Brixton ist ein Kölner Urgestein. Der Mann hinter dem Label Holzplatten steht von je her für druckvollen, rabiaten Sound, der schnells ein muss und kicken sollte. Dann ist er in seinem Element, dann will Brixton mit. Im Laufe der Jahre hat sich aber auch bei ihm einiges getan. Der einstige Evosonic-Moderator und Lebemann schaut skeptisch auf die Entwicklung im Techno. 12 Jahre nach Gründung seines Imprints hat sich Brixton verändert, erzählt aber noch gerne von den „goldenen Jahren“. Seinem sehr rar gesäten Gig in unseren Gefi lden namen wir zum Anlass um ihm ein paar Fragen zu stellen.
´94 hast du dein eigenes Imprint Holzplatten gegründet, auf dem du anfangs
nur alleine releast hast. War die Einbindung anderer Künstler zu Beginn
nicht geplant, oder warum kam dies erst später?
Die Einbindung anderer Künstler war zu Beginn nicht geplant. 1994 ging es darum
eigene Techno / Acid Music an das Publikum zu bringen, nachdem ich die Struktur
und Abläufe einer Labelarbeit kennen gelernt habe und immer mehr Demos
von Künstler und befreundeten Artist erhalten habe, habe ich auch diese später
releast.
Wie hat sich Holzplatten bis heute entwickelt?
Holzplatten hatte viele Hochs aber auch Tiefs, ich bin kein Zugaufspringer was die
Musikrichtung angeht. Klar hat sich viel getan seit 1994. Ein Beispiel: 1997 hat
sich die Holzplatten 015 namens „Auto Kinetic“ nicht so Klasse verkauft. Heute
2006 zu minimalen Hochzeiten wäre die Platte ein Genuss für viele.
Später entstanden noch Kazumi und Simple Music, zwei Unter-Label von
Holzplatten. Was versprechen diese soundtechnisch?
Es ist sehr schwer unter einem Markennamen viele verschiedene Techno Sounds
zu verkaufen. Somit ist Kazumi für ,sagen wir mal, Loop Techno von jungen Nachwuchskünstlern und Simple steht für simplen Minimal Basic Techno.
Du hast ´98 die erste Release auf dem Leipziger Label Citytrax Records gemacht,
dass es heute leider nicht mehr gibt. Wie kam damals der Kontakt
zu den Jungs?
Die Jungs waren die ersten die mir die Möglichkeit gaben vor euren wunderbaren
Leipziger Publikum Live oder als DJ zu spielen und der Rest kam dann
von selbst.
Du hast damals die Folgeplatte zu Heil´s legendärer U-Turn „Die Offenbarung“
gemacht. War der Druck groß eine vergleichbare Nachfolger-Release zu diesem
(ich nenne es mal) Hit produzieren?
Da war absolut kein Druck, da der Heiko Laux die Veröffentlichungen sehr früh geplant
hat. Somit stand meine VÖ schon fest als die Platte von Heil auf den Markt kam.
Du hattest jahrelang bei Evosonic (R.I.P.) deine Sendung Subsonic und wirst
bis heute mit dem Sender in Verbindung gebracht. Gib doch noch mal kurz ein
Statement. Für viele ist und bleibt es „the one and only radiostation“. Leider
war dann viel zu schnell das Licht aus.
Hmm..., was soll ich da als Statement abgeben. Wie so oft geht es nicht immer um
Musik oder Kunst. Alles kostet Geld und und muss in den deutschen Bürokratie-
Dschungel passen, sonst wird dir eben das Licht ausgemacht und leider kann man
das auf viele Technobereiche übertragen, ebenso Clubs, Labels usw.
Wenn du hinter dem Pult stehst gibst du körperlich alles. Bewegt dich dein
Sound so sehr oder ist das einfach dein Kontakt mit dem Publikum?
Mich bewegt ganz klar der Sound. Ich tanze auch gerne wenn der Sound stimmt,
das ist das Schönste was es gibt! Leider kann man das heute nicht mehr so oft
tun. Bei dem minimal Sound schlafe ich ein nach einer Stunde zuhören. Das können
nur Leute in meinen Augen hören, die Drogen konsumieren. Ich brauche Druck oder
einen Sound der mich wachrüttelt und wo ich sagen kann: geil da passiert was. Ich
will mit!!
Wie hat sich Brixtons Sound entwickelt? Verstehst du die neue Generation und
was die Leute heute wollen?
Natürlich entwickelt sich auch ein Brixton. Manchmal kann das aber auch ein Nachteil
sein, denn die Leichtigkeit die ich am Anfang hatte ist weg. Man wird reifer und
auch ängstlicher was sehr schade ist. Jedenfalls, alleine dass ich so was erkenne
lässt mich auf ein wahres Ich in der Zukunft hoffen. Was die ganze neue Generation
angeht, denke ich, wer ehrlich zu sich selbst ist, wird dafür belohnt und die Leute da
draußen hören das. Das einzige Problem das ich sehe, ist der Markt in der Zukunft,
was Schallplatten angeht. Den ganzen gebe ich leider keine große Chance. Das sehe
ich an den Verkaufszahlen heute und ich werde keine Tracks für irgendwelche MP3-
Internetforen produzieren. Dann gehe ich lieber wieder als Schlosser arbeiten.