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Compact Grey - Interview

Titelmotiv -

Auch wenn er nicht unbedingt zum Frischfleisch in der sächsischen Partylandschaft zählt, will man unter Umständen doch hin und wieder fragen "Compact ...wer?" ... Für Veranstalter bzw. Booker war er eine Zeit lang Ansprechpartner für Anfragen nach Künstlern bei der Agentur Top10 Artists aus Dresden unter dem Namen Mirko Labecki ein Begriff. Mittlerweile tummelt er sich selbst solide als Künstler durch die Lande und ist Mitbetreiber eines Musiklabels. Weil wir einfach mal hinter die Kulissen blicken wollten und wie sich der typische Booking-Alltag mit den eigenen Verwirklichungsansprüchen verträgt, konnten wir den jungen Mann für ein paar Fragen gewinnen...

Compact Grey ... was hat das zu Bedeuten, wie kams dazu?
Wie viele DJs und Musiker, hab ich die Sache anfänglich nur als Hobby gesehen und mir in dem Zusammenhang nie Gedanken über einen Künstlernamen gemacht. Eines Tages jedoch kam der Zeitpunkt und ich sollte das erste Mal öffentlich auftreten; "Was sollen wir auf den Flyer schreiben? Der muß heute noch gedruckt werden!" - "Gib mir Zehn Minuten, ich rufe zurück!" . . . ich hatte also genau Zehn Minuten Zeit mir einen möglichst 'coolen' Namen zu suchen. Meinen bürgerlichen Namen wollte ich damals nicht nehmen, ich war noch unerfahren und dachte, hinter einem Pseudonym kann man sich gut verstecken. Bei meinem damaligen Arbeitgeber lief zu der Zeit ein Projekt mit dem Namen Compact Grey und das stach mir kurz nach dem besagten Anruf, mit der ersten Booking-Anfrage, ins Gesicht. Im ersten Moment dachte ich mir: 'Hey, das klingt doch garnicht mal so schlecht, daß nimmst jetzt!' . . . Eine, also eher unspektakuläre Situation die zu meiner Namensgebung führte. Mittlerweile habe ich die Frage aber schon häufig beantworten müssen und von meinem Gegenüber kamen mitunter sehr gute und nachvollziehbare Interpretationen, was denn mit Compact Grey nun eigentlich gemeint sei. Am besten gefiel mir die Aussage, daß ich mich musikalisch nicht wirklich festlegen möchte und dies natürlich auch bei der Namensgebung eine Rolle gespielt hätte - nicht Schwarz, nicht Weiß, nicht Gut, nicht Böse - sondern eben Grau - und damit von jedem etwas dabei. Was derjenige zum Compact gesagt hat, verdränge ich gern, aber wer mich kennt, wird sich das wohl denken können . . . aber da arbeite ich dran! *lach*

Wenn du auflegst, sieht man dich mal auf dem Housefloor, mal auf dem Minimalfloor... wie kommt das ?
Nunja, wie schon bei der Erklärung zu meinem Name gesagt, ich bewege mich irgendwo zwischen den Genres. Zuersteinmal muß ich aber sagen, daß es für mich nicht wirklich wichtig ist was als Kategorie über dem Floor steht. Ich versuche immer, den Leuten eine Mischung von dem zu präsentieren was sie gern hören und dem was ich als musikalisch-'schön' erachte. Im Großen und Ganzen kann man sagen ich spiele eine Mischung aus House und Techno. Allerdings haben beide als Musikrichtung in den letzten Jahren eine enorme Breite an Subgenres bekommen. Die Leute haben halt ihre oft bemängelten, aber dennoch immer wieder gern genutzten Schubladen in denen sie denken. So auch bei der Musik, daraus folgt dann wieder die Kategorisierung in zum Beispiel, Deep-House oder Minimal-Techno. Schaue ich auf die Kategorisierung der Musik wenn ich sie kaufe, findet man 75% der Titel die ich spiele im Genre Tech-House, also wieder etwas genau dazwischen! Ich bin also flexibel einsetzbar und kann sowohl, je nach Floor, housigere oder technoidere, bzw. minimalere Klänge anstimmen. Leider fällt mir in letzer Zeit auch sehr oft auf, daß viele Leute sich garnicht mehr mit der Musik auseinander setzen. So hatte ich vor kurzem das Vergnügen mit einem Club der mich - auf dem Housefloor gebucht - bat, Disco-House zu spielen. Ich sagte "OK" und spielte über den Abend gesehen, ganz genau drei Disco-House Titel, der Rest meines Programms bestand aus Progressive-, Tech- und klassischem Vocal-House. Die Gäste feierten ausgelassen und der Veranstalter meinte, genau so habe er sich das vorgestellt. Ergo - Interpreten wie Alex Kenji, DJ PP, Mark Knight oder auch Marek Hemmann sind Disco-House und werden deshalb gern gehört?! Falsch - die meisten Leute wissen garnicht was zu welcher Kategorie gehört. Nimmt man bei manchen Kategorien mitunter nur die BPM-Zahl als Trennung der Styles, fällt es natürlich auch schwer am Abend mitzuzählen. Und so möchte ich es dann wieder niemandem schlecht anrechnen wenn er sich mal im Genre vergreift. Generell habe ich nichts gegen Schubladen, Kategorisierungen und Stilbezeichnungen, denke aber, die Leute die sich damit befassen, sollten sich auch genau damit auseinander setzen! Ich persönlich spiele auch künftig, die Titel bei denen ich denke, das Publikum feiert genau bei dieser Nummer noch etwas mehr als gerade eben! Ich möchte Spaß vermitteln, egal ist mir dabei, welcher Floor oder welcher Richtung! Hauptsache, die Mehrheit der auf dem Floor befindlichen Tänzer feiert und hat Spaß. Solange die Leute mit einem Lächeln, einem gute Gefühl und der Gewissheit eine gute Party erlebt zu haben, nach Hause gehen ist alles erlaubt und auch der ein- oder andere musikalische Spagat wird dabei sicher nur von einer sehr geringen Anzahl besserwissender "ich-steh-auf-Party-immer-nur-kopfschüttelnd-in-der-Ecke" Tanzfauler negativ rezensiert.

Du hast ein eigenes Label "Klang Gymnastik", erzähl mal ein wenig davon.
Also zuersteinmal muß ich sagen, Klang Gymnastik ist nicht mein Label. Das Label wurde 2005 von Stereofunk ins Leben gerufen und er ist bis heute auch der Label-Chef. Seit 2010 bin ich allerdings mit den Aufgaben des Label-Managements und der Tätigkeit als A&R betraut. Ich suche also neue Talente und Titel die wir auf Klang Gymnastik veröffentlichen können und kümmere mich um die gesamte Logistik und den Ablauf der Veröffentlichungen, genau wie um die Promotion und Lizensierungen. Wir haben derzeit ein paar viel versprechende Künstler am Start, welche bei uns sowohl Singles veröffentlichen oder auch mal für andere Singles einen Remix erarbeiten. Ich versuche eigentlich jeden Monat mindestens eine neue Veröffentlichung zu präsentieren. So folgt Ende Juli zum Beispiel, die Debut-Single von Purple Disco Machine, einem Dresdner Projekt, daß sich, zur einen Hälfte aus Stereofunk bestehend, auf sehr groovige Tech-House Songs mit Nu-Disco Einflüssen, hohem Sex-Appeal und guter Tanz-Kompatibilität spezialisiert hat. Im August und den darauf folgenden Monaten erscheinen dann noch Veröffentlichungen mit Titeln und Remixen von CRAM & Sebus, Dr. Berger, Miss Swan, Dawson, Raumakustik, Pascal Augnér & Ike Borrmann, René Degener, Jules & Moss, Beatamines, und vielen weiteren. Klang Gymnastik existiert aufgrund der aktuellen Marktlage nur als digitales Label, wir haben aber in den letzten Monaten eine weitere Plattform geschaffen, auf welcher unsere Künstler ihre Musik ebenfalls auf dem guten alten 12" Vinyl präsentieren können. Zusammen mit dem Label Thokadee Records aus Thüringen arbeiten wir an Sensual Pleasure Recordings, welches bereits mit dem dritten Vinyl in den Läden steht und online exklusiv bei deejay.de zu haben ist.

Du warst früher für Disco Dice tätig, jetzt sieht man dich auf vielen Dusted Decks Parties, was ist der Unterschied ? Was genau machst du bei Dusted Decks... ?
Ja, ich habe von November 2005 bis Oktober 2009 für Top Ten Artist als Booker gearbeitet. Die Agentur hat als Headliner natürlich Disco Dice im Programm, vertritt aber auch noch Künstler wie Popmuschi, Brothers Incognito, Louis Garcia, Jake Dile und noch einige mehr. Wenn man das sieht ist Dusted Decks natürlich schonmal musikalisch in einem ganz anderem Genre tätig, und auch der Kundenkreis der beiden Agenturen überschneidet sich nur leicht. Für Dusted Decks bin ich zu Zeit, neben meiner Listung als DJ im Roster, für das Agentureigene Label "Dusted Decks Records" zuständig für welches ich mit den gleichen Aufgaben betraut bin wie das auch bei Klang Gymnastik der Fall ist. Ich kümmere mich also um die Veröffentlichungen und bin das Bindeglied zwischen Künstler, Agentur und Musikvertrieb. Am 15. Juli 2011 kommt bereits das neunte Release auf Dusted Dec ks Records in die Shops. Die iPunk Single "Hypetype EP" sollte sich niemand entgehen lassen, der auf knackigen Electro-House á la Dusted Decks steht! Des Weiteren arbeite ich zur Zeit an einer Compilation zum Stereo City Event, welche mit vielen unterschiedlichen Titeln auf dem Label veröffentlicht werden soll. Auch Markus Lange hat einen neuen Titel, welcher bald mit interessanten Remixen auf Dusted Decks Records veröffentlicht wird.

Wo kann man dich in nächster Zeit erleben? Worauf freust du dich am meisten ?
Ich freue mich auf jede Veranstaltung auf der ich spiele und vor allem auf die Gäste die gern weg gehen um Spaß zu haben, zu feiern und einen schönen Abend zu erleben. Demnächst stehen zum Beispiel Auftritte in der alten Großküche in Grimma, dem Nachtcafé in Leipzig oder auch bei den Festivals Stereo City und Summer Spirit an. Auf Festivals ist die Stimmung immer besonders gut, da die Leute dann ja auch nur wegen der Party da sind und nicht nur, weil man "hip" ist und auf die bestbesuchteste Party gehen muß.

Was erwartet uns musikalisch von Compact Grey? Gibt es neue Produktionen?
Als nächste Veröffentlichung steht ein Remix für Tobias Schulz (Superstar Recordings) auf dem neuen Label Keimzelle an, welches auch Raumakustik's "Glaub Mir Doch" mit neuen Remixen, unter anderem von Stereofunk und mir wiederveröffentlicht und auch dem digitalen Markt zugänglich macht. Des Weiteren arbeite ich derzeit mit meinen Produktionskollegen Beatamines und ZER an einigen Remixen und neuen Singles. Im Winter erscheint dann mein Album "Versatile" welches viele Co-Produktionen und Featurings mit Künstlern wie Stereofunk, Jake Dile, Raumakustik, und vielen mehr enthalten wird.

Du bist Teil der Disco Diamonds Tour. Was hat es damit auf sich?
Die HouseDjs von Dusted Decks gehen zusammen auf Tour. Also ich spiele oft mit Kiss, Marcapasos und den anderen Kollegen in ganz Mitteldeutschland. Eine dufte Sache.

Interview: Peter Weißenborn

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