Hinter dem Projekt Extrawelt verbergen sich Arne Schaffenhausen und Wayan Raabe aus Hamburg. Ursprünglich waren die beiden vor allem unter dem Projektnamen midimiliz bekannt, bis sich für einen Release auf James Holden´s Label Boarder Communtity für den neu entstandenen Sound einen Projektnamen benötigten. Extrawelt war geboren. Ähnlich kurzfristig entschied man sich auch für den Namen des 2005er Extrawelt-Stückes Soopertrack. Eigentlich nur als Arbeitstitel gedacht, kam der Name bei boarder community so gut an, dass sie ihn nicht mehr ändern „durften“. Auch Sven Väth war von Soopertrack derart angetan, dass er ihn für seine Mixcompilation sound of the sixth season lizenzieren ließ. Seine Begeisterung für das Stück blieb schließlich nicht ohne Folgen. Ein Jahr später, 2006 erschien Extrawelt´s Titelheld e.p. auf Sven Väth´s Label cocoon records. Zahlreiche Tracks und Remixe auf Traum Schallplatten, Giant Wheel, Different und Great Stuff Records folgten seither. Worauf die Fangemeinde allerdings sehnsüchtig gewartet hat, war ein Album der Beiden. Mit „Schöne Neue Extrawelt“, das am 15.10.2008 auf cocoon records erscheinen wird, kommen sie dem Begehren nun schließlich nach.
Der Titel eures Neuen Albums mutet in Verbindung mit einigen Tracknamen wie „Trümmerfeld“ und „ must attack“ fast etwas fatalistisch an. Ist da eine subtile politische Botschaft beabsichtigt, oder bezieht sich das ausschließlich auf eure Musik, die ja von ihrer fast schon brachialen Energie und den düsteren Momenten gleichermaßen lebt?
Das mit den Tracknamen ist bei uns immer so eine Sache. Meist ist es ein endloser Prozess, ein ständiges Hin und Her und dann kommt am Ende doch immer nur wirres Zeug dabei raus.. Zu allererst sind die Titel natürlich auf die Musik und auf die Stimmung der Tracks bezogen. Die Namen selbst tragen keine Botschaft in sich und schon gar keine fatalistische oder gar religiöse. Im besten Fall erzeugen sie ein Gefühl oder rufen eine Assoziation, eine Erinnerung hervor die dem jeweiligen Track entspricht. Eine Überschrift, ein Schlagwort für einen bestimmten Moment. Mit "Trümmerfeld" zB wird jeder wohl zuerst Krieg in Verbindung bringen, dennoch hat das Wort auch eine völlig wertfreie Ästhetik die uns anspricht. Ein Name der viele Assoziationen und Interpretationsmöglichkeiten zulässt, ohne dabei unangenehm bedeutungsschwanger zu sein. Auf die Musik bezogen steht "Trümmerfeld" eher für die Kapputheit oder Verzerrung einzelner Sounds die aber nicht zwangsläufig negativ oder aggressiv wirken muss, es kann auch eine schöne und ästhetische "Kapputheit" sein. "Schöne Neue Extrawelt" dagegen ist sicher auch eine subtile politische Aussage über den Wahnsinn der Gegenwart in all Ihren Facetten. Wir sind mittlerweile leider fast dort angelangt wo die Zukunftsvisionen der Bücher von Aldous Huxley oder auch George Orwell ansetzen. Zusätzlich ist der Albumname auch einfach ein sympathisches Wortspiel mit unserem Namen.
Euer Bookingkalender verschlägt euch seit geraumer Zeit über den gesamten Globus. Habt ihr euch für das Album extra eine Auszeit genommen, oder ist es nach und nach nebenher entstanden?
Die Auszeit hat sich leider unser Rechner samt Soundkarte genommen.. Angefangen für's Album zu produzieren und haben wir schon vor ca. zwei Jahren. Dadurch, dass wir viel live gespielt haben, hat es zwar etwas länger gedauert als gedacht aber wir hatten schon von Anfang an den Plan, mehr Tracks als nötig zu schreiben, um das Album am Ende aus einer möglichst grossen Auswahl an Stücken selektieren zu können. Zu unserem Glück haben wir von Cocoon keine Fristen gesetzt bekommen und auch was die Musik angeht, hat man uns völlig freie Hand gelassen. Dieses Jahr haben wir uns dann auch mal das ein oder andere Wochenende frei genommen, um alles konzentriert fertig zustellen.
Text & Interview: Matthias Speck