Was für eine Truppe! Internationale Künstler mit internationalem Sound. Nicht umsonst hatten Jahcoozi im Vorjahr keinen Termin mehr im Kalender frei, und jetteten um den gesamten Globus, um ihre Shows mit Ausrastgarantie zum Besten zu geben. Wer im Vormonat zu „Bass Plus“ in der Distillery vorbeigeschaut hat weiss, wovon die Rede ist. Dort wurde nämlich anlässlich der Veröffentlichung des zweiten Longplayers „Blitz’n’Ass“ ein Tourstopp eingelegt.
Wie so oft in der verrückten Metropole, kam man über ein paar Ecken zusammen, um schließlich gemeinsam Musik zu machen. Robert „Robot“ Koch, der schlaflos Tage und Nächte im Studio verbringt, nennt Berlin ohnehin schon immer sein zuhause. Frontfrau Sasha Perera hat ihre Wurzeln in Sri Lanka, und kam über London in die Millionenstadt, und auch Oren Gerlitz hat seine erste Heimat in Israel.
Aber man hat sich gefunden, und was im Berliner Untergrund auf kleinen Parties seinen Anfang nahm, setzte sich im Lauf der letzten Jahre zu einer wahren Erfolgsgeschichte fort. Mit „Pure Breed Mongrel“ wurde ein Album ins Rennen geschickt, was weltweit beste Kritiken ernten konnte, und Jahcoozi eben diesen vollen Terminkalender verschaffte.
Klar, dass man im Bezug auf das neue Werk erstmal die Frage zum Albumtitel stellt, und Robert hatte sofort die Antwort parat: „Blitz steht für das elektronische und härtere Element in unserer Musik. Ass ist eher organisch und steht für Spaß und Tanzbarkeit. Es ist natürlich auch ein Wortspiel mit Tits N Ass, weil unsere Musik sich ja auch textlich mit Klischees auseinander setzt.“
Soundunterschiede sind ebenso festzustellen, und das neue Material kam in Leipzig live auch prima an. „Unser Equipment ist besser seit ‚Pure Breed Mongrel’…das erste Album hab ich zu großen Teilen auf meinen kleinen Computerspeakern produziert. Jetzt haben wir ein richtiges Studio, und alles klingt gleich viel fetter. Nicht zuletzt hat sich aber auch der Ansatz geändert, denn das erste Album sollte halt auch mehr ‚bedroom-dancehall-mässig’ klingen, mit viel Bleeps und Clonks- nicht so clubbig in erster Linie. Das Neue soll auf jeden Fall auch im Club funktionieren. Wir spielen ja jedes Wochenende irgendwo auf der Welt. Ansonsten ist alles wie vorher… ich mache die Beats , Sahsa schreibt die Texte und zusammen mit Oren mischen und produzieren wir gemeinsam alles fertig.“
Allerdings ist es bei so viel Tourstress auch schwierig, mit einer Albumproduktion am Ball zu bleiben. Doch die technischen Gegebenheiten machen es möglich, wie uns der Studionerd bestätigt: „On und Off haben wir ein Jahr gebraucht. Manche Beats und Ideen entstanden aber auch auf Tour, so wie ‚Getyoshitout’ und ‚Double Barrell Name’, den Beat hab ich im Zug gemacht. Den von ‚Getyoshitout’ im Flugzeug. Viel haben wir aber auch zusammen im Studio entwickelt, so wie ‚Taking yo street’ und ‚Gameboy’...“
Besonderen Wert wurde auch auf die Kollaborationspartner gelegt, die sich natürlich aus guten Gründen so zusammen gefunden haben. „RQM ist wieder dabei…family business. Ich produziere auch gerade sein Solo-Album. M. Sayyid ist mein Held seit frühen ‚Anti Pop Consortium’-Tagen, darüber freue ich mich besonders, dass er dabei ist! Und dann gibt’s noch zwei Produktionsfeatures- mit Stereotyp aus Wien und Malte von Autodrive, einem anderen Projekt von mir.“ Dabei hätte, von Robots’ Soundvorlieben ausgehend, auch ein Death Metal-Tune dabei sein können. Aber das hätte wohl nicht ganz gepasst. Doch wer weiß, vielleicht für das nächste Album…?
Text und Interview: Sascha Heyne