// Portraits

Jackmate

Titelmotiv -

Lange nichts gehört von Michael Baumann. Aber deswegen war der Stuttgarter nicht weniger umtriebig, nur halt nicht für jeden offensichtlich. Doch hinterleuchten wir mal den guten Jackmate.

Begonnen hat alles im Jahre ´86, angefangen als HipHop-DJ und - Produzent, in Zusammenarbeit mit Max Herre von Freundeskreis und der Gründung des Projektes Agit Jazz. ´89 verfi el Jackmate dem Deephouse und Minimaltekk, mit den Chicago-Roots, die er bis heute nie außer acht gelassen hat und großem Tribut zollt. Sein Sound ist auch seit dieser Zeit die Brücke zwischen Stuttgart und Chicago. Schon damals hat er einzelne Chi-Down-Acid-Sachen geliebt, aber die deutsche Variante, auf die hier so gefeiert wurde, absolut gehasst. Aber es gab ja auch noch Leute wie Larry Heard und Mark Kinchen, die ihm zur gerade Bassdrum verführt haben, Hip Hop dennoch niemals außer acht gelassen. Mit dieser ganzen, in seinen Worten: „minimal...whatever-Geschichte“, hat er aber nichts am Hut. Jackmates Sound kommt von Herzen und ist weder retro noch effekthascherisch modern - sondern schlicht und einfach Musik, die von Herzen kommt. Für Jackmate bedeutet House keine bestimmte emotionale Disposition, wie gute Laune oder Glück, House ist auch keine Kultur. House ist eine Potentialität für körperliche Intensitäten, die negativ wie positiv aufgeladen sein können. Die Bewegung, um die es in seiner Musik geht, ist keine, die in der Luft ist, sondern eine körperliche.

Endlich hat jemand die Sexyness von House unter dem Vorzeichen der Darkness von Techno herausgebracht. Jackmate produziert Druck, aber nicht das maschinelle „in order to dance“-Moment von Techno, eher so wie wenn man geschubst wird. Aber es ist keine Kraft, die einen zu Fall bringt, sondern eine, die man sofort aufnehmen kann. Es ist, um ihn erneut zu zitieren: „Musik mit Eiern“, Musik die sich bewegt und die den Hörer bewegt. Stilistisch gab es für den 35-jährigen Stuttgarter ohnehin nie Anlass zu dogmatischen Festlegungen. Der Fokus liegt bei aller Heterogenität auf einer in sich stimmigen Vision der intelligenten Tanzfläche.

Neben seinem eigenen Label Philpot, auf dem man in letzter Zeit schon The Mole, Krause Duo Nr.2 und Bruno Pronsato bewundern durfte, hat Jackmate inzwischen auf gut einem Dutzend weiterer Imprints von Perlon über Playhouse bis Pokerfl at exzellente Platten releast. Aktuellster Erguss ist seine klickernd deepe 12inch „Chem“ auf der Eigenplattform Phile. Nun muss man Chuck Roberts doch Recht geben: „In the Beginning there was Jackmate, and Jackmate had Balls.“ Text: Nico Walther

related link: www.philpot-records.net