An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld
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An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld

Genre
Sachbuch, Gesellschaft
Autor
Avi Primor, Christiane von Korff
Verlag
Piper
Erscheinungs­datum
01.03.2010
Erscheinungs­form
Gebundene Ausgabe, 320 Seiten

Bewertung

Michael Möbius, Sep 2010

4.5 / 5 Sternen

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Ein Jude, von Nazis umringt wird gefragt: „Na Jude, wer ist Schuld am Krieg?“ Darauf der Jude: „Die Juden und die Radfahrer.“ „Warum die Radfahrer?“, fragen die Nazis. „Warum die Juden?“ kontert der alte Mann. Ansichten über die jüdische Minderheit sind nach wie vor in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Obwohl sich die Protokolle der Weisen von Zion durch mehrfach erbrachte Beweise als Fälschung erwiesen, wachsen nach wie vor Antisemitismus und Verschwörungstheorien in der ganzen Welt auf dem Glauben an die Echtheit dieses Pamphlets.

Avi Primor, der in den 90er Jahren als Botschafter des Staates Israels in Deutschland tätig war, setzt sich zusammen mit der Journalistin Christiane von Korff mit den nach wie vor gängigen Vorurteilen gegenüber dem Judentum auseinander. Er räumt, in einer sachlich und sich wenig nach Moralpredigt anhörenden Sprache, auf mit dem Denken, dass alle Juden reich seien oder das unser Planet, der sechs Milliarden Menschen beherbergt, von zwölf Millionen Juden beherrscht wird. Er widerlegt sachlich und gut verständlich die Thesen, dass der Holocaust eine profitable Erfindung der Juden selbst und der amerikanische Präsident eine jüdische Tarnung sei. Auch greift er „positive“ Befangenheiten wie den neuaufkeimenden Antisemitismus oder die Unfehlbarkeit Israels auf. Primor geht zurück in die Ursprünge der Vorurteile und dies wirkt manchmal etwas langatmig, ist aber zur Verständlichkeit absolut notwendig, um den Kern dieser Missverständnisse begreifen zu können.

Dieses Buch wird wenig Neues bieten können, wenn man sich zuvor bereits mit deutsch-jüdischer Literatur und Geschichte auseinandergesetzt hat. Es bildet jedoch einen guten Grundstein, um dem gefährlichen Halbwissen, das einem auf der Straße sehr oft begegnet, mit guter Argumentationsgrundlage begegnen zu können. Jedoch kommt man nicht umher sich wenigstens in die Grundlagen des Zionismus einzulesen, um auch die Gegenseite kennen gelernt zu haben.

Mein Fazit: Das Buch ist absolut lesenswert für alle, die jüdischen Befangenheiten kritisch gegenüber stehen, aber selbst nicht fest im Argumentationssattel sitzen, sich für deutsch-jüdische Geschichte interessieren oder einen Einblick in das Empfinden von Minderheiten generell erhaschen wollen. Aber Vorsicht, das Buch desensibilisiert! (4,5/5 - Stephanie Weber)

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