Mit dem Start ihres Imprints IPoly Music und gestützt durch die Zusammenarbeit mit Carsten Rechenberger & Recall 8 machten in letzter Zeit vor allem zwei junge Dresdner mit ihren Releases & Remixen auf sich aufmerksam. Die Rede ist von Mentalic & Alec Troniq - zwei Fachmänner für gehaltvollen Technosound, die uns in einem Interview Rede und Antwort zum Thema: „Techno, Emotionen und IPoly“ standen!
Ihr eröffnet euer Label IPoly Music in einer Zeit, in der die Szene von elektronischer Tanzmusik nahezu überschwemmt wird. Warum?
Alec Troniq: Die Frage ist berechtigt, denn tatsächlich haben wir uns lange gegen diesen Gedanken und unsere gemeinsame Wunschvorstellung gewehrt, etwas Individuelles unter eigener Flagge zu präsentieren. Gleichzeitig sehen wir aber immer mehr die Notwendigkeit, die Szene mit etwas Essenziellem, nämlich Kreativität zu bereichern. Es gibt einfach zu viele Releases, die von der Einfältigkeit in den Clubs zeugen. Wir glauben, es fehlt an Musik, die aus eigener Kraft Emotionen weckt.
Mentalic: Das stimmt! Es gibt einfach zu viel inhaltslosen Bullshit da draußen. Zum anderen wirst du immer irgendwie eingeschränkt, wenn du auf anderen Labels veröffentlichst. Du wirst oft vor vollendete Tatsachen gestellt, das Endprodukt ist immer anders, als du es dir vorgestellt hast – einer der Gründe, die zu IPoly Music geführt haben. Außerdem gibt es bei uns so viel Output, dass wir einfach diese ewigen Wartezeiten nicht mehr in Kauf nehmen wollen.
Eure Tracks bestechen ja zum einen durch Melodie und Tiefe, zum anderen durch pure Ausgeflipptheit. In welche Richtung soll es auf IPoly demnächst gehen?
Mentalic: Einer der Leitsätze von IPoly ist „reunite body and mind on the dancefloor“, und genauso halten wir es auch. Der „body“ steht für’s Ausflippen und die Melodien sind „mind“-Sache. Ich muss zugeben, dass ich momentan eher zum Ausflippen tendiere, große Melodien und Stories wie im Track „Desperado“ stehen bei mir gerade etwas im Hintergrund. Das soll aber nicht heißen, dass ich die Melodien vollkommen vernachlässige. Für Releases finde ich es gut, wenn es sich die Waage hält, und genauso wird es auf IPoly passieren.
Alec Troniq: Ich hab seit Jahren nix rein Perkussives mehr produziert. Eine gewisse Melodik ist immer kreative Basis und somit Daseinsberechtigung für meine Tracks – das heißt nicht, dass der Hörer von orchestralen Opera überrumpelt wird, ich mag diffizile Harmonien. Der Anspruch für meine Musik ist immer dieser winzige Punkt, auf dem du dich und deinen Körper treiben lassen kannst.
Diese Ansprüche vermittelt das erste Release „Sub Aquers“ von Alec ja schon sehr deutlich. Wie wird es denn nach der IPOLY001 weiter gehen?
Mentalic: Weiter geht’s im Januar mit IPOLY 002, meinem „Highway Man“. Ein 3-Tracker, der schon lange im Kasten ist und für viel positives Feedback gesorgt hat. Nummer 003 ist für Tickles vorgesehen, unserem inoffiziellen dritten Mann im Bunde, der viel zur Entstehung, Geist und Optik des Labels beiträgt und außerdem ein unglaubliches musikalisches Talent hat.
Alec Troniq: Da gebe ich Menty recht. Wir sind völlig fasziniert von seinen genialen Fummeleien. Wenn man ihm bei der Arbeit zuschaut, könnte man denken, der hat einen an der Waffel. Aber er folgt da einem Wahn, in dem er die Musik auf dezente Art in immer neue Spitzen treibt. Und das wollen wir unbedingt aus seinem Kämmerchen rausholen.
Mentalic, du hast ja nun auch schon auf Reche & Recall’s Minimallabel „Microtonal Records“ für viel Furore gesorgt. Neben deinem Klassiker „Desperado“ auf der MICRO001, war es vor allem die zweite EP mit einem Gabriel Ananda und Dominik Eulberg Remix, die dir sehr viel Aufmerksamkeit bescherte. Wie kam es dazu?
Naja, an der Zweiten war ich ja nur indirekt beteiligt, aber geil ist sie ja trotzdem hehehe… Nee, im Ernst – eines Tages kam via Myspace eine Nachricht vom Ananda-Management, er wäre total von „Desperado“ begeistert und wolle unbedingt einen Remix machen. Einzige Bedingung wäre eine gute Promotion dessen… der Eulberg wurde kurzerhand noch mit eingespannt und so kam eins zum anderen.
Und Alec, kann man in kommender Zeit auch etwas von dir auf Microtonal erwarten?
Alec Troniq: Ja, auf der MICRO004 erscheint im Februar meine „Orville EP“, die meiner Vorliebe für melodisch treibenden Techno gerecht wird. Dazu ein Remix von Alex Carbo und ein ordentlich verdrehtes Schraubteil namens „Not In Violet“. Den Remix von Mentalic gibt’s exklusiv digital zu erwerben.
Für die Leute da Draußen mag jetzt noch eine Frage offen sein: Wo kann man Euch buchen und noch mehr Infos über Euch ergattern?
Mentalic: Ab Januar 2009 kann man uns (Alec Troniq und mich) exclusiv über das Tonal.Booking Management (a Division of Dusted Decks) buchen und persönliche, sowie releasetechnische Neuigkeiten findet auf unseren Homepages.
Text & Interview: Pitt Krosser