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F.R. - Interview

Titelmotiv -

Fabian Römer, Freunden des deutschen HipHop besser bekannt als F.R., hat am 13. Juni sein drittes Album „Vorsicht Stufe!“ auf den Markt gebracht. Soweit erstmal nix Besonderes, erwähnt man aber, dass der Braunschweiger MC gerade 18 Jahre alt ist, klingt das Ganze schon beeindruckender! Bereits als 12-Jähriger wurde er für viele zum kommenden Wunderkind des deutschen Rap, als er in der Reimliga Battle Arena (RBA), bei der man sich in Online-Rap-Battles mit anderen MC’s messen kann, regelmäßig die Hütte rockte und seine ohnehin älteren Gegner dann noch RICHTIG alt aussehen ließ! Trotz wachsendem Rummel um seine Person fand F.R. Zeit uns Rede und Antwort zu stehen.

Mit deinem Debütalbum „Mundwerk“ hast du dich 2004 erstmals abseits des Internets einem breiteren Publikum präsentiert. Wie ist die Öffentlichkeit mit dir umgegangen? Welche prägenden Erfahrungen hast du als „Teenager im Rampenlicht“ wahrgenommen?
Der Hype zu „Mundwerk“ fand schon noch hauptsächlich im Internet statt. Allerdings kam erst einige Monate vor dem Release in meiner damaligen Schulklasse wirklich raus, dass ich überhaupt rappe, da eine regionale Zeitung über mich schrieb. Das war schon eine prägende Erfahrung, da es mir sehr unangenehm war und ich anfangs nicht zu meiner Leidenschaft stehen konnte. Mit der Zeit habe ich aber ein Selbstvertrauen entwickelt und konnte dieses anonyme Doppelleben zu einer gefestigten Identität ummünzen. Die Reaktionen auf das „Mundwerk“ haben einen großen Teil zu dieser Selbstfindung beigetragen.

Gibt es Leute, mit denen du dich in deiner RBA-Zeit gebattled hast, die heute noch deinen Weg kreuzen, vielleicht sogar mit dir befreundet sind? Oder sind die Hater von damals sang- und klanglos im ewigen Mittelmaß versunken?
Die RBA ist schon ein beeindruckendes Netzwerk, weil ich wirklich immer wieder Leute auf Konzerten und Jams treffe, die ich in damaligen Zeiten kennen gelernt habe. Feste Freund- oder Feindschaften sind dadurch nicht entstanden, aber man freut sich auf alte RBA-Member zu treffen, da man ja auch immer direkt ein gemeinsames Gesprächsthema hat und ein bisschen nostalgisch wird.

Kommt nach RBA nun irgendwann dein Debüt bei „Feuer über Deutschland“?
Ich sehe mich zwar auch als Battle-MC, der die ständige Competition sucht, aber stehe nicht auf dieses Format. „Feuer über Deutschland“ bietet wirklich gutes Entertainment, aber die geschriebenen Parts repräsentieren nicht die Klasse eines echten Rappers. Sollte mich jemand, der annähernd auf meinem Level ist, auf Songs attackieren, dann bin ich jederzeit bereit zu kontern.

Sprechen wir mal über dein aktuelles Album … Bereits mit der ersten Single „Rap braucht Abitur“ hast du ja eine richtige Diskussionslawine in der Szene losgetreten. Es melden sich Befürworter und Gegner deiner Aussage zu Wort. Warst du dir dessen von vornherein bewusst? Wie kommt deine Ansage „hinter den Kulissen“ der deutschen Rap-Prominenz wirklich an?
Ja, der Titel ist sehr polarisierend und war das erste Lebenszeichen für mein danach erschienenes Album. Deswegen hätte ich es traurig gefunden, wenn die Leute nicht darüber geredet hätten. Für die Medien kam es auch genau richtig, da sie nach der durchgekauten HipHop-Gewaltdebatte endlich eine neue Frage in ihren Interviews platzieren konnten, die etwas frischen Wind bringt. „Braucht Rap Abitur?“ Von der „Rap-Prominenz“ habe ich erstaunlich viel Liebe dafür bekommen. Natürlich bekommt man den einen oder anderen Seitenhieb in Interviews mit, aber die meisten Kritiker haben meine Message dahinter leider nicht verstanden.

Ich persönlich finde den Track „Erwachsen werden“ richtig fett! Hast du darauf in deiner Schule Feedback erhalten, zum Beispiel vom Chemie-Lehrer?
Mein Chemie Lehrer versucht uns jetzt beizubringen, was man versteuern muss! *lacht* Nein, in der Schule habe ich besonders auf „Rap braucht Abitur“ sehr gutes Feedback bekommen, sodass sich selbst viele alternativ-orientierte Schüler mein Album zugelegt haben.

Im deutschen Rapgame bist du mit deinen nunmehr 18 Jahren ganz klar das Nesthäkchen. Wirst du auch dementsprechend behandelt? Ich meine damit: Wollen dir die „Großen“ noch Tipps geben und wenn ja, nimmst du diese auch an?
„Ich bin nicht mehr das Nesthäkchen“, sage ich direkt im ersten Part des Albums. Ich rappe schließlich schon seit 6 Jahren und veröffentliche seit 2004 im Zwei-Jahres-Rhythmus Alben! Ich bin zwar noch weitaus jünger als die sogenannte Rapelite, aber kam bisher noch nie in eine Situation, in der ich von einem großen, weisen Rapstar Tipps bekommen und mich dabei wie ein Lehrling gefühlt habe *lacht*. Trotzdem war es immer eine Ehre, wenn mir solche Legenden Respekt gezollt haben.

Du hast ja bereits einige HipHop-Festivals mitgemacht. Wie zufrieden bist du mit der Stimmung und deinem Auftritt beim splash! 2008? Hast du einen Favoriten unter den Festivals oder geht es dir nur darum auf einer Bühne zu stehen und zu rappen?
Ich habe dieses Jahr bei der „Rheinkultur“, beim „splash!“ und „HipHop Open“ gespielt. Klares Highlight war das Splash, da die Stimmung einfach am Kochen war. Dennoch muss ich sagen, dass ich nach allen Festivals ein super positives Fazit ziehen konnte.

Du bist 18 Jahre alt, hast 3 Alben auf dem Markt und Szenegrößen wie Olli Banjo oder Kool Savas loben deinen Style. Wie schaffst du es bei all dem Starrummel, der jetzt über dich hereinbricht auf dem Boden zu bleiben?
Ich führe neben Rap ein gewöhnliches Leben, gehe zur Schule und habe ein ganz normales Umfeld. Außerdem bin ich ein sehr selbstkritischer Typ. Bevor ich selbstgefällig werde und anfange das alles überschwänglich zu genießen, muss schon einiges passieren.

Zum Abschluss des Interviews noch eine Frage zu deiner Zukunft … auf was kann sich deine stetig wachsende Fangemeinde in nächster Zeit freuen? Wie willst du dich selbst weiterentwickeln – den Rap fokussieren oder doch nach dem Abi in die Uni?
Meine Hörer müssen sich überhaupt keine Sorgen machen, da ich nie eine kreative Pause eingelegt habe. Trotzdem werden wir uns erstmal noch auf „Vorsicht, Stufe!“ konzentrieren. Am 22. August kommt die neue Single zu „Stillstand“. Im Herbst gehe ich mit Olli Banjo und Favorite auf Tour. Ansonsten ist mein Ziel erstmal ein gutes Abi, und wie es weitergeht, steht noch in den Sternen!

Text und Interview: Michael Möbius

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