Kunstwerkstatt Andreas Felger
- Genre
- Kunst
- Autor
- Roland Doschka
- Verlag
- Prestel
- Erscheinungsdatum
- 03.10.2011
- Erscheinungsform
- Gebundenes Buch, 72 Seiten
Bewertung
Michael Möbius, Nov 20115 / 5 Sternen
Zu kaufen bei:
„... mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.“(1) - Genau der findet sich nämlich. Sowohl im Werk des Leinwandfärbers Andreas Felger, wie auch in diesem Druckerzeugnis des Prestel-Verlages. Ein Guckloch im Einband (der Collector`s Edition) lässt tief blicken, sieht man doch einen abgerundeten Ausschnitt der Kunst des Staffeleiisten.
Fazit
Selbige, hier abgedruckte, ist vornehmlich abstrakt und von oft exzessiver Koloration. Meist in Form von sich überschneidenden Linien oder pointierter, einfacher, geometrischer Formen, dünn mit dem Pinsel aufgetragen, so dass sich Mischung oder Überdeckung findet. Das Ganze wird zahlreich variiert und kombiniert. So entstehen eben Zwischenräume, strenge wie auch zufällig wirkende, vor allem Karos und parallele Streifen, die das Auge zwischen den gemalten Schnüren und Knäueln sucht und verfolgt.
Doch auch einige figurative Gemälde finden sich im zu rezensierenden Werkstatt-Querschnitt ein. Immer stark vereinfachte, abstrahierte Körper, ebenfalls hübsch bunt. Diese augenfällige und -gefällige Schöpfungskraft erinnert dabei an Buntglasfenster.
Silhouetten-Figuren, ein durch Quader fragmentierter Bildaufbau, symbolhafte Attribute der Personencharakterisierung, in einem an Naturvölker oder afrikanische Kunst erinnernden Stil gehalten, welcher natürlich durch den Künstler auf seine Weise interpretiert wurde.
Insgesamt sind 50 Abbildungen anzutreffen, meist ganzseitige. Diesen hat der Herausgeber, Prof. Roland Doschka, noch einen von ihm verfassten Text beigegeben, welcher kurz auf den Künstler und sein Wirken eingeht und sich einer Einordnung dessen annähert, da diese, wie von ihm selber vorangestellt, nicht unkompliziert ist. Selbiger gelernte Romanist/Anglist, der in Personalunion auch als Kurator tätig ist, hat mit Andreas Felger zusätzlich noch ein Interview geführt, welches dem Setzer auch nicht unter die Stanze gerollt ist, mithin dieses Buch etwas andickt, ohne dass es sich um Übergewicht Gedanken machen müsste.
Nun schreiten wir zur Bewertung: Die Pappe ist liebevoll mit fröhlichem Pink aufgehübscht worden, fässt sich deshalb aber leider trotzdem etwas billig an. Die Hauptsache jedoch, also die Bilder, ist qualitativ hochwertiger und kann sich ansehen lassen. Das Interview ist bedauerlicherweise nicht so informativ oder aufschlussreich wie der Text des Professors, jedoch als Ergänzung zu dessen Ausführungen ein anders akzentuierter Blick auf den Werkstatt-Chef, also von einem brauchbar abrundenden Charakter.
Doch all dies sei, obschon hier vor-, hinten angestellt, denn entscheidend ist doch, ob dies Buch die Bibliothek des Kunstfreundes bereichert, welcher Herrn Felger zugetan ist. Und dies ist ganz sicher der Fall. Für alle anderen (spätestens jetzt) Interessierten empfiehlt es sich dem Buchladen des Vertrauens einen Besuch abzustatten und beim Blättern selber meinungsbildend tätig zu werden, zu entscheiden ob sich der Gang gelohnt hat. Zumindest diese Mühe sei hiermit anempfohlen. (Thomas Treichel)
(1) Christian Morgenstern „Der Lattenzaun“
Inhalt
- Sprache
- Deutsch
- Kaufpreis
- 25,00 €