DJ Rush der im Bürgerlichen auf den Namen Isaiah Major hört und aus Chicago stammt, releaste seine erste Platte 1991 auf Trax Records ("Knee' Deep"), was ihm schnell über die Grenzen bekannt werden ließ. Durch zeitweilige Aufenthalte in London und Berlin, dauerte es auch nicht lange, dass er auf dem Europäischen Festland Fuß fasste und u.a. auf Force Inc. und Djax Up veröffentlichte. Mit ""motherfuckung bass" (1998) kam der große Durchbruch. Mittlerweile war er bester internationaler DJ des Jahres im Groove Leserpoll und seine Touren durch die Lande stets übervoll. Zeit ihm ein paar - teils überfällige - Fragen zu stellen.
Interview: Jennifer Lüders
Du bist bekannt für schnellen harten Techno, aber eine heimliche Leidenschaft ist Disco House. Das ist sehr gegensätzlich?! Wann und Warum hast du dich dazu entschieden vorrangig den harten Stuff zu spielen und sind die Leute irritiert, wenn die im Club die andere Seite von Rush präsentiert bekommen?
Isaiah: Ich liebe verschiedene Stile von Musik. Jeder Style hat eine Bedeutung für mich. Ich wuchs auf mit Disco Music. Allein die Melodien und live Instrumente, mit den lieblichen Vocals über Liebe und das Glücklichsein, erwärmte mein Herz und gab mir eine Gänsehaut, über den ganzen Körper… Ich wollte aber auch andere Styles mitbegründen und das ist, was mich zu z.B auch zu dem schnellen harten Sound führte. Ich denke die meisten akzeptieren meine Disko Seite, solange ich nicht versuche, sie die ganze/jede Nacht anzubringen. Ich tendiere dazu, immer eine oder zwei Tracks davon mit einzubringen beim Djing. Es gibt der Party eine interessanteres Vibe und Gefühl. es ändert das Tempo ein wenig…
Im April 2006, gibts einige neue Dj Rush Releases. Eins ist platziert auf Miss Djax’ s Label: djax - up - beats. Wo habt ihr euch das erste Mal getroffen und wie kam es zu der Kooperation?
Isaiah: Hmmmmm, eigentlich haben wir uns über einen guten Freund von mir kennengelernt (R.I.P) Amando aus Chicago. Sie interessierte sich Anfang der 90’ger sehr für den Chicagoer Sound und wußte was ich in Chicago so produzierte. Ich schickte ihr ein paar Platten und eines Tages trafen wir uns in Europa. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wo das genau war…
Die Scheibe wird Pussy Popin heißen?! Was sagt uns das?
Isaiah: Ha Ha Ha... Es ist eine Art tanzen, wie Girls es auf dem Dancefloor tun. Ursprünglich kommt es vom Strippen, wenn ein Mädchen mit den Beinen nach innen und außen wackelt, während sie sich dem Boden nähert, um dann den Körper auf und ab zu bewegen, was als popin bezeichnet wird. „ but at the moment you can pop that pussy in different ways..” (darauf folgendes zt.) Es klingt nasty und das es kann es auch, aber sexy nasty eben. “…, so girls pop whats between your legs...” (weiteres df zt.)
Es scheint als gäbe es immer weniger Releases von dir, als noch vor einigen jahren. Hast du weniger Zeit zum produzieren?
Isaiah: Lustig das du das fragst… Damals haben so viele Labels meine Musik zur gleichen Zeit vermarktet und sie herausgebracht. Die meisten dachten, Rush ist angesagt im Moment, also lasst es uns rausbringen. Manchmal gab es zwei oder drei Releases gleichzeitig… Manche der Sachen von mir waren dabei schon sehr alt oder neuaufgelegt oder Remixe, nur eben für ein anderes Unternehmen nen Hit zu landen oder zwei… Ich produziere immer, nur veruche ich nicht es rauszubringen…
Was geschah nach deinem riesen Erfolg mit “muthafucking bass”? Hast du dich unter Druck gesetzt gefühlt beim produzieren der darauffolgenden Tracks?
Isaiah: Muthafucking Bass war kein Track um veröffentlicht zu werden. Ich produzierte ihn in meiner kleinen Wohnung in Chiago 1994 spaßeshalber… Es geschah, als ich eines meiner Tapes zu einem Label schickte, welches ich mittlerweile so sehr hasse, bei dem der Track am Ende dessen noch drauf war, weil ich vergaß ihn zu löschen. Der Typ hörte ihn und sagte: „OOO, lass uns den bitte unbedingt rausbringen!“. Anfangs wollte ich das nicht, entschied aber später, ok, lass es uns machen. Ich dachte nur, oh mein Gott, was hab ich getan. Aber, der Song wurde ein großer Erfolg… Ich fühle mich niemals unter Druck gesetzt Musik zu produzieren, weil ich Musik mache, weil ich Spaß daran habe und nicht für Geld und Erfolg… Wenn ich also einen Hit produziere ist das cool, wenn nicht, ist’s auch cool, weil ich ja Spaß am produzieren habe. Wenn es beim produzieren um’s Geld ginge, würde mehr Musik produzieren die eher Mainstream ist…
Machst du gern Remixe?
Isaiah: Remixe zu machen kann echt Cool sein. Es gibt dir die Chance den Stuff von jemand anderen zu überarbeiten, aber einen guten Song mit dem besonderen wooooow zu remixen kann mich wirklich verrückt machen… Ich höre so viele Songs und Tracks, die ich wahnsinnig gerne Remixen würde, aber das wird niemals geschehen, weil ich nicht, wie man so schön sagt in die Mainstream Pop Schublade geschoben werden möchte. Also bleibt das außen vor.
Wie kamst du auf die Idee ein Video, von einem deiner Gigs zu veröffentlichen? (DVD: Dj Rush - live at Palazzo Airbase)
Isaiah: Um ehrlich zu sein, es war die Idee von Freunden von mir, welche auch gleichzeitig die Besitzer des Clubs Palazzo (R.I.P) waren. „Warum nicht!?”, antwortete ich als sie mich fragten. So kann ich Leuten auf der ganzen Welt ein Stück von dem geben, was Rush in anderen Ländern tut. Ich denke viele Leute sehen gern was so geht… Also haben wir uns zusammengetan und diese erfolgreiche DVD gemacht. Ich bin schon stolz darauf, aber die nächste DVD wird besser…
Wie denkst du über die Entwicklung electronischer Musik? All der minimal flickering Sound von z.b. Luciano, Pascal FEOS usw.?
Isaiah: Ich hatte noch keine Gelegenheit zu hören, was so gesagt als neuer Fab (minimal) bezeichnet wird. Ich hörte was, aber erkenne die Unterschiede nicht ganz… Ich bin froh das es so viel Output in der Musik gibt aus dem man sich etwas aussuchen kann. Genau aus diesem Grund wächst die Club Cultur stets und ständig. Würde es nur einen Style von Musik geben, würde die gesamte Musik Szene sterben… Würden die Leute kein Verständnis für die vielen verschiedenen Richtungen haben, würde es keine Szene geben. Techno (hard, soft, minimal, energy) unterstützt sich gegenseitig... Wenn ich müde bin vom schnellen Style bevorzuge ich softere Sachen und höre sie dann auch (wie du siehst habe ich nun die Möglichkeit etwas anderes zu hören), das gleiche mit langsamen Beats. Das macht einen auf Dauer müde und man möchte etwas hören mit Dampf und Energie. Dann kommst du zu mir oder anderen Artists die pure Energie spielen. Die Styles brauchen einander. Viele Leute sind Dumm und nicht offen für andere Dinge. Sie reden dann meißt Shit über die „anderen“ Musik Stile… Hört auf eure Zeit damit zu verschwenden…
Ich hörte eine Story über dich, wo du jemandem in einem Club von deiner neusten liebsten Scheibe aus Deutschland erzähltest. du sagtest zu ihm: “its from germany, it’s called: unverkäufliches muster (promo).” erinnerst du dich an solch eine Geschichte oder hat sich das jemand ausgedacht um sich auf deine Kosten einen Scherz zu erlauben?
Isaiah: Sorry but this question I don’t understand, one of my favorite slice from Germany hmmmmmm sorry...
Hans Nieswand beschreibt in seinem Buch “Dj Tage, Dj Nächte” (plus minus acht) viele kuriose und verrückte Dinge, die einem Dj beim Clubbbing über Jahre hinweg so passieren, wie zB beim Auflegen eine Getränkebestellung zu bekommen von einem Gast, der einen anscheinend für die Bar hält. An was erinnerst du dich, worüber du rückblickend noch immer schmunzeln musst?
Isaiah: Ich kann dir sagen, ich hab da ein paar Geschichten, aber bei einigen würde ich es nicht wagen davon zu erzählen, bis ich mich dazu entschließe, selbst mal ein Buch zu schreiben. Aber einmal, da kam ein Junge zu mir, und befragte mich zu politischen Sachen, wie z.B. 911 oder Bush (Ich kann den Mann nicht ausstehen) als ich gerade auflegte. Ich sagte zu ihm, „entschuldige, ich lege gerade auf.“ und er wartete und wartete und fing an seine Fragen ins Handy einzutippen und mir diese zu zeigen, ohne darüber nachzudenken, dass das eventuell stören könnte. Als ich fertig war wartete er noch immer um mit mir darüber zu reden. Ich hab mich dann schnell ins Backstage verzogen um vom Gig etwas auszuruhen. (Nach meinem Gig brauche ich das Chillen ein paar Minuten und ich wünschte ich könnte das erledigen, bevor ich anfange Party zu machen). Als ich wieder rauskam um zur Bar zu gehen und ein paar Freunde und Fans zum Small Talk zu treffen, kam er wieder zu mir und fing wieder an mit seinem shit. Er fragte mich unsinniges Zeug bis ich zu ihm sagte, er solle doch bitte die Party und die Leute genießen. Es gibt sicherlich Zeit und Ort für solche Gespräche aber dieser doch nicht. Er nannte mich dann einen typischen Amerikaner, der sich nicht darum schert was in der Welt passiert und blah blah blah....
“When I go record shopping I hear so much stuff that doesn't have any soul or energy.” (Zitat Dj Rush) Wo kaufst du Platten und denkst du es wurde und wird schlimmer über die Jahre gesehen?
Isaiah: Ich kaufe in Berlin - Space Hall. Ich liebe es dort. Die wissen was ich mag, auch wenn’s um house, soul music oder sound tracks geht. Sie suchen mir das richtige zusammen... Ich höre viel Zeug, das mir nicht gefällt, aber ich gebe nicht auf. Ich suche weiter und weiter und wenn ich mal einen schlechten Tag habe, dann sage ich mir, na gut… habe ich eben mehr Geld übrig für den anschließenden Klamottenkauf oder lade mich selbst und ein paar Freunde zu einem netten Essen ein…
Wie stehts mit einem live set – drum machine, laptop etc.?
Isaiah: Ich spiele Live, aber nicht mit lap tops. Das ist nicht Live, in meinen Augen… Wenn ich live spiele, ist es eine Show. Tänzer, Vocals, Kostümen und einer Ladung Drum Machines… Es gibt keinen Moment an dem man wegschaut, wie man es tun würde wenn einem etwas fehlt… Man könnte sagen, ich spiele hmmmmmmm, vielleicht 3 oder 4 mal im Jahr live. Es ist etwas ganz besonderes und nicht so oft. Das ist gut so…
In meinen Augen ist deine Website www.djrush.net sehr Fan-freundlich. Wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen Fan’s?
Isaiah: Im all about my fans.... Meine Website enthält viele Informationen für Leute, die die Musik mögen und mehr über mich und was so los ist erfahren wollen… Ich versuche den Menschen die mich unterstützen nah zu bleiben. Sie sind das Rückrad, welche den Namen Rush am Leben erhalten...
Vielleicht ist dir aufgefallen das ich kein Gästebuch habe. Der Grund dafür sind blöde Kommentare von Leuten die meine Musik hassen und meine Fans respektlos gegenüberstehen. Das ist unfair gegenüber den Leuten die meine Website gerne besuchen. Deshalb entschloss ich mich, eine Seite zu machen mit ausschließlich realitätsnahen Informationen, für die PURE ENERGY KIDS (party people).
Ich las in einem Forum über elektronische Musik, dass viele deiner Fan’s dich dieses jahr auf dem Sonnmondsterne Festival vermissen werden. Magst du Open Air’s und Festivals? Bist du einer der wild Camper?
Isaiah: Hey, darüber bin auch ich traurig. Ich liebe den Osten! Ich sagte einst, es war wegen dem Osten, das ich diesen Major Rush style/PURE ENERGY spiele... Der Osten gab mir diesen Namen… Es ist wirklich traurig wenn man Probleme mit blah blah hat. Nichts großes, aber ich bekomme gern den selben Respekt entgegengebracht, den ich auch anderen gegenüber bringe. Deshalb fühle ich mich nicht dazu hingezogen dieses Jahr auf der SMS zu spielen… Ich werde all die schreienden Fans vermissen, sowie die Herzlichkeit auf dem Dancefloor. Sie wissen, es ist nicht weil ich müde bin von ihnen. Sie wissen das ich sie liebe und es genieße für sie zu spielen. Denk daran, 1 Festival stoppt nicht meine Show. Ich komme wieder in den Osten, was auch immer passieren wird… SMILE.........
Vermisst du deine Heimat Chicago? Wo lebst du derzeit und wie stehts um das Thema Familie? Eigene Kinder? Eigene Familie?
Isaiah: Es gibt viele Dinge die ich an meinem Zuhause vermisse. Ich vermisse die immer lächelnden Leute auf den Straßen, in Restaurants und Bars Spaß zu haben. Ich vermisse die Disco Partys und House Music. Ich vermisse meine Wohnung am Fluß und durch die Stadt zu fahren und all die Möglichkeiten, wir haben 24h Shops… Ich vermisse das Fernsehprogramm und die neuen Filme, die jede Woche erscheinen. Am meisten vermisse ich meine Familie, Mutter und klein Niece. Das gute ist, ich fahre drei mal im Jahr nach Hause und die Zeit die wir dann miteinander verbringen ist so schön und froh… Das tut mir und Ihnen gut. Ich lebe derzeit in Deutschland, aber bald wieder in Holland. Es ist Zeit für neue Energie, andere Dinge zu sehen und einen anderen way of life... Kinder? Ha ha ha, im Moment nicht. Ich liebe Kinder wie verrückt. Ich habe zwei Kinder. Es sind nicht wirklich meine, aber sie nennen mich Daddy. Einer meiner Söhne lebt in Magdeburg. Ich helfe ihm bei seinen Hausaufgaben und treffe mich mit seiner Familie. Er ist für mich wie ein richtiger Sohn. Der andere lebt in der Nähe von Düsseldorf…Ich habe godchildrens, ein kleines in Austria, Australia, USA, England... das ist genug für mich im Moment…
Was sind deine Zukunftspläne? Rock’n roll forever?
Isaiah: Das Leben genießen und sich um die, um mich herum kümmern, bis zum ende… “keep enjoying life and take care of those around me, until the end has come..”