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Kool Savas – Tot oder lebendig - Interview

Titelmotiv -

Zum Glück hat das Warten seit dem 2. November ein Ende - fünf Jahre nach dem Release seines gefeierten Debüt-Albums "Der beste Tag meines Lebens" ist Savas Yurderi, vielen besser bekannt als Kool Savas, mit einem neuen Solo-Album zurück.

Auf "Tot oder lebendig" beweist "Deutschlands Eins", dass er im Laufe der Zeit nichts an Intensität, seinem einzigartigen Flow und dem thematischen Tiefgang seiner Tracks verloren hat. Im VIBE-Interview spricht der "King of Rap" über die aktuelle Platte, Optik Records und den Stellenwert von Deutschrap!

Nach fünf Jahren Wartezeit auf ein neues Savas-Solo war die Gier deiner Fans natürlich groß, das Album ist dementsprechend gut angelaufen und bis zur Tour ist es nicht mehr allzu lang hin. Wie sieht derzeit dein Tagesablauf aus? Bist du den Rummel um deine Person schon leid oder genießt du es auch mal wieder allein, ohne Optik-Crew oder Feature-Kollegen, „im Rampenlicht“ zu stehen?

Im Moment lebe ich im Auto, im Hotel, vor dem Computer oder am Telefon. Diese Promoaktivitäten müssen zwar sein, aber sind der Teil am Business, der mir mit Abstand am wenigsten Spass macht. Ich habe lieber meine Ruhe, bin mit meinen Freunden, meiner Familie oder mit meiner Freundin und genieße das Leben. Ein US 5-Leben wäre mir zuviel.

Auf"Tot oder lebendig" ist, wie auf deinem Solo-Debüt, wieder ein Skit von deinem Großvater auf Türkisch zu hören, wobei es, glaube ich, um Toleranz in der Erziehung geht. Ist es dir wichtig deinen Soloplatten einen gewissen familiären Touch zu verleihen oder was steckt dahinter?

Das hat verschiedene Gründe. Zum einen ist es eine Möglichkeit meinem Großvater ein Denkmal zu errichten, was auch für meinen Vater irgendwann mal bestimmt wichtig sein wird. Zum anderen kann er als pensionierter Lehrer und Autoritätsperson so eine Message klar auf den Punkt bringen und andere positiv beeinflussen. Meine Alben sind immer etwas familiär, da meine Familie meine Musik auch mit beeinflusst.

Als Musiker und Labelchef entwickelt man sich ja ständig weiter. Hast du bereits genauere Vorstellungen wohin dein Weg dich führen soll oder bist du eher der Typ, der sich vom Schicksal leiten lässt? Wo würdest du dich und Optik Records in der Zukunft gern sehen?

Ich habe natürlich gewisse Wünsche und Ziele, aber am Ende des Tages kann man sein Bestes geben und landet vielleicht doch komplett woanders. Alles zu planen ist nicht möglich, aber ich tue viel, um meine Ziele zu erreichen. Für Optik ist ganz klar mein Ziel, dass alle Artists sich ein eigenes Fundament aufbauen und wiederum anderen Künstlern helfen können. Selbstverständlich würde ich gerne mal von dem Label leben können.

Mit deiner kompromisslosen Attitüde und deinem Flow hast du einen unvergleichlichen Stellenwert in HipHop-Deutschland erreicht. War es im Nachhinein betrachtet elementar wichtig, dass aus dem anfänglich englischsprachigen Rapper „Juks“ noch rechtzeitig, der auf Deutsch rappende Kool Savas wurde?

Ohne meinen Wechsel auf Deutsch wäre ich jetzt noch zu Hause vor der 4 Spur. Das war einfach Schicksal und ich hatte auch Glück. Als ich anfing auf Deutsch zu rappen musste ich nur meinen englischen Flow ins Deutsche adaptieren. Das war schon alles.

Viele sehen dich sogar als Wegbereiter für deutschen Battle-Rap. Wie sollte sich deutscher HipHop weiterentwickeln? Und willst du dich in diese Entwicklung bewusst mit einbringen oder zählen für dich vorrangig eigene Interessen und Ziele?

Natürlich wünsche ich mir, dass deutschsprachiger Rap noch interessanter und besser wird. Wohin es letztendlich geht, weiß man nicht. Ich werde mein Bestes geben, um diese Musik und Kultur hier im Land vernünftig zu repräsentieren.

Ende Oktober haben deine Ex-Kollegen von M.O.R. mit „Simply the best“ auch ein neues Album released. Wie findest du es? Hast du noch Kontakt zu den Leuten von früher?

Zu meinem Cousin Ronald habe ich noch viel Kontakt. Zu den anderen nicht wirklich. Letztens habe ich aber mit Fumanschu gesprochen. Das war gut nach der langen Zeit. Ich wünsche den Jungs viel Glück vom ganzen Herzen.

Zum Abschluss des Interviews würde ich gern noch wissen, wie du auf die Idee zum Projekt „Feuer über Deutschland“ gekommen bist? Gab es auch schon etablierte MC’s, die kleinlaut oder gar beleidigt die Stage verlassen haben, nachdem sie im 1 vs. 1 Acapella Battle gegen einen Newcomer alt aussahen?

Die Idee wurde unter anderem durch die Smack DVD's mitgeprägt. Ich selbst finde Battles sehr interessant und wünsche mir mehr davon. Eigentlich haben sich alle gut geschlagen, aber einige Newcomer waren überraschend gut.

Anfang 2008 startet die "Tot oder lebendig"-Tour und am 06. Februar kommt Kool Savas ins Werk II nach Leipzig. Alle weiteren Tourdates findet ihr auf www.optikrecords.de! (Text und Interview: Michael Möbius)

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