In Rostock geboren, in Leipzig und Berlin aufgewachsen, ist fengari bis heute dem Osten treu geblieben. In Berlin ist sie für Gigolo Records im Bereich Booking zuständig und ist immer noch jedes Wochenende in den Clubs als Djane unterwegs. Mittlerweile ist aus Katja Rick aber auch eine Ehefrau geworden, die die heimische Ruhe genießt.
Du warst mal begeisterte Prima Ballerina, hast in Leipzig auch 3 Jahre an der staatlichen Opernbalettschule trainiert. Gibt es für solche sportlichen Aktivitäten heute noch Zeit bei dir?
Aber natürlich, ich bin nach wie vor ein totaler Sport Freak. Fürs Tanzen fehlt mir heute leider die Zeit, aber ich renne jeden Tag 10 km und jetzt im Sommer gehe ich jeden Tag schwimmen und skaten. Ohne Sport könnte ich nicht leben, es stellt für mich den perfekten Ausgleich zu meiner Arbeit dar und hält mich hoffentlich auch immer fit.
Deine ersten Erfahrungen an den Turntables hattest du in Leipzigs Distillery und dem Rostocker Speicher gehabt. Kannst du dich noch daran erinnern? Wie haben die Veranstalter auf eine Frau an den Decks reagiert?
Die Jungs von der Distillery haben mir damals eine große Chance gegeben und ich war 2 Jahre lang Resident DJ. Im Übrigen wohl die erste Frau, die dort als Resident involviert war. Das war eine große Ehre für mich. Die Parties in der Distillery waren immer ein Highlight für mich und ich hatte viel gelernt. Sehr schade, nun war ich schon einige Jahre nicht mehr präsent in der Tille. An dieser stelle einen lieben Gruß an alle und ein nochmaliges Dankeschön für die schöne Zeit damals.
Eine wichtige Rolle spielt mittlerweile auch deine Ehe. In wie weit hat sich dein Leben seit der Heirat verändert und kann man den Job, das Hobby und den Lebensverbund kompromisslos unter einen Hut bringen?
Ich bin seit 2 Jahren verheiratet und geniesse es in vollen Zügen. Sehr wichtig sind mir auch meine beiden Hunde Mia und Frida, die ich abgöttisch liebe. Mitunter ist es schwierig, denn ich bin mittlerweile jedes Wochenende unterwegs, oft auch allein im Ausland, wo mein Mann mich nicht begleiten kann. Wenn ich in Deutschland spiele, ist die „Familie“ aber meistens mit
Sack und Pack dabei und unterstützt mich. Ich kann nur sagen, ich würde jedes Mal wieder heiraten, etwas Schöneres gibt es nicht. Der Zusammenhalt und die Geborgenheit einer Familie unterstützen in jedem Fall bei meiner Arbeit, nicht nur als DJ, sondern auch als Bookerin, was mich im Prinzip 24 Stunden am Tag fordert.
Du hast lange Zeit am Leipziger Schauspielhaus und in Berlins Komischer Oper als Dramaturgin gearbeitet, ebenso Theaterwissenschaften studiert. Vergleichst du oft das Leben mit einem Theaterstück, erkennst du Parallelen zwischen dem Schauspiel auf der Bühne und dem Verhalten deiner Mitmenschen?
Das Theater stellt immer einen Spiegel unserer Zeit und damit auch einen Spiegel unserer Gesellschaft dar, insofern ist das Theater immer einen Vergleich mit dem Leben wert. Ich war schon immer eine Beobachterin von Menschen und Vorgängen und das Leben ist so ziemlich das interessanteste, was es gibt. Im Theater aber auch vor allem im Tanz geht es vor allem darum, das innerste nach außen zu kehren, das Seelenleben zu zeigen und die damit verbunden Konflikte. Eine Party ist in diesem Sinne auch so was wie Theater und musik liefert den dramaturgischen Baustein dafür.
Du bist bei Gigolo Records für die Promotion zuständig. Wie kam die
Zusammenarbeit mit dem Münchner Label zustande?
Ich war als Pressesprecherin und Promoterin seit 2 Jahren für Gigolo tätig
und hatte vor einem Jahr das Booking übernommen. Gigolo ist vor 2 Jahren von
München nach Berlin gezogen und Hell wollte das Team neu formieren, insofern
war es eher Zufall, dass ich bei Gigolo gelandet bin. Mittlerweile ist das
Team stark zusammen gewachsen und die arbeit macht sehr viel Spaß. Es ist
sicher ungewöhnlich, als Dj auch Bookerin zu sein, da ich aber die
Bedürfnisse sowohl von meinen Künstlern als auch die der Veranstalter sehr
gut kenne, läuft die Arbeit sehr diplomatisch und fast reibungslos.
Natürlich ist ein gewisses Organisationstalent und Sensibilität notwendig
und vor allem die menschliche Perspektive spielt eine große Rolle. Manchmal
ist es schon lustig, wenn ich selbst am Wochenende unterwegs bin und mein
Handy klingelt, weil irgendwo ein Künstler seinen Flieger verpasst hat, dann
heisst es, Zähne zusammenbeißen und Krisenmanagement walten lassen.
Glücklicherweise macht mir aber gearde das lösen schwieriger Aufgaben Spaß.
Ich kann mir keine bessere Lebensweise als die einer Bookerin, Künstlerin
und Ehefrau vorstellen…*lach lach*
Du hast in deiner Vergangenheit diverse Projekte gestartet, wie Zwei Vereint mit dem Altenburger Benjamin Sturm oder Fengari feat. Brotherhood. Wird es auch in Zukunft wieder solch ergänzende Projekte geben?
Da ich im letzten Jahr vor allem als Bookerin sehr beschäftigt war, sind eigene Produktionen etwas in den Hintergrund getreten. Ab September gehe ich aber wieder ins Studio und es wird einige neue Projekte geben, nach wie vor spielt Brotherhood feat. Fengari eine große Rolle. Ein Album ist fertiggestellt, wir können uns nur noch immer nicht entschließen, welche Stücke tatsächlich releast werden sollen. Eine Entscheidung steht in den nächsten Wochen aus. Die Live Performance ist mir nach wie vor sehr wichtig. Neben dem auflegen geht es hier vor allem um Entertainment und Spaß undnatürlich auch um sinnvolle Musik mit Inhalt.
Du bist Journalistin und doziertest auf diversen Workshops über Hintergründe und Entwicklung der Technoszene. In wie weit hat sich Fengari mit der Technoszene oder parallel dazu entwickelt?
Ich denke ich habe mich immer an der elektronischen Musik orientiert. Seit nunmehr 15 Jahren bestimmt sie mein Leben sowohl beruflich als auch privat. Insofern geht die Entwicklung Techno mit der von Fengari einher. Es war und ist mir sehr wichtig, über das Partygeschehen hinaus auch theoretisch und wissenschaftlich an dem Thema zu arbeiten. Ich coache u.a. Kids an Schulen im Rahmen der von der Deutschen Phonoakademie aufgestellten Schooltour und bin auch politisch in Diskussionen verwickelt, die für die Entwicklung und den Fortbestand von Musik entscheidend sind. Denn die Situation im
Gesamtbild der Kultur ist derzeit nicht leicht. Auf meiner Webside kann man diverse Texte dazu finden. Es ist z.b. immer wieder erstaunlich, wie sehr wir uns jetzt schon von der nachfolgenden Generation unterscheiden. Die Kids wissen teilweise nicht mal, wie ein plattenspieler funktioniert, da sie mit MP3 aufgewachsen sind.
(Text und Interview: Nico Walther)