Vor fast genau einem halben Jahr kam für Fritz Kalkbrenner mit dem Soundtrack zum Film „Berlin Calling“ der Durchbruch und er konnte aus dem Schatten des Bruders Paul treten. Wie sich Firtz von Paul unterscheidet konnte man durchaus bei einem seiner zahlreichen Auftritte herausbekommen, was sich sonst noch so seit unserem letzten Interview im November 2008, ausser Musik machen und Auftritten getan hat, wollen wir an dieser Stelle erfahren.
Hallo Fritz, seit „sky and sand“ ist nun etwas mehr als ein halbes Jahr vergangen, was hat sich bei dir getan?
Nun ja, der Song zieht weiterhin seine Kreise und entwickelt sich zu so etwas wie einem Dauerläufer. In Belgien waren wir acht Wochen auf Platz zwei der offiziellen Singlecharts. In den Niederlanden sind wir gerade in den Top Ten. Die Whitelabel Singel gehört zu den derzeit meißtverkauften Vinylplatten. Und Paul und ich stehen daneben und sehen diesen Entwicklungen manchmal etwas ungläubig zu. Ich für meinen Teil, mache dass was ich gut kann: Musik produzieren und Shows spielen.
Was macht deine Vocal-Performance? Bei deinem letzten Besuch zum „Liquid Sunday“ in Altenburg konnte man dich immer noch nicht live singen hören...
Ich verstehe mich ja in erster Linie als Liveact, d.h. die musikalische Performance hat immer Priorität. Ich spüre derzeit keinen Druck, eine Vocal-Performance auf Teufel komm raus in meine Show einzubinden, die dann hinter meinen Erwartungen oder der des Publikums zurückbleibt. Aber ich habe das weiterhin fest im Auge, und wenn ich mal etwas Zeit zum Üben finde, wird das auch was.
Trotz „sky and sand“ bist du eher der „understatement“-Typ bzw. nicht unbedingt „offensive“ Typ. Wie gefällt dir das Rampenlicht?
Ach, was heißt denn „understatement“-Typ oder „offensive“-Typ. Ich versuche mit meinem Produkt, hinter dem ich anstandslos stehe, zu überzeugen und es für sich sprechen zu lassen. Das heißt, ich muss bei meinen Auftritten kein zweiminütiges Trancebreak auspacken und verwirrt mit den Armen herumwirbeln um so das Publikum zu animieren. Außerdem hat man als Liveact während des Auftritts genug zu tun und kann sich nicht auch noch darum kümmern ob man so richtig cool rüberkommt.
Trotz des viel zitierten Hits „sky and sand“, bist du nur sehr zögerlich – zumindest macht es auf mich den Eindruck - bei einer Agentur gelandet. Wieso hat es so lang gedauert, dass du diesen Schritt gegangen bist, Anfragen muss es doch zu Hauf gegeben haben!?
Es ist zugegeben etwas Zeit ins Land gegangen. Es gab Verhandlungen mit ein paar Labels und Agenturen, die dann aus welchen Gründen auch immer, nicht zustande gekommen sind. Und da ich auf Nachhaltigkeit setze, habe ich bei meiner Agentur- und Labelwahl genau abgewogen. Ich bin Musiker. Das ist das was ich tue. Ich will nicht heute reich und morgen faul sein, sondern noch in 10 Jahren Platten machen. Also müssen viele Faktoren stimmen. Bei meinem neuen Label Baalsaal ist das glücklicherweise der Fall.
„Baalsaal“ ist ein Projekt von Chopstick & Johnjon, gibt es da etwas was euch verbindet, oder gibt es andere Gründe für deine Wahl?
„Baalsaal“ ist das Label, das John & Thien hier in Berlin betreiben, sowie der In Hamburg ansässige Club mit angeschlossener Bookingagentur. Auf dem Label sind die beiden auch als Künstler unter dem Namen „Chopstick & Johnjon“ vertreten. Ich kenne die beiden schon eine ganze Weile, da man als sich Musiker in dieser Szene doch recht häufig über den Weg läuft. Wir hatten schon immer einen guten Draht zu einander. Wir teilen den selben Humor und Musikgeschmack (auch abseits der Clubmusik) und haben die selbe Vorstellung vom Geschäft. Und irgendwie haben wir vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen und sind erst nach einer ganzen Zeit auf die Idee gekommen gemeinsame Wege zu gehen. Ich bin froh auf einem jungen, frischen und qualitativen Label wie Baalsaal gesignt zu haben.
Wie man der Verlautbarung unter „baalsaal.com“ entnehmen kann, soll wohl ein Album in der Mache sein!? Möchtest du uns dazu vielleicht schon etwas mitteilen? :)
Als erstes wird es mitte Juni eine Kollaboration mit Chopstick & Johnjon geben, die Remixe von Oliver Koletzki, Marek Hemmann, Sasse und Till von Sein mit einschließen. Im September oder so kommt dann meine eigene EP mit dem Titeltrack „was right, been wrong“. Die Albumplanung ist zwar bereits angelaufen, aber kaum etwas, dass spruchreif wäre. Wobei ich seit ein paar Wochen mit der kruden Idee umhergehe, eine alte 60er Soulnummer zu covern und aufs Album zupacken. Wir werden sehen.
Text & Interview: Peter Weißenborn