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Torsten Kanzler - Techno kommt

Titelmotiv -

Torsten Kanzler kämpft seit Jahren an der Technofront und ist umtriebig wie eh und je. Neues Album, neue Mix Compilation, eigene Veranstaltungsreihe und und und. Der gebürtige Thüringer verfechtet in der Hauptstadt strikt seinen Hard-Techno-Sound und lehrt alle Trendsetter und Trittbrettfahrer eines Besseren. „Techno kommt wieder und das mit ganz großen Schritten“ meint er. So war es für uns an der Zeit der Sache auf den Grund zu gehen.

„Der Kanzler kommt – wieder“ ist dein 3. Album und ist soundtechnisch seinen 2 Vorgängern treu geblieben. Die Tracks sind trocken und straight. Hast du dich auf diesen Style nun fest eingeschossen?
Ich würde sagen es ist mein 2. Album. Die Große Koalition, welches du sicher mit zählst, ist ein Gemeinschaftsprojekt mit vielen anderen Artists. Soundtechnisch hast du Recht. Ich bin dem harten Techno treu geblieben und habe mich nicht wie viele andere dem seichten Sound verschrieben. Ich habe auch bei diesem Album versucht, die verschiedenen Stile, die ich mag in einem Paket zu verschnüren. Ich würde auf keinen Fall sagen dass alle Tracks straight und trocken sind. Während „Torsten vs. Moddi“ zum Beispiel den schrägen Part übernimmt, und „Rum Rums Rums“ den stompig-schnellen, hat man mit „Auf nach NDH“ den groovig treibenden Track. „Haut rein“ oder Ich muss weg“ würde ich dann auch in die harte straighte Schiene einordnen. Und „Mini“ der ja eher in die ganz softe Ecke gehört, sowie „Berlin“ welches ja ein D&B Stück ist, fallen ganz aus der Rolle.

Ich bekomme immer wieder mit, dass Hard Techno in den alten Bundesländern viel intensiver wahrgenommen wird als hier im Osten. Haben da einige was in der Erziehung hier verschlafen oder wie siehst du die Entwicklung?
Das sehe ich anders. Noch vor 6 oder 7 Jahren waren Thüringen und Sachsen die Vorreiter für Hardtechno. Ich sage nur legendäre Partys in Wolkramshausen, Menteroda, Straße E, We Want More Of Diz, Bienstädter Warte, Gräfentonna und wie sie alle heißen. Bei vielen Veranstaltungen lag das Augenmerk auf Techno. Alle großen Acts wie Chris Liebing, DJ Rush, Marco Remus, DJ Pierre vom Aufschwung Ost. Alle haben damals Techno gespielt, alle wollten in Thüringen spielen und viele haben dies auch regelmäßig getan. Klar ist der Sound etwas härter geworden, warum auch nicht. Alles entwickelt sich in irgendeine Richtung weiter. Im Moment erholt sich Thüringen vom Techno-Überschuss der letzten 7 Jahre.

Auf dem Cover zum aktuellen Album sehen wir einen meditierenden Torsten Kanzler. Erlebt man dich auch in der Freizeit öfters so?
He He. Ich glaube eher nicht. Das Cover zeigt mich als den Genießer von Techno. Ich lasse mich vom Sound meiner Mix CD in eine andere Sphäre beamen. Ich liebe die intensive Art dieser Tanzmusik und fühl mich als ein Teil davon. Manchmal passt es ganz gut, dass mal ein Gig in Spanien kommt. Dann bleib ich meist ein paar Tage länger oder fliege ein bisschen früher hin.

Nach deinem Label Killaz Records ist Error entstanden auf dem sowohl du selber als auch Mahatma und die Chemnitzer Reche & Recall 8 die ersten 3 Werke veröffentlicht haben. Warum noch einmal ein Unterlabel?
Du hast ein Werk unterschlagen. Das von DJ ZeMigL, der auch ein sehr guter Freund von mir ist. Error hab ich eröffnet um die schrägen Seiten von mir ausleben zu können. Wer meine Sets kennt, weiss dass ich sehr selten oder fast nie ein durchgehend straightes Set spiele. Ich mag die Abwechslung. Ich mag die schrägen stompigen Sachen genauso wie die straighten. Da man aber bei einem Label eine gewisse Linie drin haben muss, hab ich Error ins Leben gerufen. Ich freu mich schon auf die Error 5 vom S.EWE, einfach sau geile Stücke, die der abgeliefert hat.

Eine Frage, die mittlerweile zu meinen Standards gehört, ich dir als Berlin-Hero aber stellen muss. Wie seht ihr die Hortung sämtlicher Künstler in Berlin? Sind da Symbiosen erkennbar oder wird alles nur zum Einheitsbrei?
Ich selber finde diese Hortung gut. Dadurch kommt frischer Wind in die Berliner Szene. Leider ist in den letzten Jahren vieles zum Einheitsbrei mutiert. Der Minimalsound regierte. Seit letztem Jahr geht es wieder voran. Der Techno bekommt wieder mehr Gehör und es gibt auch mehr Veranstalter, die Bock darauf haben. Ich glaub es gab so etwas wie einen Overkill des Minimal in Berlin. Ich will damit nicht sagen das Minimal schlecht ist, aber es gab einfach keine Abwechslung mehr. Ich freu mich schon, wenn der Tresor demnächst wieder öffnet. Endlich eine Technolocation mehr in der Stadt.

Am 07.04. veranstaltet ihr in Sondershausen zusammen mit den Jungs von City of Music das 2. Event der Extraklasse mit sage und schreibe 6 (!!!) Floors. Scheinbar steht ja hier die Vielseitigkeit von elektronischer Musik im Vordergrund, oder?
Auf jeden Fall. Abwechslung ist die Devise. Die Elektronische Musik Szene bietet eine Menge Vielfalt und die verschiedensten Musik Stile. Unsere Aufgabe als Veranstalter ist es, all diese unterschiedlichen Stile den Konsumenten der Elektronischen Musik zur Verfügung zu stellen. Soll doch jeder das hören was er möchte. Wir als Veranstalter haben großen Einfluss darauf ob eine Musik Richtung ausstirbt oder in der Versenkung verschwindet. Und wir sind der Meinung, jeder Musik Stil ist es wert präsentiert und erhalten zu werden.

Interview: Nico Walther

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