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Martin Eyerer - Interview

Titelmotiv -

Was wird man wohl finden wenn man nach Martin Eyerer sucht?? Man wird wohl erstmal auf mehrere Vertriebe treffen und dutzende Artists.

Denn Martin, der schon seit über 18 Jahren als Dj quer durch ganz Europa unterwegs ist, kann schon auf über 60 Releases auf den angesagtesten Labels zurückblicken. Seine Produktionen werden weltweit von namhaften Djs gespielt er hatte schon unzählige Charterfolge, darunter auch ein Gold Album in UK, Southafrika und Australien. Als Remixer arbeitet er u.a. für Kosheen, Snap, Simply Red oder Deelite. Die letzten 5 Jahre war Martin bei Ministry Of Sound unter Vertrag, wo er immer noch unter dem Pseudonym "Royal Flash" auf deren elektronischem Label "Voidcom" releast.

2006 kam Martin Eyerer mit einigen Veröffentlichungen, die international für Aufsehen gesorgt haben. Unter anderem erschienen Platten bei Labels wie Royal Flush/France, Ministry Of Sound/Australia, Vendetta/Spain oder Great Stuff rec die von Artists wie Chloe, John Acquaviva, Erick Morillo, David Guetta, Huntemann, Tony H, Tomas Andersson,Freeform 5, The Hacker, Soul of Man oder Dj Fex gespielt werden. Darüber hinaus zählt er als Label Owner von "Session Deluxe" und "Kling Klong" zu den wichtigsten und beschäftigsten Männern in der nationalen und internationalen Musikwelt.

Mittlerweile gilt "Kling Klong" als eines der beliebtesten Labels im Genre Minimal Techhouse, denn kaum ein anderes Label ist so nah dran am aktuellen Sound und seinen Künstlern. Mit welcher Intension hast du das Label „Kling Klong“ gegründet? Hast du nach neuen Herausforderungen nach „Session Deluxe“, deinem ersten Label, gesucht?
Also nach neuen Herausforderungen nicht unbedingt, sondern ich wollte eher noch ein etwas anderes Soundspektrum anbieten. Kling Klong ist im Gegensatz zu Session Deluxe etwas mehr nach vorne und techhousiger orientiert. Hinzu kam, dass ich zu dem Zeitpunkt das Angebot von Great Stuff records hatte, ein Label gemeinsam zu machen. Da ich mit denen eh schon sehr eng arbeite und die auch einen spitzen job machen, hab ich denen die Idee von Kling Klong, die ich schon ne Weile im Kopf hatte vorgeschlagen und wir haben direkt mit der Wicked Line los gelegt. Interessant hierbei war für mich auch, dass ich durch meine guten Kontakte zu Word And Sound Kling Klong dort vertreiben konnte und es Vorteile hat, mit zwei verschiedenen Vertrieben zu arbeiten.

Deine Radiosendung auf Deutschlands beliebtestem Dancesender Sunshine live läuft jeden Sonntag von 18 – 20 Uhr. Was willst du den geneigten Hörern vermitteln?
Also grundsätzlich mal einfach gute Clubmusik! Außerdem finde ich es sehr spannend, nicht einfach nur irgendwelche sets von Gästen in den CD Player zu schieben, sondern die im Sender vor Ort zu haben, um auch ein Interview zu machen. Ist ja doch ein anderes Feeling, wenn da jemand live steht und man etwas mehr über die Hintergründe erfährt.

Ich habe in deiner Sendung noch nie einen ostdeutschen Künstler gehört?!
Es ist immer nicht so einfach, Sonntag Abends die Leute nach Mannheim zu bekommen. Ich bin also darauf angewiesen, dass die sowieso in Süddeutschland sind. Bis jetzt hat sich das leider nicht ergeben. Mit Matthias Tanzmann hätte es fast mal geklappt, hat aber dann leider doch nicht hingehauen. Hat also gar nichts mit Ost/West zu tun.

Du bist ein absoluter Allrounder wo sich bei mir die Frage auftut: Was ist Martins Lieblingsjob? DJ, Producer oder Moderator?
Das hängt alles irgendwie zusammen und macht mir auch zu gegebener Zeit sehr Spaß. Ansonsten könnte ich das glaube ich gar nicht machen. Ich habe nach 20 Jahren immer noch sehr sehr Lust, aufzulegen und bin aber gleichzeitig am Liebsten im Studio. Also bis jetzt hält sich das die Waage. Wenn es sich mal ändern sollte, dann werde ich auch bestimmt die Prioritäten verschieben.

Auch in westlichen Gefilden Deutschlands hat sich der übliche Techno von stricktem Schranz-Gepolter hin zu oftmals sehr minimalen Klängen entwickelt. Selbst von einem Chris Liebing höre ich mittlerweile Minimaltechno? Wie hast du diese Entwicklung beobachtet?
Und ich dachte eigentlich immer, im Osten läuft der härtere Sound :-). Ne Spaß beiseite, das Minimal Ding ist eben gerade die Clubmusik, die alle mehr oder weniger unter einen Nenner bringt. Wobei das zum Einen ja schon wieder überhypt ist und sich nach meinem Gefühl auch wieder ändert und zum Anderen viel Musik als Minimal bezeichnet wird, die es evtl gar nicht ist. Ich persönlich finde Stillstand jedenfalls am schlimmsten, es gibt ja Produzenten und Djs, die sich jahrelang keinen Zentimeter weiter entwickeln. Extrem aufgefallen ist mir das im Trance Bereich. Ist doch langweilig!

Jahrelang warst du bei Ministry of Sound unter Vertrag und wurdest dort schnell mit Trance und Progressive House in Verbindung gebracht. Nun erhalten wir öfters Releases auf „Great Stuff“, „Trapez“ oder „Kickboxer“. Hast du dich vom bekanntesten englischen Label gelöst?
Ja das hat sich irgendwie hartnäckig gehalten. Tatsächlich ist mein letzter Release - auf deren Label Voidcom - schon fast 3 Jahre her. In dieser Zeit hat sich bei mir persönlich sehr viel getan. Früher hatte ich meine eigenen Sachen mit Oliver Laib produziert und ich selbst hatte gar kein richtiges Studio. Erst als ich 2001 angefangen habe, intensiv mich darum zu kümmern zu lernen und mir ein Studio aufzubauen, konnte sich mein Sound auch entwickeln. Gleichzeitig habe ich mich als Dj auf frühere Zeiten besonnen - soll heißen, ich wollte wieder in kleinen undergroundigen Clubs spielen und den Spaß am Auflegen zurück haben. Da hatte ich mich einfach schnell sehr weit von dem entfernt, was MOS macht.

All deine letzten Releases entstanden in Zusammenarbeit mit anderen renommierten Künstlern wie Oliver Koletzki, Namito oder Oliver Klein aktuell auf MBF. Arbeitest du mittlerweile lieber nach der Divise 1+1 ergibt 2?
Das stimmt, es sind schon sehr viele Kooperationen entstanden. Die Künstler sind alles Freunde von mir und es macht wahnsinnig Spaß, sich im Studio auszutauschen. Jeder bringt ja seinen eigenen Kreativ Input mit und so entsteht immer etwas Neues. Außerdem arbeite ich viel schneller, wenn jemand bei mir ist. Da derjenige sich ja einen Flug hierher gebucht hat und meistens nur 2 oder 3 Tage hier ist, setzt einen das unter Druck, zum Ergebnis zu kommen. Bei meinen eigenen Sachen ist das ganz anders, da lasse ich mir manchmal sehr viel Zeit und kann mich gar nicht so schnell entscheiden, welche Sounds jetzt am Besten sind. Nichts desto trotz kommen natürlich auch jede Menge eigene Releases und vor Allem Remixes raus. Aktuell in Frankreich auf Missive eine Eyerer Single, demnächst eine weitere auf MBF und an einem Martin Eyerer Album arbeite ich auch gerade.

Wen dürfen deine treuen Fans eigentlich demnächst neben dem Namen Eyerer auf einer 12inch lesen?
Aktuell kommt im Januar auf Trapez eine single heraus, die ich mit Gui Boratto zusammen produziert habe, im Februar auf Kickboxer dann die nächste Martin Eyerer & Toni Rios und im März die follow up zur letzten Eyerer vs Koletzki auf Kling Klong.

Text & Interview: Christian Tschöke

related link: www.martineyerer.de