Direkt von Lyon hinaus in die Breakbeat-Welt: Die französische Produzentin und Plattenlegerin Flore entwickelte sich vor allem im vergangenen Jahr von einer aufstrebenden Newcomerin zu einer angesagten Künstlerin. Es ist nebst Produzenten wie Maelstrom vor allem ihr zu verdanken, dass Frankreich in der Breakbeat Szene überhaupt wahrgenommen wird – Gigs wie beispielsweise bei der 2006er Breakspoll-Party in London bestätigen dies. Zeit, bei der sympathischen Flore mal genauer nachzuhaken, zumal sie am 11.01. zu „Bass Plus“ in der Distillery ein Gastspiel geben wird.
Gibt es in Frankreich eine Breakbeat Szene?
Ich bin mir nicht sicher, ob es in Frankreich so etwas tatsächlich gibt. Die Leute gehen hier hauptsächlich aus, um einen bestimmten Namen bzw. DJ zu hören. Wenn man also Skills hat, und da ist der Stil nebensächlich, kann man sich hier schnell eine eigene Fangemeinde aufbauen, die regelmäßig zu den Partys kommt. Schwierig ist es, sich eine solche Fangemeinde oder Szene aufzubauen, wenn es kaum einen Club gibt, in dem diese Musik regelmäßig gespielt wird. Jedoch gibt es immer mehr Breaks DJs, von daher wird es in einigen Jahren hoffentlich besser aussehen.
Wie kamst Du zum Auflegen?
Mit dem Auflegen habe ich Ende 1998 begonnen, zu diesem Zeitpunkt produzierte ich schon ein Jahr lang. Damals stand ich total auf Drum'n'Bass, meine Lieblingslabels waren Metalheadz, 31Rec, Metro... Aber schon ein paar Jahre später langweilte mich der Sound, Drum'n'Bass wurde zu hart und alles hörte sich gleich an. Zeitgleich begann ich mich für Breaks zu interessieren. Es war unheimlich erfrischend, Funky Breaks zu hören, diese Partymusik war etwas ganz Neues für mich. Ich baute folglich mehr und mehr Breaks in meine Drum'n'Bass Sets ein, und seit 2004 spiele ich hauptsächlich Breaks.
Und wie lief das mit dem Produzieren?
Mit 19 entschied ich mich, die Uni zu schmeißen und arbeiten zu gehen, um mir vom Geld Equipment zu kaufen. Die Initialzündung dazu kam, als ich Goldie live in Lyon sah – danach wollte ich Musik wie er machen! Das ist jetzt natürlich nicht mehr ganz so, aber ich liebe die alten Metalheadz-Sachen noch immer!
Welche Produzenten oder Labels gefallen Dir momentan am besten?
Ich liebe die Sachen auf Vacation Records von Bass Kleph – richtig gutes Zeug, der perfekte Mix zwischen Breaks, Electro, und zudem noch formidabel produziert! Darüber hinaus bin ich sehr an Dubstep interessiert, davon kaufe ich zunehmend mehr. Mir gefallen auch M.I.A., Diplo, Sandrinho, Switch, Sinden, ...
Momentan entsteht der Eindruck, dass gerade England, das "Mutterland der Breakbeats", extrem auf Breaks mit starkem 4/4-Beat Einfluss setzt. Gefällt Dir dieser Sound?
Ein paar Tunes gefallen mir, aber nicht alles. Ich kann die Entwicklung nachvollziehen, wahrscheinlich ist die Electro Szene momentan einfach angesagter als die Breaks Szene. Und man verkauft in dieser Szene einfacher Platten (lacht). Aber wenn man hört, was Bass Kleph im Moment so produziert, stimmt mich das optimistisch. Er nimmt interessante Sounds und Effekte aus dem Electro-Segment und verbindet sie mit seinen Breakbeats. Das ergibt etwas völlig Neuartiges, und ich mag es sehr, obwohl ich diese Art von Musik nicht allzu lange spielen kann (lacht).
Interview & Text: Jan Votteler, Sascha Heyne