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Marek Hemmann

Titelmotiv - Marek Hemmann
Marek Hemmann

Freude am Tüfteln

Marek Hemmann und Mathias Kaden sind zusammen Hemmann & Kaden. Und irgendwann einmal sichern die beiden den Wighnomy Brothers vielleicht die Rente. Zumindest war es ein sehr kluger Schritt der Jenaer Wodkabrothers, im Sommer 2003 die erste Scheibe der Youngsters aus Gera zu releasen: Die „Guten Tag EP“ - ein reduziert klopfendes Stück Minimalhousetechno und perfekt zur Neuorientierung im Hause Freude am Tanzen passend. Hier nämlich hatte man sich vorgenommen, demnächst die Minimalbastion Thüringens zu errichten; mit viel Frickel, Humor und Moskovskaya den Leuten da draußen zu zeigen, was eine Harke ist. Die weitere Geschichte liest sich wie folgt: „2 zu 1“ (FAT 18) erscheint Anfang 2004, „Vaganza“ (FAT 21) Anfang 2005. Erste Lizenzierungsanfragen und Remixaufträge folgen. Kein wahnsinnig hoher Output, aber jedes Stück, das releast wird, steigert die Spannung auf das, was folgen mag.

Wenn man sich damit beschäftigt, wer welchen Anteil und Einfluss auf das gemeinsame Projekt Hemmann & Kaden nimmt, dann ergibt sich nicht - wie häufig andernorts zu beobachten - das Bild eines DJs, der sich vom fähigen Computernerd produzieren lässt, sondern eine Symbiose aus zweien, die sich getroffen haben und auf Anhieb merkten, das da was zusammenpasst.

Marek Hemmann bekam das musikalische Interesse bereits in die Wiege gelegt und wusste schon immer, dass Musik sein Ziel sein würde: „In einer anderen Zeit wäre ich vielleicht Schlagzeuger geworden. Ich habe auch mal Gitarre gespielt und hätte genauso gut auch in diese Richtung gehen können.“ Doch da gab es diese WG-Genossen, die ihn permanent auf Parties schleiften. Ein Freund besaß Plattenspieler und Vinyl, bei ihm probierte sich Marek als DJ aus, merkte jedoch schnell, dass dies seinen Ansprüchen nicht gerecht werden würde. So kaufte er sich einen alten Sampler und fing Stück für Stück an, sich die Technik anzueignen: „Selbst Musik zu machen ist für mich einfach interessanter als Auflegen.“

Dann traf er Mathias und man bemerkte, dass man recht ähnliche Soundvorstellungen teilte. „Für Mathias war das Deejaying allein nicht mehr befriedigend. Ich dagegen bin schon immer der Techniker gewesen, hab schon immer Musik gemacht, auch live.“ So entstanden erste gemeinsame Produktionen, die jedoch noch nicht konkret auf das Ziel Freude am Tanzen ausgerichtet waren. Als die beiden allerdings ihre erste Demo-CD in Jena abgaben, war man dort sofort Feuer und Flamme. Und ist es heute umso mehr, schließlich haben Hemmann & Kaden auch hörbar beeindruckende Fortschritte gemacht: „Mathias hat im Laufe der Zeit viel gelernt, aber wir haben uns vor allem gemeinsam weiterentwickelt.“ Von zentraler Bedeutung für Sounddesign und Arrangement ist dabei gerade die Kombination aus Techniktüftler (Marek) und erfahrenem DJ (Mathias). Diese fruchtbare Symbiose ist es auch, die für beide trotz in Aussicht stehender Soloprojekte stets absolute Priorität genießen wird, ebenso wie Freude am Tanzen als musikalische Heimat: „Besser hätte es für uns nicht kommen können.“

Als geradezu ideal kann man auch die „Arbeitsteilung“ in Liveact (Marek) und DJ (Mathias) bezeichnen, schließlich nutzt Marek die Möglichkeit der Livemusik explizit als Test - aktuelle Releases wird man in seinen Sets vergeblich suchen. Stattdessen spielt er ausschließlich Sachen, die noch nicht für eine eventuelle Veröffentlichung arrangiert sind. So klingt sein Liveact auch jedes Mal anders, zwar nie komplett, aber ständiger Veränderung unterworfen. „Zweimal dasselbe würde mich sofort langweilen. Wenn ich neue Sachen einarbeite, kommt es zwar nicht zur totalen Umstellung, aber es kann schon mal einen Bruch von etwa 50 Prozent geben.“

Nun kommt in jedem Interview mit einem aufstrebenden Künstler irgendwann der heikle Punkt, die Frage nach dem Debütalbum. Marek und Mathias jedoch sehen die Sache noch völlig gelassen: „Sicherlich wird es in naher Zukunft ein Album von uns beiden geben. Wann und wie ist momentan noch völlig unklar. Der Zeitpunkt für so etwas ist einfach noch nicht da, aber er wird kommen. Von der Fülle des Materials her wäre es sicher kein Problem, morgen ein Album zu releasen. Aber so wollen wir das natürlich nicht.“

Derzeit stehen vor allem erst einmal die Releasetermine für die ersten Remixarbeiten vor der Tür: Anja Schneiders „Creaky Thoughts“ auf Pias und der „Bassboxer Remix“ für Shira Kura auf Boxer. Und wenn man die so hört, dann merkt man, wie die Spannung wieder ein wenig gestiegen ist…

Text & Interview: Steffen Bennemann - Februar 2005

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