob auf Party oder zu einer Freestyle-Session. Sehr Positiv ist mir noch aufgefallen, dass die Leute sich hier auch gut gegenseitig unterstützen, ob bei Produktionen, Partys oder einfach theoretischen Fragen. Ich sag dir, Dresden ist „DIE“ Stadt ;-)!
Dein aktuelles Album heißt „Anti-Star LP” und ist dein persönliches Statement gegen den Starkult. „Kult” ist nun aber ein sehr weitreichender Begriff ... Welche Message(s) willst du deinen Hörern vermitteln?
Nun „Anti-Star“ hat eigentlich mehrere Bedeutungen für mich. Die Idee hat sich schon mit dem Album entwickelt, ein sehr gutes Album, wie ich finde, mit einigen „Mainstream-Aspekten“. Da sich aber meine Lebensweise gegen das „Star“ sein, wie man es aus dem TV kennt (Frauen, Drogen, Bling Bling) richtet , steht der Titel dafür, die ganze Sache auf dem Boden zu halten und sich selbst treu zu bleiben. „Anti-Star“ ist die Erlösung aus der stereotypen Weltanschauung, bringt Message, Wahrheiten, Ziele und Zerstörung. Die Vernichtung der Welt wie wir sie kennen, um aus den Trümmern eine neue bessere Welt zu errichten. Aber die „Anti-Star LP“ hat ja auch noch einen Untertitel, der in Kombination aussagt, dass es durchaus möglich ist etwas auch mit wenigen Mitteln oder wenig Geld zu erreichen.
In Zusammenhang mit der „Anti-Star LP” betitelst du dich auch öfter als „Mad Prophet” oder „King Of I Sabbath”. Was hat es damit auf sich? Warum so viele Pseudonyme, wenn doch Massai in den Köpfen der Hörer hängen bleiben soll?
Namen, die im Laufe der Zeit entstanden sind und mich und meinen Standpunkt in der Welt repräsentieren. King of I Sabbath kommt von King of Sabbath (siehe Immanuel in der Bibel) und bedeutet, dass ich mein eigener Gott und Erlöser bin ;-). Mad Prophet (Howard Beal, Network 1976) ist mein wahrheitssprechendes Alter-Ego, in einer Welt in der man von allen Seiten belogen wird, Lobbyisten die Fäden ziehen und die Bevölkerung die offensichtlich falschen Dinge sogar noch beschützt. Gott ist mit mir!
Du sprichst neben der finanziellen Not auch von der Armut in den Köpfen der Menschen. Bezugnehmend auf den Starkult, was hälst du von C-Promi-TV a la „Dschungelcamp”?
Schöne Frage ;-) … Gott sei Dank besitze ich keinen Fernseher und kenne diese Sachen nur von Freunden oder vom Titel der Bildzeitung. Ich kann mit diesem ganzen Kram nichts anfangen, Entertainment hin oder her, das ist sinnfreie Zeitverschwendung!
Du hast selbst schon viele sogenannte Stars der Musikszene kennengelernt. Haben diese Erfahrungen bei der Produktion des Albums eine Rolle gespielt? Wenn ja, erzähl’ doch mal eine kurze Anekdote!
Eine Anekdote weiß ich auf die Schnelle nicht, aber meine Erfahrungen mit den Leuten sind meist positiv, wofür ich auch dankbar bin. Aber ich habe mitbekommen, dass es nicht für alle eine Selbstverständlichkeit ist sich im Musikbusiness gegenseitig zu unterstützen. Soll auch nicht schlimm sein, nur enttäuscht es den, der die Hilfe gebrauchen könnte, seen.
Zum Abschluss des Interviews noch ein kurzer Blick in die Zukunft – wohin wird es Massai auf seinem Weg führen? Nach nunmehr sechs Alben steht das nächste Projekt schon in den Startlöchern oder gibt es eine kreative Atempause? Wann und wo kann man dich das nächste Mal live sehen?
Die nächsten Projekte sind natürlich schon in Planung, das Leben schreibt die Musik ;-). Es wird wahrscheinlich Ende Sommer einen Reggae-Sampler mit ein paar Leuten aus der Stadt geben. Es gibt viele gute Stimmen und auch Ideen hier. Laut unseren jetzigen Planungen sollte das Release aber nicht in der Szene zu übersehen sein. Ansonsten ist Massai gerade etwas auf dem HipHop hängen geblieben, ich hab mir also wieder ein paar Beats besorgt und sitze an ein paar Texten und Konzepten. Da gibt es aber noch keine genauere Planung, jetzt ist es erstmal an der Zeit die „Anti-Star LP“ in Deutschlands Städte und Dörfer zu tragen. Die nächsten Live-Auftritte sind am 03. April im Basta/Görlitz, am 18. April im E-Werk/Oschatz und am 08. Mai im Panoptikum/Dresden. One Love 2 the World! Seen.
Text und Interview: Michael Möbius