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Mo’s Ferry Productions

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Sieg des Kollektivgedankens Spätestens seit dem Aufstieg von Eva Padberg in die oberste Promi-TV-Talk-Couch-Liga dürfte der Name Mo’s Ferry zum zweiten großen Exportschlager Thüringens in Sachen elektronische Musik geworden sein. Inzwischen wohnen die Ex-Erfurter in Berlin und Ms. Padberg wird schon als Nachfolgerin von Heidi Klum gehandelt. Parallel taucht aber auch immer häufiger der Name Mo’s Ferry in den Charts und Playlists diverser DJ-Größen auf. Als Heimstätte schräg-experimenteller oder manchmal auch einfach halsbrecherisch harter Minimalkost scheinen Dapayk & Co. ihren Platz im elektronischen Musikzirkus gefunden zu haben. Und wieder einmal zeigt sich, dass sich’s im Kollektiv scheinbar am erfolgreichsten arbeiten lässt - Steffen Bennemann interviewte mit Niklas Worgt aka Dapayk einen der Köpfe, die hinter diesem Label stecken:

Seit vergangenem Jahr ist nun auch Mo’s Ferry in Berlin zuhause. Wie hat sich dieser Umzug musikalisch und personell ausgewirkt?
Wir bekommen definitiv mehr Kontakt zu anderen Labels und Künstlern. Das wirkt sich natürlich auch auf die musikalische Entwicklung aus. Wir sind wesentlich mutiger mit unseren Releases geworden und trauen uns eher was zu veröffentlichen, was uns super gefällt aber vielleicht nicht so der Geschmack der bisherigen Mo’s Ferry- Käufer ist. Durch den erhöhten Arbeitsaufwand haben sich die Bereiche auch weiter aufgegliedert. Jan und ich machen nicht mehr alles im Alleingang.

Welchen Kontakt hält Mo’s Ferry noch zur „Heimat“? Früher habt ihr ja auch selbst Events in Thüringen organisiert - Ist das noch Teil der Arbeit?
Sicher! Wir sind zwar logischerweise nicht mehr so häufig wie früher in Thüringen unterwegs, aber pflegen den Kontakt zur Heimat! Viele unsere Freunde sind immer noch in Thüringen und wir versuchen deren Veranstaltungen so gut es geht zu unterstützen. Für komplett eigene Veranstaltungen fehlt uns aber die Zeit.

Wenn man eure Homepage checkt, dann sieht das nach einer gut funktionierenden Arbeitsteilung aus - Kannst du einen kurzen Abriss geben, wer für was verantwortlich ist bei euch?
Jan macht das Rechtliche und die Abrechnungsgeschichten und sorgt für den Ablauf mit den Presswerken, Vertrieben usw. Marcel Knopf kümmert sich als A&R um den Artistpool, somit um die Demos, unsere Acts, aber auch um den täglichen Bürokram. Alexander Puls organisiert die Bookingangelegenheiten. Mein Gebiet liegt im Design der Cover, der Websitegestaltung, teilweise dem Premastern der Releases und dem weiteren Bürokram. Entscheiden was letztendlich auf Platte rauskommt, ist dann wieder Gemeinschaftswillen.

Mo’s Ferry ist eines der wenigen Labels, die sowohl auf Vinyl als auch im Web releasen. Warum diese Trennung und welchen Stellenwert kann man der MP3-Geschichte zuordnen?
Ich sehe da eigentlich keine wirkliche Trennung zwischen Vinyl und Web! Vielleicht eher eine Ergänzung. Wir versuchen den Leuten, die die Musik gut finden, aber keine Verwendung für Platten haben auch etwas zu bieten. Ich selbst bin kein DJ und kauf auch keine Platten und freue mich über jeden guten Track, den ich im Netz für lau finde. Die Downloadzahlen, sowohl der Bonustracks als auch der Mixsets, steigen stetig und helfen natürlich auch, die jeweilige Release zu bewerben. Das Eine hilft also dem Anderen!

MosFerry Crewbild aus alten Zeiten
MosFerry Crewbild aus alten Zeiten

Einen wesentlichen Teil jedes Releases bilden die Remixe - Auf welcher Grundlage werden die Remixer ausgesucht? Würdest du der Aussage zustimmen, dass deren prominente Namen einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Labels geleistet haben?
Bei der Auswahl der Remixer gehen wir eigentlich ganz egoistisch vor. Wir suchen Acts aus die wir gut finden, die irgendwie was Eigenes haben und auf der Platte eine weitere Facette bieten können. Da Marcel Knopf den A&R-Posten innehat und auch DJ ist, kennt er sich da auch am Besten aus und macht meist gute Vorschläge. Natürlich hilft einem kleinen Label mit neuen Acts auch ein bekannterer Name. Ist ja logisch! Es würde nur keinen Sinn machen, den Namen als einziges Argument zu wählen. Was bringt ein Titel der für Einen selbst Mist ist, den man am liebsten verstecken würde, aber einen Supernamen mitschleift?! Wenn Einem nur das Ergebnis und nicht der Weg interessiert, braucht man auch kein eigenes Label machen! Wir können sehr gut damit leben, nicht auf „Teufel komm raus“ zigtausend Platten zu verkaufen!

Text & Interview: Steffen Bennemann

related link: www.mosferry.de