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Marcel Knopf - Interview

Titelmotiv -

Marcel Knopf gehört mit Dapayk und Jan Langhammer zum Dreigestirn der Mo´s Ferry Posse und ebnete nicht nur mit seiner ersten Relase auf dem thüringer Label den Weg weiterer hoffnungsvoller Outputs. Er ist A&R Manager, DJ und Produzent. Zwischendurch hat sich Marcel noch unseren Fragen gestellt.

2003 hast du mit der Holpergeist EP die erste Release des Mo´s Ferry Labels beigesteuert. Mittlerweile erscheint die 10. Produktion, richtig? Wie hat sich das Imprint in den 3 Jahren entwickelt, wurde alles verwirklicht wie geplant und was blieb auf der Strecke?
Nein, bei der 10. Produktion bin ich leider noch nicht angekommen, da ich sehr langsam und auch sehr faul bin. Ich habe in letzter Zeit einen Remix für das Londoner Label Sushitech gemacht und einen Remix zur Dapayk & Padberg "Close Up Rmx" EP beigesteuert. Demnächst wird von mir was auf Rrygular erscheinen und es ist wieder etwas für Mo´s Ferry geplant.

Ein immer aktuelleres Thema ist der Wandel von Vinyl zu MP3 und anderem digitalem Output. Wie stehst du der Problematik gegenüber? Selber hast du ja im April eine Vinyl-Compilation auf den Markt gehauen.
Ein sehr heikles Thema! Ich oder vielmehr wir (Dapayk & Jan Langhammer) fanden es wichtig mit der "Bits to Phono" Compilation, nach den diversen Äußerungen wie "Vinyl ist tot!" und "...Vinyl ist der Weg der Dinosaurier" mancher DJs und richtungsweisenden Protagonisten ein Gegenstatement abzugeben. Wir wollen mit diesem Projekt zeigen, das die MP3 & die Netzlabels ein neues wichtiges Medium für die Musik sind, aber die Vinyl nicht als veraltet abgestempelt werden sollte. Es ist wichtig sie weiter zu fördern und zu unterstützen! Es gibt genug Wege mit beiden Medien, also MP3s und Vinyl-Tracks, gleichzeitig zu arbeiten! Kurz und knapp: Kauft weiter Vinyl!

2004 musstet ihr euren Plattenladen Sine Music schließen, den du zusammen mit Matt John gegründet hast. Habt ihr die massive Umstellung auf Onlinestores zu spüren bekommen, oder gab es nicht mehr die Zeit dafür?
Die Umstellung auf Onlinestores war ein Grund für die Schließung des Ladens. Wir hatten aber auch massive Probleme mit dem Vermieter und durch die Partys im Keller des Ladens auch Ärger mit der Stadt bekommen. Wir waren wohl auch ein wenig zu früh mit dem minimalen Angebot zu einer Zeit als Disco-House und Harter Techno ihre Glanzzeiten hatten.

Du bist bei Mo´s Ferry A&R Manager. Ein Full Time Job?
Ja, aber ich jobbe nebenbei auch noch.

Du sagst selber, das wichtigste an einer Party ist ein offenes Publikum. Wo hast du dieses für dich in all den Jahren entdeckt?
Im Sine-Music Keller, bei den Dreikommanull Partys und im Wagenbau zu Hamburg.

Minimal ist schon lange aus der Nische raus auf die Floors dieser Welt. Wie beurteilst du selber die Entwicklung dieser Sparte? Bist du mit allem zufrieden was da draußen getrieben wird?
Ich bin auf jedenfall froh, dass der minimale Sound die Floors dieser Welt erreicht hat. Aber leider führt das mit sich, das viele Djs und Produzenten auf diesen Zug aufspringen um Hip zu sein. Ich finde das die Musik in letzter Zeit vor allem in Berlin sehr langweilig geworden ist. Berlin ist völlig überrannt! Viele der Platten und DJ-Sets sind sehr loopig, bimmelig und bestehen oft nur aus einer Drum, Hi-Hat und einer Clap. Das hat wohl auch mit dem Umzug der Minus Clique zu tun. Sie haben diesen Sound populär gemacht wie kein anderes Label, aber wie sie im Moment die Szene dominieren bzw. beeinflussen, kann auf die Dauer nicht gut sein. Ich würde mir wünschen, dass die Leute wieder ein wenig experimentierfreudiger werden würden und das es ruhig ab und zu auch mal einen gebrochenen Beat zu hören gibt und das die Vertriebe reagieren und nicht jede Woche 3 neue Plattenlabels aufnehmen.

Was macht Marcel Knopf wenn er nicht arbeitet?
Auf dem Sofa liegen, Platten kaufen, Netlabels durchforsten und bei Myspace abhängen.

(Text und Interview: Nico Walther)

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