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Alexander Kowalski - different changes - Interview

Titelmotiv -

Seinen ersten Auftritt hatte er im Tresor, dem noch weitere globale folgten. Nach zahlreichen Veröffentlichungen für Kanzleramt, folgte 2006 eine kleine musikalische Neuausrichtung. Seitdem erscheinen seine Tonträger unter der Flagge von Different. Dazu kommen Releases für Labels wie Tresor, Surface, Konsequent, Ungleich, Cocoon oder Voidcom sowie Remixe für Dave Gahan, Sono, Secret Cinema, Funk D'Void, Joris Voorn, Paul Kalkbrenner, Johannes Heil als auch Heiko Laux. Der Fachmann für gefühlvolle Technosongs stand aber nicht nur zur Discografie Rede und Antwort.

Interview: Sven Hanke

In Zusammenhang mit deinen musikalischen Wurzeln habe ich schon mehrmals den Track „Don’t You Want Me“ von Felix sowie die Fernsehsendung MTV Partyzone mit Simone Angel gelesen. Inwieweit hat dich dies geprägt?

Das war halt mein erster Kontakt mit elektronischer Musik überhaupt. Ich kannte mich ja damals gar nicht aus und war total geflashed! "Don´t You Want Me" ist immer noch ein Track, bei dem ich ne Gänsehaut bekomme. Ich denke mal solche Musik hat mich auch in der Richtung geprägt, dass ich gerne opulente Musik mit Breaks mag. Damals war ich ja gerade mal 14 Jahre alt. Darum war das eigentlich so meine einzige Quelle für solche Musik und ich habe alles in mich aufgesogen. Danke noch mal an Simone Angel!

Welche Zielgruppe möchtest du mit deiner Musik ansprechen? Beschreibe deinen eigenen Stil mit eigenen Worten.

Ich habe keine "Zielgruppe". Ich mache Musik in erster Linie für mich. Allerdings wird meine Musik schon stark durch meine Live-Acts inspiriert. Meine musikalische Entwicklung geht immer weiter. Ich bin da noch lange nicht am Ziel. Will ich auch gar nicht. Dabei kommt es immer vor, dass Leute, die meine älteren Sachen mögen, mit den Neuen nicht so klar kommen. Andere wiederum werden vielleicht gerade erst durch das jeweils neueste Release auf einen Aufmerksam. Es ist deshalb auch schwer meinen Stil wirklich zu Beschreiben. Er entwickelt sich halt immer weiter. Aber grundsätzlich mag ich Musik mit einem gewissen Drive. Auf jeden Fall mag ich auch sehr melodische Sachen. Dies versuche miteinander zu verbinden. Ich finde die absolute beste Umsetzung dieser beiden Sachen schafft die Band "Muse". Für mich ist das die beste Band der Welt.

Als einiger der wenigen Produzenten hast du dich nicht dem minimalen Hype untergeordnet. Besonders beim letzten Album „Changes“ spielten Vocals eine wichtigere Rolle als bei den Vorgängern. In deinem myspace-Profil steht, dass du Berlin bis Ende April monatlich für ein Wochenende verlassen hast und danach mit den Arbeiten für ein neues Album startest. Welche musikalischen Wege gehst du momentan? Was folgt nach der aktuellen Single „Damage“?

Ich war mit "Changes" über 1,5 Jahre auf Tour. In der Zeit habe ich jede Menge Ideen festgehalten. Ich war auch etwas verunsichert in welche Richtung es gehen soll. Schließlich hat Minimal die Clubmusik ganz schön verändert. Aber wenn ich live spiele, dann will ich einfach nur rocken. Da scheiß ich auf Minimal! Mit dieser Einstellung bin ich jetzt auch an die Albumproduktion gegangen. Es gibt schon einige moderne Elemente, aber insgesamt wird es ziemliches Techno-Album. Es wird auch wieder ein paar Vocal-Tracks geben, aber deutlich reduzierter als bei "Changes". Ich bin gerade in der Endphase mit Produktion, und das Album wird im Frühjahr 2009 erscheinen. Vorher wird es noch eine Single geben. Und dann geht´s wieder auf Tour!

Was waren die Gründe für den Wechsel vom Label Kanzleramt zu Different? Gibt es typische Arbeitsweisen beider Plattenfirmen und eventuell auffällige Unterschiede?

Beide Labels haben andere Strukturen, was jeweils Vor- und Nachteile hat. Ein Grund war auch, dass die Tracks von "Changes" nicht so zu Kanzleramt gepasst haben. Das Label hat schon einen gewissen Grundstil. Ich wollte damals aber mal etwas anderes probieren und meine eigene Richtung gehen. Dieser Entschluss viel wirklich nicht leicht. Kanzleramt ist ein gut aufgestelltes Indie-Label. Different dagegen hat eher Major-Strukturen. Dort bin ich ein Artist von vielen. Aber sie haben in allen wichtigen Ländern ein eigenes Büro, und können so natürlich ganz andere Arbeit leisten.

Als gebürtiger Greifswalder bist du bereits seit 1986 Berliner. Was verbindet dich mit der Hauptstadt?

Ich denke ohne Berlin wäre ich nicht in dem Umfang mit Techno in Berührung gekommen. Sehr wichtig für meine Entwicklung als Musiker waren die Plattenläden und die Clubs hier. Ich habe stundenlang im Hardwax die US-Platten durchgehört und sehr interessante Sachen gefunden. Mein absoluter Lieblings-Club war damals das Suicide, wo genau diese Musik gespielt wurde. Auch der Tresor Club war natürlich sehr wichtig für mich. Dort hatte ich meine ersten Auftrittsmöglichkeiten, und es war für ein paar Jahre quasi mein zweites Zuhause. Insgesamt ist Berlin einfach sehr lebendig was die Clubkultur und Möglichkeiten angeht. Ich liebe diese Stadt einfach!

Sicherlich ist dir bei Auftritten schon aufgefallen, dass mittlerweile viele DJs mit CDs oder Laptops arbeiten. Ebenso hält die digitale Technik seit Jahren Einzug in die Studios der Produzenten. Außerdem bietet das Internet viele Möglichkeiten für Musiker. Welche Meinung hast du zu den Entwicklungen?

Es ist schon eine wirklich sehr interessante Entwicklung, die auf jeden Fall jede Menge Vorteile hat. Als ich angefangen habe Musik zu machen hat es jede Menge Geld gekostet sich Equipment zu kaufen. Heute braucht man nur einen PC (den heutzutage sowieso fast jeder hat) und Software. Der Einstieg ist also viel leichter geworden, wodurch natürlich auch viel mehr Leute die Möglichkeit haben Musik zu machen. Bei mir hat sich auch der Großteil der Produktion in den Rechner verschoben. Ich finde es großartig einen Track speichern zu können, und wenn ich ihn dann irgendwann wieder öffne, dann sind alle Einstellungen exakt wie vorher. Dadurch kann man ganz anders arbeiten und einen Track auch einfach mal 1 Jahr liegen lassen. Ich habe auch gerade mein erstes digitales "DJ-Set" hinter mir. Das ist auch eine großartige Sache! Ich würde das wirklich gerne öfter machen.

Wie verbringst du die Zeit an freien Wochenenden? Welche Interessen stehen neben der Musik im Vordergrund?

Die Musik nimmt schon einen sehr großen Platz in meinem Leben ein. Also kommt auch schon mal vor, dass ich an einem freien Wochenende im Studio sitze. Ansonsten verbringe ich meine Zeit so wie jeder normale Mensch auch. Freunde, Kino, Konzerte, Bücher, etc...

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