Marek Hemmann und Mathias Kaden bilden gemeinsam die Freude-am-Tanzen-Hoffnung Hemmann & Kaden. Gleich ihr erstes Release bei Jenaer Heldenlabel landete in den Charts von DJ Koze auf 1 - und was seitdem folgte, sollte sich als nicht minder erfolgreich erweisen. Inzwischen ist man vielerorts auf die Thüringer Minimaltüftler aufmerksam geworden, auch dank der ersten Solo-Releases (Mathias auf Vakant, Marek auf Raum…Musik und Milnormodern) und Remixarbeiten. Was im Studio in Teamarbeit entsteht, wird dem schwitzenden Dancefloor dann für gewöhnlich in klassischer Arbeitsteilung serviert: Mathias ist der DJ-Zappelphilipp, Marek der Live-Repräsentant. Doch hin und wieder stöpseln die beiden für besondere Anlässe – und den Ehrentag des befreundeten Stalkers darf man mit Sicherheit dazu zählen – ihre Powerbooks zusammen und feuern gemeinsam eine Liveshow ab, die Maßstäbe setzt: Trotz nur eines einzigen gemeinsamen Auftrittes in dieser Form wählte die Muna-Community bei der Jahresumfrage ihre Resident-Helden zum besten Liveact des Jahres. Man darf also durchaus Großes erwarten, wenn Hemmann & Kaden am 11. März im Wuitz3 erneut ihr Live-Feuerwerk abfackeln… VIBE spracht mit den beiden:
Inzwischen seid ihr an einem Punkt angekommen, den wohl wenige Leute aus dem Osten Deutschlands erreichen – Seht ihr euch daher auch öfter mit Neid konfrontiert?
Marek: Direkt konfrontiert sehen wir uns damit nicht. Sicher gibt es immer Leute die Neid gegenüber anderen empfinden. Aber wenn man sich darüber den Kopf zerbricht bringt dich das auch nicht unbedingt weiter im Leben. Wir versuchen uns zum großen Teil darauf zu konzentrieren gute Musik zu machen.
Es ist ja immer etwas anderes, wenn einen Freunde zu Gigs begleiten anstatt allein unterwegs zu sein – Hat das auch einen Einfluss auf eure Sets, ob ihr allein oder gemeinsam gebucht seid?
Mathias: Allein zu Reisen ist nicht so schön, aber wenn es so ist, denke ich hat es keinen Einfluss auf unsere Sets. Es sei denn ich spiele vor Marek, dann versuche ich schon ein bisschen die Bremse zu treten.
Marek: Wenn ich das Glück habe mit Freunden reisen zu dürfen komme ich schon viel lockerer im Club an und dementsprechend familiär ist dann meistens auch die Stimmung vor dem Gig. Wenn wir gemeinsam gebucht sind dann machen wir oft Witze und schaukeln uns so damit gegenseitig hoch - ob das allerdings Einfluss auf unsere Sets bzw. unsere musikalische Auswahl am Abend zu tun hat - das können andere besser entscheiden.
Nach dem Muna-Geburtstag im November tretet ihr jetzt im Wuitz3 erst zum zweiten Mal gemeinsam live auf – Werden diese Auftritte weiterhin die Ausnahme bleiben oder ist das in Zukunft öfter geplant?
Mathias: Für mich ist das live spielen eine ganz neue Art unsere Musik zu präsentieren. Das schöne daran ist: Du kannst jeden Sound einzeln anspielen und verändern und immer wieder neu klingen lassen! Soweit wie ich weiß sind noch keine weiteren Auftritte geplant.
Marek: Es sollte schon noch etwas Besonderes bleiben. Für mich ist das eine gute Abwechslung und es bringt mich wieder auf neue Ideen...
Marek, inwiefern unterscheidet sich ein Liveact gemeinsam mit Mathias von deinem Solo-Set?
Marek: Na ja, erstmal unterscheidet es sich dadurch das ich nicht alleine auf der Bühne stehe. Vom Sound ist es irgendwie eine Mischung aus Mathias’ DJ Set und meinem Liveact - nur das halt alles live ist und kein Vinyl zum Einsatz kommt. Im Prinzip kann man sich das ganze als so eine Art elektronische Jam-Session vorstellen. So etwas kann durchaus auch mit drei Laptops funktionieren - aber das ist ne andere Geschichte.
Mein Solo-Liveact ist ja auch mehr Improvisation als „Songs von der Setlist abspielen“. Ich versuche, bekannte Sachen immer wieder neu klingen zu lassen. Es kommt deswegen auch oft vor, dass Leute Passagen wieder erkennen und denken, „Ja genau das ist die Stelle und jetzt passiert gleich das“ - aber genau das passiert dann meistens nicht.
Sowohl im Studio als auch live sind eure Powerbooks das Hauptinstrument – Soll das auch in Zukunft so bleiben oder plant ihr den Einsatz anderer Geräte und Instrumente?
Marek: Mein Powerbook und Controller haben mir die letzten drei Jahre gute Dienste erwiesen, keine Abstürze etc. - es laufen bereits Wetten ob sie die nächsten drei Jahre auch noch Clubschweiß und Kondenswasser trotzen können. Frei nach dem Motto „Never change a running system“ bleibe ich die nächsten Jahre wohl dabei. Wir sind halt ein eingespieltes Team. Es hat natürlich auch praktische Vorteile bei langen Zug- und Flugreisen ins Ausland. Dann bin ich froh bei der Gepäckausgabe am Flughafen nicht auf 12 Synthesizer und ein Schlagzeug warten zu müssen.Im Studio möchte ich meine alten Roland und Yamaha Synthesizer allerdings nicht missen. So manch ein Gerät aus den 80ern bietet doch manchmal einen erfrischenderen Sound als ein VST-PlugIn. Fürs tägliche Arbeiten ist mein Mac jedoch immer noch erste Wahl.
Auf der Freude am Tanzen Website ist zu lesen, dass die Wighnomys derzeit auf der Suche nach einer Sängerin für kommende Produktionen sind – Ist für euch die Arbeit mit Gesang ein Thema?
Marek: Eigentlich sollten wir ja auf dem neuen Wighnomy Brothers Album singen - doch leider sind wir beim Casting im Plattenladen nicht in die nächste Runde gekommen, sodass jetzt nach Ersatz gesucht wird. Also alle Frauen mit entsprechenden Ambitionen bitte bei Robag Wruhme melden zum Vorsingen. Aber im Ernst - Ich kann mir durchaus vorstellen für unser Album den einen oder anderen Track mit Gesang zu produzieren. Das eröffnet dann auch klanglich neue Perspektiven.
Mathias: Zurzeit machen wir noch nicht so viel mit Vocals aber vielleicht wenn wir ein Album machen!
Inzwischen mehren sich die Stimmen, dass der Minimal-Hype bald Geschichte sei – Was haltet ihr davon und in welche Richtungen gehen eure musikalischen Bestrebungen für die Zukunft?
Mathias: Das Wort Minimal wurde in letzter Zeit so breit getreten das eigentlich keiner mehr genau sagen kann, was den jetzt minimal ist. Wir werden einfach so weiter machen...
Marek: Für einen Hype hält es schon ziemlich lange an, man kann deswegen eigentlich gar nicht mehr von einem Hype sprechen. Ich würde unsere Musik auch nicht ausschließlich als Minimal bezeichnen, sicher sind viele Sachen von minimalen Tracks beeinflusst, ich denke man hört aber auch Einflusse aus House oder HipHop raus - also hinter der Bassdrum verbirgt sich oft noch etwas mehr als ein HiHat.
Was kann man von eurem gemeinsamen Projekt in nächster Zeit erwarten? Welche Remixaufträge stehen an und wird es 2006 das erste Hemmann & Kaden Album geben?
Mathias: Wir haben gerade für Misc einen Remix auf Sender Records gemacht. Und unsere neue Freude am Tanzen machen wir gerade fertig.
Marek: Du bist nicht der erste der nach dem Album fragt. Termine stehen natürlich noch nicht fest. Fest ist aber, dass das Album auf Freude am Tanzen erscheint und spätestens im Frühjahr 2007 sollte es dann soweit sein. Somit bleibt uns jetzt noch ziemlich genau ein Jahr Zeit - das dürfte reichen.
Text & Interview: Steffen Bennemann (Convulse.de)