Nicht immer oder bei jedem, und schon gar nicht bei jeder Party oder in jedem Club, mag Licht eine große Rolle spielen. Beim Lichtkünstler Grobkorn sieht das anders aus, er lebt den Flash durch Licht und begeistert seit geraumer Zeit mit unterschiedlichsten Installationen. Da man seinen Namen inzwischen recht häufig auf den Flyern wahrnimmt, wollten wir ihn für euch über die Sache mit dem actiongeladenen Blinklichtern ausquetschen.
Interview: Peter Weißenborn
Grobkorn selbst gibt's jetzt seit fast 11 Jahren. Damals noch in anderen Konstellationen und mit anderen Zielsetzungen. Gegründet wurde unter diesem Namen ein Deko-Team, welches versuchte technoide und schwarze Veranstaltungen ein gewisses ETWAS zu verleihen. Ich probierte damals schon mit 3D-Programmen herum, kreierte kleine Filmchen und probierte mit Kameras verschiedene Feedbackgeschichten aus (Stichwort Ziny).
Auf einer unserer Parties war ein VJ gebucht. Dieser Arbeitete mit Oszilloskopien und Kameras und baute dort mit Hilfe eines Videomischpults neue Sequenzen zusammen. Ich war total geflasht. Er machte eigentlich so ziemlich das, was ich für mich allein zu Hause machte.
Ich hatte bis dato nie in Betracht gezogen, dass man das auch Live und vor allem vor Publikum machen kann. :) Also hab ich mich belesen. Das war recht schwierig, da es noch kein Internet gab. Also blieb mir nur das Ausprobieren.
Ich war schon immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Die gemeine 4 zu 3 Projektion hat mich noch nie gereizt. Vielmehr interessierte es mich, andere Medien mit einzubinden - auf ungewöhnliche Orte oder Materialien zu beamen. Auch war es mir nie wichtig, so viel wie möglich Ebenen einzublenden und den x-ten Effekt über meine Videos zu legen. Mehr als 2 Videos laufen bei mir eigentlich nie. Auch während einer Fläche mal kein Video zu zeigen, halte ich für sehr spannend, wenn der LJ mitspielt.
Eigentlich geht's immer darum, etwas zu schaffen, womit der Gast nicht in erster Linie mit rechnet. Der Überraschungseffekt, dass auf einmal ein Video auf Sachen erscheint, womit vorher niemand rechnete ist für mich allemal interessanter, als den ganzen Abend auf eine normale Leinwand zu projizieren.
Leuchtkultur habe ich vor ungefähr 3 Jahren gegründet. Ich wollte meine Visuals durch LED-Technik erweitern. Ich hatte verschiedene Ideen, aber konnte sie alleine nicht umsetzen. Glücklicherweise traf ich Thomas Sebastian und fand in ihm den idealen Wegbegleiter. Wir beide schwammen auf der gleichen Wellenlänge und hatten ähnlich verrückte Ideen. Und er konnte einfach besser mit dem Lötkolben umgehen.
Leuchtkultur stand von nun an für LED Basteleien von uns beiden.
Im gleichen Zeitraum gründete ich die "Kleine Stromkunstausstellung". Ziel war es, mit verschiedenen Medienkünstlern eine Ausstellung an ungewöhnlichen Orten stattfinden zu lassen. Die Ausstellungen gingen meist nur ein paar Stunden und hatten meist ein übergeordnetes Thema. Die beiden Highlights waren "Visuals Big Bang" und "Nice To See..". Beim ersten rotierten 7 VJs eine Nacht lang durch 6 Clubs in Leipzig. Nach etwa einer Dreiviertel Stunde tauschten die Künstler ihre "Arbeitsplätze".
„Nice To See“ sollte neue Wege gehen. Wir besorgten uns ein Notstromaggregat und fuhren mit diesem und Laptop, Beamer und Lichttechnik durch die Stadt und projizierten Bilder auf Häuserwände - z.T. auch aus dem fahrendem Auto heraus. Die Strecke, Orte und die Bilder die wir projizieren wurde rein spontan entschieden. Wollte jemand der Ausstellung folgen, so konnte er via Telefon erfahren, wo wir gerade sind - oder uns einfach via Auto oder Fahrrad folgen. Die Visuals passten sich immer der Architektur der Gebäude an und entsprachen der jeweiligen Örtlichen Begebenheiten.
Im Oktober, im übrigen, geht die Stromkunstausstellung in die 10. Runde.
Zudem hat man mit LED nahezu alle Möglichkeiten. Die Ansteuerung ist handelbar die Elemente haben keine Hitzeentwicklung und arbeiten im 12V / 24V Bereich. Das macht es im Bühneneinsatz sehr flexibel. Auch baue ich die Elemente so modular, dass sie jederzeit kombiniert und in anderer Form eingesetzt werden können.
Bei all den Bastelarbeiten, Planungen und Reisen, hast du da überhaupt noch Zeit für das eigentliche Partyding?
Ja, definitiv. Gut, ich bin auch mal froh, ein Wochenende frei zu haben - merke dann aber relativ schnell, dass ich etwas hibbelig werde und eigentlich los will. Auch unter der Woche bin ich viel unterwegs. Zum einen, weil viele Freunde nun auch in der Veranstaltungsbranche tätig sind und Wochenends selber arbeiten müssen, zum anderen, um einfach am Puls der Zeit zu bleiben.
Das "Partyding" habe ich aber auch während meiner Gigs. Oft stelle ich mich mitten auf die Tanzfläche und betrachte meine Installationen so, wie der Gast es sieht. Sauge Musik und Stimmung auf, um sie in neue Clips einfliessen zu lassen. Somit erlebe ich immer hautnah das Partyfeeling, was mir auch sehr wichtig ist.