Seid gegrüßt, ihr zahlreichen MOE’s Corner-Fans in den weiten Gefilden des Verteilgebiets eures lieb gewonnenen Szene-Guides! Normalerweise ist es die Tradition dieser subjektiven Kommentarserie, dass ich diskutierwürdige, interessante Themen oder Erlebnisse des Vormonats wiederkäue und mit meinem Senf verfeinere. Doch diesmal ist alles anders, denn am 27. September findet das Superwahljahr 2009 mit der Wahl zum deutschen Bundestag seinen Höhepunkt. Da bestimmt auch einige Kolumnen-Leser noch nicht sicher sind, wen sie wählen sollen, werde ich hier versuchen ein wenig Licht ins Dunkel der Parteien zu bringen!
Der vordergründige Internetwahlkampf im letzten Jahr in Amerika hat auch hierzulande seine Spuren hinterlassen. Die Polit-Promis der Parteien gehen in Social Networks auf Stimmenfang, suchen den Meinungsaustausch oder informieren über ihre politische Arbeit und Ziele. Besonders beliebt, weil direkt, schnell und in den USA bereits als Wahlkampftool mit durchschlagendem Erfolg eingesetzt, ist der Micro-Blogging-Dienst Twitter. Um einen Überblick zu bekommen, was verschiedenste Politiker so zwitschern, empfiehlt sich die Website „parteigefluester.de“, die relevante Informationen der Polit-Twitterer sammelt und entsprechend der jeweiligen Parteien herausfiltert. Ab 4. September stellt auch die Bundeszentrale für politische Aufklärung wieder ihren bekannten Wahl-O-Mat im Internet zur Verfügung, bei dem Interessierte online Fragen zu politischen Themen beantworten und ihre Ansichten mit den Wahlprogrammen der deutschen Parteien verglichen werden – am Ende erhält man eine Wahlempfehlung nach einer statistischen Auswertung. Trotz stetig wachsender Online-Aktivität ist es bei den deutschen Parteien immer noch recht beliebt horrende Summen an Wahlkampfgeldern für völlig banale, ab und zu sogar absolut sinnfreie, Plakatslogans à la „Das Vernünftige tun“ oder „Wissen, wo’s lang geht“ rauszufeuern, die im Stadtverkehr erstens kaum auffallen und dann doch eher weniger zum Nachdenken über politische Botschaften anregen. Als wichtigste Neuerscheinung in der deutschen Parteienlandschaft gilt 2009 die Piratenpartei, deren Wahlprogramm allerdings kaum über den Schutz der Privatsphäre im Internet hinausgeht. Sie ist eine Alternative für viele Politikverdrossene und Web2.0-Begeisterte. Als Randerscheinung sicher ganz nett, aber mir fehlt hier noch die politische Weitsicht und wenn unvollkommene Ideen zuviel Zuspruch bekommen, kann das ganz schnell gefährlich werden.
Abschließend will ich aber nochmal mit aller Deutlichkeit sagen, dass jeder, der vom Gesetz her darf, am 27. September seine Kreuze setzen sollte, denn wir alle sind dadurch privilegierter als Millionen anderer Menschen auf der Welt, denen dieses demokratische Grundrecht verwehrt bleibt. Es ist eine Frage des Respekts an der eigenen Person, seiner Meinung Gehör und Gewicht zu verschaffen, anstelle ungehört und damit in irgendeiner Weise stets unzufrieden mit sich selbst zu bleiben. Selbst wer von den vertretenen Parteien oder Politik insgesamt nix wissen will, sollte dringend zur Wahl gehen und meinetwegen zuviel ankreuzen, denn solch eine ungültige Stimmabgabe ist allemal besser, als ein Nichtwähler, dessen nicht abgegebene Stimme am Ende indirekt dem Sieger zugute kommt.