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Mathias Schaffhäuser - die "Ware" Lebensfreude - Interview

Titelmotiv -

Bekannt geworden durch sein erstes Release auf John Acquavivas House-Sublabel Definitive Records ist Mathias Schaffhäuser nun schon seit mehr als 10 Jahren in der Szene aktiv. 1997 gründete er sein eigenes Label Ware, welches bis heute Bestand hat und schon so einige sehr erfolgreiche Releases verbuchen konnte. Mit seinem aktuellen Release auf Lebensfreude beweist Mathias ein weiteres mal, dass er den Puls der Zeit mit seinen Produktionen stets erkennt, umsetzt und auslebt. Mit seinen Remixen durchstreift er viele Musikgenres und war bereits für Künstler wie Goldfrapp oder auch Steve Bug im Einsatz.

Dein aktuelles Release auf „Lebensfreude“ klingt reduzierter, um nicht zu sagen minimaler als Deine bisherigen Releases?
Mmmh, das sehe ich nicht so. Vielleicht minimaler als die meisten Tracks auf meinem Album "Coincidance", aber wenn du mein aktuelles Album "Re:2" nimmst oder ältere Sachen von mir, dann wirst du da mindestens genauso reduzierte Stücke finden. Ich habe gerade meine erste Ware wiederentdeckt, die passt super in aktuelle Minimal-Sets mit leicht trancigem Appeal.

Produzierst Du regelmäßig? Wie ist die Relation von Deinem Output zu dem was letztendlich Released wird?
Ehrlich gesagt bringe ich alles heraus, was ich produziere, ich habe keine Tracks auf Halde. Dein sehr erfolgreicher Track „Coincidance“ wurde von Anders Trentemöller geremixt.

Das war für Dich als Künstler sicher eine tolle Sache! Hast Du Anders direkt angeschrieben und gefragt oder lief das über Agenturen und eher den bürokratischen Weg?
Nein, alles lief ganz persönlich. Ich hatte das Glück, ihn noch vor seinem Durchstarten, vor dem Hype, für mich entdeckt zu haben, deshalb lief alles ganz easy ab. 2 Monate später hätte ich vermutlich keine Chance mehr gehabt.

Seit 1997 gibt es Dein Label „WARE“ nun schon. Du hast vermutlich alle Höhen und Tiefen des Labelbusiness durchgemacht. Wie siehst Du die zukünftige Entwicklung Deines Labels?
Das ist ein schwieriges Thema. Der Markt ist sooo voll, und die Kaufkraft und das allgemeine Interesse an Techno haben ja nicht gerade zugenommen, also verkaufen sich nur die neuen heißen Sachen und die ganz großen Namen. Das ganze ehemals gesunde Mittelfeld hat's dagegen sehr sehr schwer, von daher traue ich mich auch nicht an Prognosen 'ran. Auf jeden Fall geht es ab Juni mit Ware weiter, da erscheint eine neue Ziggy-Kinder-Maxi, und im September dann eine neue von Jin Choi. Von mir ist auch etwas in der Mache, wird dann wohl im Oktober oder November kommen.

Als Labelinhaber steht für Dich vermutlich das Vinyl als Medium im Vordergund. Gibt es Labels oder Künstler deren Platten Du, man könnte sagen, blind kaufst, also ohne vorher reingehört zu haben?
Ehrlich gesagt nein. Ich bin großer Fan von Vakant z.B., aber auch da gibt's natürlich Platten, die ich nicht ganz so mag. Das ist bei denen allerdings wirklich selten.

„Purismus saugt, Schubladen gehören in Muttis Abstellkammer.“ Was verbirgt sich hinter dieser Aussage in Hinsicht auf Deine DJ Set’s?
Na ja, ich kann einfach nicht 2 oder 3 Stunden einen Sound auflegen, einfach weil ich ihn auch nicht hören wollte als Gast. Das wird mir dann einfach zu langweilig, deshalb gibt's in meinen Sets viel Entwicklung, viel auf und ab, Bögen und manchmal auch Brüche. Extrem ist das allerdings auch wieder nicht, ich spiele keine Drum'n'Bass-Platten in meinen Sets... ;-) Hab ich früher allerdings versucht, so 1996/97, da gings von Minimal bis Electro und wüstem Gekloppe. Ging ne kurze Zeit gut, aber dann zogen sich die Fraktionen wieder in ihre Nischen zurück und ein solches Auflegekonzept war nicht mehr an den Mann zu bringen. Heute bemühe ich mich eben, eine interessante Reise zu kreieren.

Auf „MultiColor“ erschien im Januar diesen Jahres eine "Schaffhäuserische Neuinterpretation" ausgewählter Tracks von Pan Pot, Dapayk&Padberg und Good Groove. Enstand dies aus Eigenintiative und Lust am Remixen?
Also die 3 erwähnten Tracks sind tatsächlich aus Eigeninitiative entstanden, sind also keine Auftragsarbeiten, sondern ich hatte die Acts gefragt, ob sie Lust hätten, dass ich ihre Stücke exklusiv für mein Remix-Album remixe. Die Stücke erschienen dann auch auf Vinyl, was mich natürlich besonders gefreut hat, und zusammen mit etlichen anderen Remixen aus dem vergangenen Jahr auf CD.

Wo wir gerade dabei sind: Du hast unter anderem Remixe für Goldfrapp, Steve Bug, Misc. etc. Das war sicherlich eine große Herausforderung?
Klar, sowas ist immer klasse, macht super Spaß und spornt einen natürlich auch an. Aber, das ist jetzt kein Spruch: Ich nehme jeden anderen Remix für ein unbekanntes Projekt genauso ernst, mir macht remixen generell viel Spaß, weil man direkt anfangen kann, direkt angefixt wird mit Kreativinput. Das mag ich sehr gerne.

Du warst bis 2000 Hauptberuflich Journalist und führst nun die Feder im Auftrage des Groove Magazines. Welche redaktionellen Parts hast Du dort übernommen?
Nur Kritiken schreiben, ich bin da ja nur ein freier Schreiber unter vielen. Zu mehr habe ich auch keine Zeit, aber wenn mal ein interessantes Thema kommt, würde ich vielleicht auch mal wieder eine Story schreiben. Mal sehen - wenn die mich dann überhaupt wollen!

out now:
- mathias schaffhäuser - go to hell/go further (lebensfreude rec.)
- andreas henneberg - deverb / feat. the MiniMedleyMix by mathias schaffhäuser (karate rec./straight dist.)

Text & Interview: Matthias Speck

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