Das zweite Album der Rappers aus Ulm ist soeben erschienen. Als einer der fünf beliebtesten nationalen MCs im Clubkontext und den damit verbundenen Gigs in so ziemlich jeder größeren deutschen Stadt ist es wohl mal an der Zeit, den Zotenreisser mit grossem Ego mal in die Interviewmangel zu nehmen.
Beginnen wir doch einfach mal chronologisch - wie lange gibt es Mankind schon am Mic, wie hat für Dich alles angefangen?
Ich hab ca. 1995 auf der Schule angefangen zu rappen. Damals haben wir (mein damaliger Kollege und ich) Takte von Dr. Dre- Produktionen auf einem 486 PC aufgenommen. Dann so geschnitten, das sie im Loop liefen, und dann mit einem Mic den Rap aufgenommen. Natürlich haben wir behauptet, das hätten wir in einem Mega-Studio produziert usw. usf. Aber die Mädels haben es geglaubt. Und darum ging’s schließlich! Nach und nach wurde das mit den Mädels zur Gewohnheit und der künstlerische Ehrgeiz drang durch. So kam ich dann irgendwann auf die verschiedensten Parties bzw. Veranstaltungen, und so um 1997 hatte ich dann den ersten Auftritt. Und glaub mir, mit 17 ein Rapper zu sein, bedeutet „Jackpot“! Zumindest, was die Mädels angeht… finanziell ist es teilweise noch heute ein Desaster. Ich wollte auch schon tausendmal mit der Musik aufhören und Kakteen züchten. Aber ich bekomm´s nicht hin. Entweder ist es der Ehrgeiz oder die Sache mit den Mädels.
Nun bist Du ja äusserst flexibel, was die Musik angeht, zu der Du rappst. Gibt es trotz allem Favourites, wobei es Dir am meisten Spass macht?
Mein momentanes Top sind gerade die klassischen Nu Skool Breakz. Ich war jahrelang im Drum ´n Bass aktiv, allerdings sind dort die Produktionen im Lauf der Jahre immer vollgeladener, verschnörkelter und verspielter geworden. Ich bin der Meinung, dass dort ein MC nicht mehr bzw. nicht mehr in diesem gewohnten Masse benötigt wird, wie es mal war. Und das Publikum ist jünger bzw. ich älter geworden. Breakz (so wie ich das kenne und interpretiere), setzt sich zusammen aus Leuten zwischen 25-30, ein gepflegter, gut gefüllter Club, easy Atmosphäre und euphorischem Sound. Keine nass geschwitzten Speed-Raver mit weißer Haut und roten Pickeln, die mich in den Arm nehmen und küssen. Ich hasse das über alles in der Welt. Gemessen daran, was ich bisher so gesehen und kennen gelernt habe: Hut ab vor der deutschen Breakz- Szene!
Wie kam es dazu, dass Du Dir mit „UpToTheSky“ Deine eigene Plattform geschaffen hast? Bist Du ein Kontrollfreak, der lieber alles selbst macht?
Ich glaube fest daran, dass eine Sache nur dann klappen kann, wenn man sie selber in die eigene Hand nimmt. Das heißt nicht, dass man sich nicht für einzelne Aufgaben fähige Leute mit ins Boot holen kann. Oder sich nicht auch mal was von jemand sagen lässt oder auf jemand hört. Jeder coole Typ hat einen Consigliere. Das weiß man spätestes seit „Der Pate“. Aber den eisernen Willen, die investierte Zeit und den Enthusiasmus kann man von niemandem erwarten oder fordern. „Komm ich heut nicht, komm ich morgen“. Da diese Einstellung bei 95% aller Künstler vorherrscht, sind ganze Musiksparten noch bis heute „Untergrund“. Und wenn man die Art der Leute kennt, kann man auch damit professionell arbeiten. Man muss ihnen einfach im Mai erzählen, dass der Track dringend bis morgen da sein muss. Dann hast du ihn pünktlich im August zum Release.
Nun gleich zum neuen Album „Dein geliebter Feind“. Wie lange hast Du daran gearbeitet?
Ich habe die ersten Aufnahmen im Mai 2006 gemacht. Fertig war ich im Mai 2007. Also ziemlich genau ein Jahr.
Es war bestimmt schwer, all die Kollaborationen unter einen Hut zu bekommen. Hast Du jeden der Producer und MC im Studio getroffen, oder lief es teils auch über das Hin- und Herschicken von Material?
Mit Manchen war ich im Studio, bei Anderen war´s ein einfacher Datenaustausch. Mit Spyda und 63T hab ich zusammen im Studio aufgenommen. Um mit einem Produzenten gemeinsam an einem Track zu tüfteln, hätte ich nicht die Geduld und würde ihn letztendlich nur von der eigentlichen Arbeit ablenken. Deshalb hat jeder der Produzenten die Vocals via CD mit der Post (Tipp: aus Sicherheitsgründen nicht per E-Mail oder Upload!) gekriegt und konnte loslegen. Den Feinschliff hab ich dann mit ein paar der Jungs noch am Telefon gemacht. Aber da das eigentlich alles sehr erfahrene Leute sind, muss man da sowieso nicht mehr viel dazu sagen. Außer: „Morgen muss der Track dringend fertig sein !“
Nach welchen Kriterien hast Du Dir Deine Albumpartner rausgesucht?
Ich wollte die Leute featuren, die mich durch ihre Sache besonders überzeugt haben. Spyda ist für mich der beste MC, den ich kenne. Stunnah ist das Doubletime-Rap-Wunder, Prinz Pi ist Deutschlands #1 in Sachen Consciousness-Rap und die Boogie Army ist bei uns schon seit Jahren bekannt dafür, dass die Tracks dem Laden das Dach wegputzen. Dj Under Ground, Sebastian Schmitt, GOR und Dizplay führen die Liste fort. Einfach alles, was mich künstlerisch gereizt hat.
War es für Dich eher lässig, mit der bisherigen Erfahrung an das dritte Album heranzugehen, oder war da schon irgendwie Druck da?
Künstlerischen Druck gibt es nur, wenn man sich seiner Sache nicht sicher ist. Ich habe das unsagbare Glück, mit einem sehr großen Ego geboren worden zu sein. Klar freut es mich, wenn den Leuten meine Sachen gefallen. Dafür mache ich sie auch zu einem großen Teil. Aber ich würde meine Musik niemals ändern oder verbiegen, nur um mehr Resonanz oder Props zu bekommen.
Druck ist insofern da, das man ein paar tausend Euro in ein Album steckt und das sich auch verkaufen muss bzw. sollte. Lass mich meinen Rap-Kollegen Massiv zitieren: „Alle Raubkopierer und MP3-ins-Netz-Steller sind die Söhne von räudigen Huren“. Besser kann man es nicht sagen, dafür sollte man ihm Franz-Kafka-Literaturpreis verleihen. Als Konsument sieht man nicht, was hinter einer solchen Produktion alles steckt. Um die investierte Zeit wäre es mir gar nicht schade, aber um die investierte Kohle. Denn die löst sich bei zu niedrigen Verkaufszahlen in Rauch auf und neue Projekte sind nicht mehr finanzierbar. Aber scheiß auf die Predigt, das Album kann man in jedem Musikgeschäft bestellen oder kaufen. Oder im Mailorder von UpToTheSky - www.uptothesky-mailorder.com
Interview: Sascha Heyne